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GLÄSERN (German Edition)

GLÄSERN (German Edition)

Titel: GLÄSERN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Walter
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Ein Mann ritt auf die Lichtung, auf einem wunderschönen Braunen. Eines aus meinen Ställen. Er vertrieb diese Bestien mit seinen Fußtritten und lautem Gebrüll. Dann sprang er ab und eilte zu meinem Sarg. Inmitten von zerbrochenem Glas …«
    … und sicherlich bedeckt von Speichel und Dreck der Tiere, besudelt von Blut.
    »… lag ich halb in und halb außerhalb dessen, was von dem Sarg noch übrig war. Mein Retter zupfte einige Blätter aus meinem Haar, drückte mich an seine Brust und wiegte mich wie ein kleines Kind. Er war völlig vermummt, ebenso wie der Mörder, den meine Mutter damals hinter mir herschickte. Auch wenn du es mir noch immer nicht glauben willst.« Sie sah mich kurz tadelnd von der Seite an. »Er hielt mich in seinen Armen und ich stand erneut Todesängste aus. Jedoch hoffte ich, er würde mir einen langsamen Tod ersparen und mich mit einem von seinen Dolchen erlösen. Mein Retter legte mich auf den gefrorenen Waldboden, flüsterte wieder und wieder meinen Namen. Dann, Frederick, zog er das Tuch von seinem Gesicht und schob die Kapuze zurück. Es war …« Ich musste sehr an mich halten, um nicht mit dem Namen des Jägers herauszuplatzen. Sie kämpfte mit den Tränen. »… Kieran! Es war Kieran, der zurückgekehrt war, mich hier aus meinem Gefängnis befreite!«
    Nur damit sie stattdessen auf dem kalten Boden erfror. Herrje.
    »Nein!«, stieß ich hervor, so betroffen ich konnte. Wahrscheinlich ein wenig zu überraschend, denn sie blickte mich seltsam aus feuchten Augen an.
    »Es war irgendwie so seltsam. Surreal, dass er zurück war. Zuerst küsste er mich zärtlich auf den Mund und ich vergoss erneut eine einzelne Träne. Dieses Mal jedoch sah er sie. Er legte das Ohr an meinen Mund, konnte jedoch meinen Atem nicht spüren. Plötzlich fuhr er sich mit dem Finger über die Lippen, er musste das Gift in der Süße des Apfels geschmeckt haben, denn er öffnete zaghaft meinen Mund. Ich hoffte inständig, er möge die vergiftete Frucht in meinem Rachen sehen. Er sah sie! Er drehte mich auf die Seite und drückte, presste meinen Oberkörper, bis meine Rippen knackten. Immer mehr und wilder schüttelte er mich. Er schrie dabei meinen Namen, doch ich konnte kein Lebenszeichen von mir geben. ›Aufhören!‹, wollte ich rufen, doch er gab nicht auf. Dann, auf einmal, löste sich etwas aus meinem Hals, meinem Kopf. Ich musste würgen und es rollte ins Gras. Ein kleines Stück von einem braunen, verdorbenen Apfel lag neben meinem Gesicht im Schnee. Kieran trat es hinein in die Büsche. Er brachte mich auf seinem Pferd geschwind durch den Wald nach Hause. Ich war nicht einmal fähig, ihn zu schlagen, zu fragen, warum er mich verlassen hatte. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, berichteten sie mir, dass er wieder fort war. Ich erfuhr erst Tage später per Brief, dass er vorhatte, meinem Vater Bericht zu erstatten, wo ich zu finden war. Doch wurde er scheinbar nie zu ihm vorgelassen.«
    Ich vermutete, dass es möglicherweise nie einen realen Boten gegeben hatte, sondern Kieran den Brief des Grafen gleich im Hause Waldeck erhalten sollte. Ich fühlte mich nun schäbig, das Schreiben zurückgehalten zu haben.
    »Sie sagten, er habe versprochen, bald zu mir zurückzukehren, mir alles erklären zu wollen. Jedoch fürchtete er die freien Wege und wollte sich durch die Wälder schlagen. Und dann fand er deine Reisegruppe.«
    Sie machte eine kurze Pause, leerte versonnen ihr Weinglas und fuhr leise fort, als ob sie Angst hätte, dass uns jemand bespitzelte. »Gestern Nacht habe ich von Kieran ein Geheimnis erfahren«, sagte sie so leise, dass ich es kaum verstand. »Ich kann dir das nicht erzählen, Frederick, aber ich vertraue wie immer auf dein Verständnis. Aber ich weiß jetzt, Georgina will meinen Tod. Hätte ich dies früher erfahren, hätte ich bereits die Erste dieser hässlichen Weiber in meinem Brunnen ersäuft.«
    Hoppla.
    »Wie wahnsinnig muss sie mich hassen, Frederick, wie sehr muss sie mich fürchten, dass sie mir gar drei Mörderinnen schickt!«
    Heute glaube ich keinen Moment lang, dass die Lady damals Mörderinnen geschickt hatte. Eher hatte sie ein weiteres Fragment der magischen Fähigkeit entdeckt und es meisterlich erlernt. Dieser Gedanke kam mir damals jedoch nicht einmal ansatzweise in den Sinn. Warum nur fürchtete ich mich damals so sehr vor ihr! Und bis heute frage ich mich, wie konnte eine so wunderschöne Frau wie Lady Amaranth sich der schwarzen Magie verschreiben! Denn

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