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Glanz

Glanz

Titel: Glanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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Fröhlichkeit.
    Ich erwiderte die Abschiedsformel nicht. Solange ich Eric nicht gefunden und zum Tor des Lichts geführt hatte, |156| würde ich sicher weder Glück noch Fröhlichkeit empfinden.
    Ich fragte Dutzende von Passanten, Verkäufern und auch ein paar Soldaten, die in der Stadt patrouillierten und darauf achteten, dass niemand schlechte Laune verbreitete. Ich fragte mich, was mit den Unglücklichen geschah, die ihre Maske zu Hause vergessen hatten oder vielleicht einmal über irgendeine Lappalie in Streit gerieten und von diesen Wachen erwischt wurden. Aber eigentlich wollte ich es gar nicht wissen.
    Niemand hatte etwas von einem Tempel der Wahrheit gehört oder von behaarten menschenähnlichen Wesen. Die Leute in dieser krampfhaft fröhlichen Stadt interessierten sich offensichtlich nicht für das, was außerhalb ihrer Mauern vor sich ging. Ich merkte jedoch immer deutlicher, dass hinter der heiteren Fassade tiefe Verzweiflung herrschte. Unter den farbenfrohen Gewändern verbargen sich dürre, ausgemergelte Gestalten. Hinter verschlossenen Türen weinten wahrscheinlich Kinder vor Hunger. Am liebsten hätte ich den Leuten die grinsenden Masken vom Gesicht gerissen, doch ich wusste, dass ich sie damit nur noch mehr in Schwierigkeiten gebracht hätte.
    Schließlich gab ich die Fragerei auf. Ich folgte einer Straße, die von dem großen Platz fortführte. Nach einer Weile wurden aus den soliden Steinhäusern windschiefe Verschläge aus grauem Holz. Die Menschen hier trugen zerschlissene Gewänder. Ihre lächelnden Masken waren nicht aus blankem Metall, sondern aus Holz oder Rinde, die Gesichtszüge nur aufgemalt. Manche trugen gar keine Masken, sondern hatten sich lächelnde Clownsgesichter geschminkt. Sobald ich mich ihnen näherte, zogen sie die Mundwinkel hoch.
    |157| Ich war froh, als die Häuser schließlich endeten und ich diesen traurigen Ort hinter mir ließ. Erleichtert nahm ich meine Maske ab. Doch die Landschaft, die sich vor mir erstreckte, gab kaum Anlass dazu, sich besser zu fühlen. Die staubige Straße führte zwischen steinigen Äckern entlang, auf denen augenscheinlich schon lange kein Getreide mehr geerntet worden war. Hin und wieder sah ich Haine voller abgestorbener Bäume, offenbar verdorrte Obstplantagen. Eine schreckliche Dürre musste über dieses Land hereingebrochen sein.
    Ich hatte etwas über einen Kilometer außerhalb der Stadt des Lächelns zurückgelegt, als ich mich einem einzelnen Haus näherte, das vermutlich einem Bauern gehörte. Es war aus Stein gemauert und mit Stroh gedeckt. Daneben befanden sich eine Scheune und ein Gatter, in dem vielleicht einmal Schweine oder Ziegen gehalten worden waren. Doch es war leer, die Tiere vermutlich längst verkauft oder verspeist. Die Fenster waren nicht verglast, sondern mit grobem Stoff zugehangen. Ich nahm hinter einem dieser Vorhänge eine Bewegung wahr. Offenbar war das Haus bewohnt.
    Ich klopfte an die Tür. Hier mussten häufiger Reisende vorbeikommen. Vielleicht hatten die Bewohner vom Tempel der Wahrheit gehört.
    Ein alter Mann öffnete. Er hielt sich eine lächelnde Holzmaske vor das Gesicht. »Glück und Fröhlichkeit«, sagte er, doch es klang alles andere als fröhlich.
    »Du kannst die Maske abnehmen«, sagte ich. »Du musst dich mir gegenüber nicht verstellen. Ich weiß, dass niemand in diesem Land wirklich fröhlich ist.«
    Der Mann senkte zögernd die Hand mit der Maske. Darunter kam ein eingefallenes Gesicht zum Vorschein. Er musste mindestens achtzig Jahre alt sein. Seine Augen |158| waren vor Erstaunen geweitet. »Du musst fremd sein in dieser Gegend, Frau! Weißt du denn nicht, dass es bei Todesstrafe verboten ist, Trauer, Furcht oder Ärger auszudrücken?«
    »Das habe ich schon gemerkt. Aber ich werde auch nicht lange hierbleiben. Ich bin auf der Suche nach dem Tempel der Wahrheit. Weißt du, wo ich ihn finden kann?«
    Der Alte schüttelte den Kopf. »Einen Tempel, der so heißt, kenne ich nicht. Aber um die Wahrheit zu finden, musst du nicht weit reisen.«
    Nun war es an mir, ihn überrascht anzusehen. »Was meinst du damit?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Die Wahrheit findet man nicht in Büchern oder in den Tempeln der Gelehrten. Man findet sie nur in sich selbst, oder nicht?«
    Ich musterte sein zerfurchtes Gesicht, hinter dem sich mehr zu verbergen schien, als man auf den ersten Blick erkennen konnte. War dies eine Botschaft von Eric an mich? Wollte er mir etwas mitteilen?
    »Eigentlich suche ich meinen

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