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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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allerdings noch nicht verabschiedet …«
»Aber er wird ihm doch nichts tun?«
»Nun ja.« Secci schaute zum Fenster, hinter dem es Nacht geworden war. »Die Sache ist die, dass man bei dem toten Jungen ein Messer gefunden hat.«
»Was für ein Messer?«
»Eines, das Bruno gehört.«
»Nein.«
»Doch«, sagte Secci, und Zaccaria fuhr sich durch die wilde Bauernmähne.
In Cecilias Ohren klangen Luporis Worte nach: Eingekerkert und verhört . Die Worte erzeugten Bilder. Ein feuchtes Loch, in dem Ratten durch das Stroh huschten, … rostige Ketten, … metallene Ringe, Schrauben, Hämmer, Messer, … Feuer, das an schwarzen Wänden leckte … Nichts, nichts von alledem hatte sie je gesehen, und doch stand es vor ihren Augen. Bruno wusste mehr als sie. Die Folter hatte vor gar nicht langer Zeit noch zum üblichen Repertoire eines Verhöres gehört. Sie war sicher, dass er sie kannte, vielleicht aus der Anschauung, vielleicht aus eigener Erfahrung. Helfen Sie mir … Sie sah Lupori lachen … Sie dachte an den armen Theriakverkäufer, dessen Schicksal Bruno vor Augen haben musste.
Und dann dachte sie an Brunos Messer. Er hatte nicht hingehen wollen, als man Leo gefunden hatte. Warum? Wäre es nicht seine Aufgabe gewesen, an den Tatort zu eilen, als Sbirro? Stattdessen hatte er verängstigt – o ja, Angst bis an den Kragen! – hier im Zimmer gesessen und wie ein Schulbube, der etwas ausgefressen hat, auf Rossi gewartet.
Cecilia dachte an den Rückweg aus Marliana, als er die Pistole gezogen hatte, um ihr zu zeigen, wie sie sich im Ernstfall verteidigen könnte. Sie besitzen natürlich gar keine Pistole , Signorina . Ganz recht. Das Funkeln in seinen Augen, als er ihre Angst bemerkte … Schlag fester … Vielleicht lebe ich noch, weil ein dreckiger, fetter Mann zu sentimental war, mir das Lebenslicht auszupusten, dachte sie. Und kam sich im selben Moment wie eine Verräterin vor.
»Wenn Rossi kommt, wird er reinen Tisch machen«, beschwor Zaccaria die Hoffnung im Glauben an die Allmacht der Studierten.
Cecilia faltete die Hände im Schoß, blickte ebenfalls zum schwarzen Spiegel des Fensters und sah darin den zitternden Sbirro – der sich eindeutig wie ein Schuldiger verhalten hatte.
    Rossi kam etwa eine halbe Stunde später. Er drückte die Klinke mit dem Ellbogen nieder und schob die Tür mit dem Fuß auf, weil er seine schlafende Tochter in den Armen trug. Als er die Versammlung sah, stutzte er. Aber erst brachte er Dina in ihre Kammer.
    »Nun?«, fragte er, als er zurückkehrte. Cecilia sah ihn erbleichen, während er schweigend zuhörte, was Secci ihm berichtete.
    »Bruno«, wiederholte er wie betäubt.
Keiner antwortete.
»Wer hat Leo gefunden?«
»Ja, das ist so eine Sache«, meinte Secci und blickte
    wieder zum Fenster, dieses Mal deutlich verlegen. »Offenbar hat unser Schneider, Signore Mencarelli, in der Nähe der Hütte vor einiger Zeit Torfmoose gesucht, die er für sein offenes Bein braucht. Er hörte Hundegebell. Er hörte es verschiedene Male …«
    Cecilia schlug die Hand vor den Mund.
»Nun ja. Es kam ihm seltsam vor, dieses Gebell, weil im Moment ja überall von den Sumpfhunden die Rede ist, er hat sich auch ein wenig gefürchtet, und deshalb hat er Giusdicente Lupori aufgesucht, um ihm davon zu erzählen. Und der Giusdicente hat gehandelt. Und den Toten gefunden.«
Cecilia holte tief Luft. »Rossi, der Schneider – er ist zuvor hier gewesen. Er war zweimal hier, um dich zu sprechen. Er wollte eine Anzeige machen. Jetzt begreife ich es. Er wollte von den Hunden erzählen. Und ich hatte gedacht, er käme wegen irgendwelcher Rechnungen.«
Rossi starrte sie an. Sie war nicht sicher, ob er verstand, wie schrecklich sie sich geirrt hatte. Sonst hätte er eigentlich aufspringen und sie zerreißen müssen. Vielleicht wäre Leo noch am Leben, wenn sie nicht großspurig entschieden hätte, wer zum Giudice durfte und wer nicht. Vielleicht würde Bruno dann nicht in Luporis Kerker festsitzen. »Es tut mir so leid.«
    Rossi und seine Beisitzer machten sich auf den Weg nach Buggiano. Cecilia – die Ratten und Brunos Furcht vor Augen – wünschte ihnen Glück. Helft ihm. Tut, was ihr könnt!
    Sie ging zu Dina hinab und fand das Mädchen aufgeregt zappelnd im Bett. »Ich muss so viel erzählen, Cecilia. Bitte, Sie bleiben noch, ja?«
    Also schickte Cecilia Irene in ihre alte Kammer, und sie selbst setzte sich auf einen Stuhl neben Dinas Bett.
»Er hat mich im Arm gehalten, als wir heimgeritten sind.« Dina nahm

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