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Glashaus

Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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Du, hing er mit Halif und Premuda zusammen in dem Casinodeal drin?“
    „ Würde jedenfalls zu ihm passen.“
    „ Ich hab ihnen das mit den Narben gesteckt. Sie haben ihn schon in die Pathologie gebracht, aber da ist wohl kein Zweifel mehr möglich: Anatoli ist unser Toter. Und auf die Brünette ist `ne verdeckte Fahndung raus.“
    „ Was meinst Du, wie sie es gemacht haben? Anatoli war kein Idiot. Und außerdem immer vorsichtig.“
    Boyle startete den Motor, legte aber keinen Gang ein, sondern ließ den Wagen im Leerlauf leise vor sich hin blubbern.
    „ Halif hat ihn zu sich nach Hause bestellt, weil Ryschkow nämlich nirgendwo anders hin gegangen wäre um Halif zu treffen. Wenn er alte russische Schule war, dann glaubte er vielleicht, dass Halif niemals in dieselbe Ecke kackt in der er auch wohnt. Irgendwer hat ihn hereingelassen. Vielleicht sogar Halif selbst. Dann kommen unsere beiden Pistoleros aus der Deckung und machen ihn alle. Trotzdem: WAS hat Halif so sehr aus der Fassung gebracht, dass er soweit gegangen ist, einen Mann in seinem eigenen Haus platt machen zu lassen und dann auch noch AUF DIESE ART?“
    Boyle legte einen Gang ein und fuhr los.
    Boyle bremste den schweren Wagen plötzlich ab.
    „ Mann – Premuda! Was ist wenn Halif aus irgendeinem Grund nach und nach alle seine Partner an dem Casinodeal platt machen lässt? Dann ist Premuda todsicher der nächste auf der Liste.“
    Boyle war drauf und dran aus dem Wagen zu springen und zur Telefonzelle zurück zu laufen. Doch Teddy hielt ihn zurück.
    „ Bleib hier. Ich weiß wo er um die Zeit ist. Und dort findet Halif ihn ganz bestimmt nicht.“
    Boyle sah erstaunt zu Teddy herüber.
    „ Wo?“
    „ In der Irrenanstalt, bei seiner Frau.“
    „ Premudas Frau ist in `ner Irrenanstalt?“
    „ Als sie vor ein paar Jahren seinen Sohn erschossen haben ist sie ausgetickt. So auf die eher stille Art. Eine Weile haben sie es zu Hause mit Medikamenten versucht. Aber seit ein paar Monaten hat auch das nicht mehr geholfen. So hat er sie eben einweisen lassen. Jede Freitag und Samstagnacht ist er bei ihr. Sitzt wie `n Schuljunge neben ihrem Bett und hält Händchen.“
    Boyle konnte es kaum fassen.
    „ Merkwürdige Vorstellung: Der alte Alligator Händchen haltend in einer Irrenanstalt.“
    Boyle drehte den Zündschlüssel.
    „ Und Du bist sicher, dass Halif nichts davon wissen kann?“
    Teddy war sich sicher.
    „ Ganz sicher. Selbst ich hab’s nur durch einen blöden Zufall erfahren. Außerdem – ich kann mir nicht vorstellen, dass Halif so blöd wäre einen Krieg mit Premuda zu riskieren. Er muss wissen, dass er den nämlich derzeit nicht gewinnen kann. Aber Anatoli – das war was anderes. Ich meine - versteh mich jetzt nicht falsch Boyle - aber Anatoli war `n wirklich harter Hecht und außerdem ehrgeizig, aber an russischen Maßstäben gemessen, bisher noch keine von den ganz großen Nummern.
    Ich hatte ihn schon seit Monaten leise im Verdacht, dass er hierher gekommen ist um die Lage für `ne Übernahme zu sondieren. Mit mir hätte er sich nicht abgegeben. Dafür war ich ihm zu klein und Premuda wäre zu stark gewesen. Zumal wo ihn die Krabbe jetzt offensichtlich doch noch nicht tot gebissen hat.
    Aber Halif hat in letzter Zeit vielleicht `n paar Fehler zuviel gemacht. Den könnte er durchaus auf seiner Liste ganz oben gehabt haben. Erst recht nachdem dieser Casinodeal offenbar so schief gelaufen ist.“

    Eine Viertelstunde darauf tauschten Teddy und Boyle am Friedhofseingang ihre Plätze.
    „ Du kannst mich über den Pager erreichen. Jederzeit.“
    Boyle gab Teddy nicht die Hand als er ausstieg und sich zum Friedhofstor aufmachte.
    Die letzten Meter bis zum Tatort ging Boyle durch taufrisches Gras, vorbei an einem Beamten, der eine Stulle in der Hand und eine Thermoskanne Kaffee auf dem Wagendach, an seinem Grün-Weißen lehnte.
    Es war derselbe Weg, den er ein Jahr zuvor gegangen war, um seine Rache an Färber und Saleki in Szene zu setzen. Kaltes Morgenlicht, das wie Hohn zwischen den Kronen der alten Bäume hing, dazu ab und an der spitze Ruf eines Vogels.
    Fünf Tote in einer einzigen Nacht – soviel Hass, soviel Verlorenheit und hilflose Angst. Und doch auch jenes Kind in Saschas Bauch. Und immer wieder das Bild von Anatoli Ryschkows halb von Raureif überzogenem Herzen am Boden von Halif Kahns Kühlhaus.
    Vor dem rot-weißen Absperrband steckte Boyle sich eine Zigarette an. Nichts, was in dieser Nacht geschehen war, würde er je wieder

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