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Glashaus

Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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Wild durchdrehende Reifen.
    Younas erwachte aus seiner Starre. Riss die Wagentür auf, warf die Waffe in den dunklen Innenraum, glitt hinters Steuer und drehte am Zündschlüssel.
    Nichts.
    Das pummelige Mädchen warf sich auf die Motorhaube von Younas Toyota. Ihr starrer Blick - tief in seine Seele gebohrt.
    Wieder der Zündschlüssel.
    Der Motor des Toyotas erwachte endlich.
    Das pummelige Mädchen bebte und begann zu zittern – aber: Blieb, wo es war? Ihre Hände, die durch die Frontscheibe hindurch nach Younas zu greifen schienen. Deutlich erkannte er die feinen Spinnenetze aus Blut, die sich über die Wangen des Mädchens zogen.
    Eine Stimme in Younas Kopf: Leg sie um!
    Panik und Angst, die für einen Augenblick in Hass explodierten.
    Irgendetwas befahl ihm dennoch einen Gang einzulegen. Das Geräusch, mit dem der Toyota auf den hinter ihm parkenden Wagen knallte, nachdem Younas auf dem Parkplatz der Disko den Rückwärtsgang eingelegt und aufs Gas getreten hatte. Das pummelige Mädchen, dessen Hände und Gesicht aus seinem Blick verschwanden.
     
    Er hatte keine Erinnerung daran wie er hierher, an den Rand der Autobahn gelangt war, wo er jetzt auf den Knien neben seinem Wagen lag und seinem Mageninhalt auf den Asphalt kotzte.
    Die Lichter der vorbeirasenden Wagen – ein beständiges Flirren, das es nicht wirklich bis in sein Hirn schaffte.
    Seine Seele, von der er wusste, dass er sie im Laufe dieser Nacht mit so vielen Monstern verseucht hatte, dass nichts je wieder gut, nichts je wieder friedlich werden konnte.

    1 Uhr 23. „Es gibt nichts, das Du in dieser scheiß Stadt nicht kaufen könntest, solange Du nur den Mumm hast den Preis dafür zu zahlen.“
    Boyle steckte sich eine Kippe an. Der Kopf des Alten drehte sich zu ihm herum. Seine feinen pergamentenen Nasenflügel, die gierig den Duft der Zigarette einsaugten.
    „ Ich weiß, dass Du Bellini von der Abendzeitung darum gebeten hast, mehr über Stillers Vergangenheit herauszufinden. Also erzähl mir nicht, dass ihr keinen Zoff miteinander habt. Ich hab damals den Stoff geklaut. Wenn Stiller hinter Dir her ist, ist er auch hinter dem Juden und mir her. Aber ich bin zu alt für den Knast. Von dem Tag ab, an dem Stillers Leute wegen des Stoffs vor meiner Tür stehen, seid ihr bloß noch Tote auf Urlaub, Du und der Jude. Kapiert?“
    Das war es also. Der Alte wollte ihnen drohen.
    „ Das sind wir mehr oder weniger alle, oder?“, flüsterte Boyle und griff nach der Tür.
    Doch der Alte hielt ihn zurück. Den Bruchteil einer Sekunde durchflutete Boyle Angst. Nur ein Hauch von Angst, der ihn davon trennte nach der Waffe zu greifen und zu tun, was Teddy ihm geraten hatte.
    Es ging vorbei. Wenn Premuda ihn hätte tot sehen wollen, wäre er es wahrscheinlich schon. Zumal der Ort, an dem er den Lexus hatte parken lassen, alles andere als für einen Mord geeignet war. Zu viele gute Bürger in der Gegend, die womöglich über das redeten, was sie vielleicht zufällig mit ansahen.
    Nein, wenn Premuda vorgehabt hätte ihn zu töten, hätte er es nicht hier getan, sondern in einer Gegend, von der er sicher sein konnte, dass dort keiner zusah, der später den Mund aufmachte.
    Boyle glitt in den Sitz zurück. Feine Schweißperlen auf seiner Stirn zeugten trotz allem immer noch von seiner Angst.
    „ Stiller ist mein Feind so gut wie Deiner, Bulle. Also hör Dir an, was ich zu sagen habe. Eine Menge Leute vermuten, dass Stiller damals das Geld für den Wahlkampf seiner Partei aufgetrieben hat. Aber ich weiß, WOHER die Asche gekommen ist, kapiert?“
    Ein unangenehmes Surren stieg in Boyles Hirn und klopfte dort sanft an die ausgefransten Ränder seines Unterbewusstseins. Es waren also nicht die Immobilienspekulanten, die in Stiller Topf gezahlt hatten um sich Vorteile am Monopoly um die Hafencity zu verschaffen.
    „ Ich habe selbst in den Topf gezahlt. Aber Du musst die ganze Geschichte kennen, Bulle.“
    Trockener Husten unterbrach Premudas Worte für eine Weile. Als er danach wieder zu sprechen begann war seine Stimme noch rauer und leiser als zuvor.
    „ Vor drei Jahren kam ein belgischer Anwalt zu mir. Ein Jahr nach der nächsten Wahl, meinte er, stünde die Casinolizenz im Hafenhotel zur Neuausschreibung an. Für drei Millionen cash im Koffer könnte er dafür sorgen, dass dieses Mal die anderen die Wahl gewinnen. Und die würden sich dafür erkenntlich zeigen, sobald die Casinolizenz zur Ausschreibung anstand.
    Solange man weiß wie man es anfängt, ist das

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