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Glashaus

Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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Premudas Coup Bescheid weiß, sollten wir uns verdammt schnell irgendwas sehr Kluges einfallen lassen.“
    Boyle wurde ungewohnt heftig.
    „ Ich hab das im Griff. Du lässt die Finger davon, kapiert? Das ist allein mein Problem.“
    Teddy schüttelte trotzig den Kopf.
    „ So läuft das nicht, Boyle. Selbst, wenn Du ihn uns wirklich `ne Weile vom Leib halten kannst – meinst Du, der hört einfach so auf? Denk doch mal nach, Mann! Auf uns ist Stiller doch nie wirklich scharf gewesen. Für den sind wir doch bloß mittelkleine Fische. Nein, mein Freund, der Typ ist hinter größerem Wild her. Der will Premuda.“
    Teddy langte in seinen Hosenbund zog eine kleine Walther hervor und hielt sie Boyle entgegen.
    „ Was soll das?“
    „ Was ist, wenn auch Premuda schon Bescheid weiß? Und da hinten in dem Auto mit `nem Killer, statt `nem warmen Händedruck wartet? Jeder auf der Straße weiß, dass Du nie eine Waffe trägst. Vielleicht werden sie Dich deswegen ja gar nicht erst durchsuchen. Besser also Du hast was, wenn es ernst wird. Wisch sie danach gründlich ab und lass sie einfach liegen. Ich kümmere mich anschließend schon darum.“
    An Teddys Argumentation war etwas dran. Premuda war nicht zu trauen. Solange er sich nur heftig genug bedrängt fühlte, würde er wahrscheinlich auch vor dem Mord an einem Polizisten nicht zurückschrecken.
    Boyle steckte die kleine Pistole wortlos in den Hosenbund und zog die Lederjacke darüber. Immerhin, selbst die besten Bodyguards machten Fehler. Zumal, solange sie sowieso nicht ernstlich damit rechneten irgendetwas bei ihm zu finden.
    Boyle wandte sich wieder der Straße zu. Doch Teddy hielt ihn zurück.
    „ Boyle … ich weiß, dass es nicht Dein Ding ist … aber wenn Du das Gefühl hast, dass da unten jetzt irgendwas schief geht, musst Du sie platt machen, kapiert? Genau wie damals im Boxring, Alter: Nicht erst lange überlegen, sondern heftig draufhauen. Zuerst verpasst Du dem Gorilla seine Packung. Dann dem alten Mann. Und wenn er noch einen Fahrer dabei hat – dann den zuletzt. Aber den Alten auf jeden Fall. Du wirst ziemlich nah dran sein – also geh auf Nummer sicher und schieß ihnen ins Gesicht.“

    Tatsächlich machte sich Premudas Gorilla nicht die Mühe Boyle nach Waffen zu durchsuchen, sobald er an dem dunklen Lexus auftauchte, der einsam mit gelöschten Lichtern an der Kreuzung parkte.
    Premuda war nicht mehr der Mann, der er noch vor einem Jahr gewesen war. Seine Wangen waren eingefallen, die vollen lebenslustigen Lippen, nur noch zwei schmale Striche, die sich ab und an zu einem dunklen, gelblich gerahmten Schlund öffneten.
    Auf Boyle wirkte er wie ein kleiner dürrer Vogel, der sich nur aus Versehen in den Fonds des massigen Wagens verirrt haben konnte.
    „ Boyle.“
    Ein unmerkliches Beben unter der ockerfarbenen Stoffmasse des hellen Kamelhaarmantels, die die Gestalt des dürren Vogels umfing.
    „ Sie haben gerufen – ich bin gekommen.“
    „ Ja, Du bist gekommen.“
    Eine von Altersflecken und Runzeln übersäte Hand fuhr in die Tasche des Mantels, brachte ein Plastikfläschchen hervor und kickte den Verschluss auf.
    „ Sie sagen, ich hab die verdammte Krabbe besiegt. Kannst Du das glauben – ich bin einundsiebzig und die scheiß Krabbe beißt sich an mir die Zähne aus.“
    Boyle war klar, dass er zu warten hatte, bis der dürre Vogel von sich aus auf den Grund ihres Treffens zu sprechen kam.
    „ Jemand hat Stillers Sohn umgelegt?“
    „ Ja.“
    „ Und Du bist hinter ihm her?“
    „ Ja.“
    „ Wieso?“
    „ Weil das mein Job ist. Sie haben mich zu Mord versetzt.“
    „ Weshalb flüstern sie dann auf der Straße, dass Stiller hinter Dir und dem Juden her sei?“
    „ Blöde Gerüchte.“
    Ein rhythmisches Beben, das durch die Gestalt des dürren Vogels ging.
    Es dauerte bis Boyle erkannte, dass Premuda lachte.
    „ Wieso haben Sie mich sehen wollen?“
    Das Beben brach ab.
    „ Um Dir einen Gefallen zu tun. Besser Du hältst also die Klappe und hörst mir zu.“
    Ein gefährliches Funkeln, das dazu über die tief liegenden Augen des dürren Vogels glitt.

    1 Uhr 10. Das pummelige Mädchen hatte Blut an ihren Händen und dem billigen schwarzen Kunstledertop. Obszönes Rot, das auf dem Schwarz feine ineinander fließende Spinnennetze bildete.
    Sie schrie.
    In Younas das Gefühl sich hilflos in einem dunklen Traum gefangen zu sehen.
    Die Stimme des pummeligen Mädchens überschlug sich. Ein Motor, der kratzend und pfeifend irgendwo ansprang.

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