GK467 - Der Killer-Geist
Johnny.«
»Nicht der Rede wert. Tut mir leid um deinen Freund.«
»Ja«, sagte Tom Corby leise. »Mir auch.« Er legte auf, ging auf die Straße, kaufte sich eine Zeitung und kehrte in seine Wohnung zurück.
MYSTERIÖSER MORD IM HAFENGEBIET, las er. Was der Reporter danach schilderte, war stark von der Polizei gefärbt. Da war von keiner Wasserleiche die Rede, und auch nicht von einer Geisterschlinge, sondern nur, daß Rance Dunn ermordet worden war und daß die Polizei noch keine Spur des Täters gefunden hatte.
Zu Mittag briet sich Corby eine Wurst. Er aß sie mit französischem Senf und zwei Scheiben Weißbrot.
Als er daranging, den Teller zu spülen, klopfte es. Er begab sich zur Tür und öffnete. Draußen stand Nicola Dunn, Rances Schwester. Corby ließ sie eintreten.
»Wie geht es dir?« fragte er, während er mit ihr ins Wohnzimmer ging. Sie setzte sich und stellte ihre Handtasche auf die Knie. Den Mantel zog sie nicht aus. Sie knöpfte ihn nur auf.
»Ich muß mich zusammenreißen, um nicht gleich wieder loszuheulen«, gestand Nicola.
»Möchtest du etwas trinken?«
»Nein, vielen Dank.«
»Was führt dich zu mir? Ich war gestern bis dreiundzwanzig Uhr bei dir, dann bin ich nach Hause gegangen.«
»Ich fürchte, ich kann über Rances Tod nicht hinwegkommen, Tom.«
»Die Zeit heilt alle Wunden. Heute ist der Schmerz noch sehr groß, und du kannst dir nicht vorstellen, daß er mal abnehmen wird, aber es bleibt nicht so, das kannst du mir glauben.«
»Ich werde so lange keine Ruhe haben, bis der Mord an meinem Bruder gesühnt ist.«
»Die Polizei wird den Mörder finden. Vielleicht erwischt ihn auch Tony Ballard, der Privatdetektiv.«
Nicola Dunn senkte den Blick. Ihre Hände lagen ruhig auf der Handtasche. »Gib mir doch einen Whisky, Tom.«
»Sehr gem.« Corby nahm sich selbst auch gleich einen. Nicola leerte ihr Glas auf einen Zug.
»Wenn ich mich nicht irre, hat dir Rance sehr viel bedeutet«, sagte das hübsche schwarzhaarige Mädchen.
»Er war mein bester Freund. Ich hatte noch nie einen besseren«, gab Tom Corby zu.
»Was würdest du alles für ihn tun?« fragte Nicola.
»Ich verstehe dich nicht.«
»Hast du nicht das Gefühl, daß du deinem besten Freund jetzt, wo er tot ist, etwas schuldest, Tom?«
»Nein. Wieso? Was sollte ich ihm denn schulden? Ich kann doch nichts dafür, daß er nicht mehr lebt.«
»Solltest du nicht versuchen, seinen Mörder zu finden?«
Corby lächelte verlegen. »Ich bin kein Polizist und auch kein Privatdetektiv, Nicola. Ich wüßte nicht, wie ich das anstellen sollte. Das müssen schon die Profis tun.«
»Ich bin nicht deiner Meinung, Tom«, sagte Nicola energisch.
Er schaute sie mit großen Augen beunruhigt an. »Nicola, was hast du vor?«
Sie öffnete ihre Handtasche und holte einen stumpfnasigen Colt-Cobra-Revolver heraus. »Den habe ich mir heute morgen auf dem Schwarzmarkt besorgt.«
Corby erschrak. »Es ist verboten, ohne Waffenschein so einen Revolver zu besitzen, Nicola.«
»Wirst du mich anzeigen?«
»Natürlich, nicht, aber… Mein Gott, Nicola, du kannst doch nicht mit einer Kanone auf Mörderjagd gehen. Das ist nicht erlaubt. Niemand darf das Gesetz selbst in die Hand nehmen.« Corby leerte sein Glas und stellte es weg. »Nicola, nimm Vernunft an. Du bringst dich in große Schwierigkeiten.«
Das schwarzhaarige Mädchen seufzte. »Ich hätte nicht herkommen sollen.«
»Du hättest dir diese Waffe nicht kaufen sollen!«
Nicola schob den Revolver in ihre Handtasche. »Ich hatte gehofft, du würdest mir helfen, Rances Mörder zur Strecke zu bringen, aber nun kenne ich deine Einstellung. Du läßt lieber die anderen die Arbeit tun. Man lebt nicht so gefährlich, wenn man sich aus allen Dingen raushält, nicht wahr?«
Corbys Miene verfinsterte sich. »So darfst du nicht reden, Nicola. Ich bin kein Feigling.«
»Du scheinst für Rance doch nicht so viel übriggehabt zu haben wie er für dich. Er hätte versucht, den Mörder zu kriegen. Schade, daß ich mich in dir geirrt habe. Nun muß ich’s eben allein tun.« Sie schloß ihre Handtasche und stand auf. »Auf Wiedersehen, Tom«, sagte sie und wollte das Wohnzimmer verlassen.
»Warte!« sagte er und hielt sie am Mantelärmel blitzschnell zurück. »So warte doch einen Augenblick, Nicola!« Er seufzte. »Liebe Güte, du kannst genauso stur sein wie dein Bruder. Es hätte keinen Zweck, dir klarzumachen, daß du dich in eine immense Gefahr begibst…«
»Nein, das hätte es nicht«, sagte
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