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Glashaus

Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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Den, der für Halif gedealt hat.“
    Becker dachte darüber nach, griff dann nach Boyles Arm und zog ihn einige Meter weg von den Beamten der Spurensicherung und Schutzpolizei.
    „ Was ist mit dem Zeugen, den Du im Siebten deponiert hast. Was hat er gesehen?“
    „ Zwei blonde Männer, die mit Schutzwesten und Sturmgewehren in Halifs Haus gegangen sind. Und das Tor war OFFEN als sie kamen. Da war er sich ganz sicher.“
    Beckers so schon winzige Augenschlitze verengten sich noch mehr. Zeit den letzten Schlag anzubringen, dachte Boyle.
    „ Halif ist seit Monaten rund um die Uhr vom LKA observiert worden. Bloß war ausgerechnet heute Nacht keiner von denen vor seinem Haus, als diese zwei Typen mit den Sturmgewehren gekommen sind. Das kann kein Zufall gewesen sein.“
    „ War es auch nicht.“
    „ Wer?“
    „ Stiller. Keine zwei Stunden nachdem sein Junge erschossen worden ist.“
    „ Mit welcher Begründung? Er war Polizeipräsident, er hatte keine Weisungsbefugnis für ein LKA – Team.“
    „ Brauchte er nicht. Klein, der Chef von der OK, hat ihm einen Gefallen getan. Ich hab mit ihm telefoniert. Er gibt zu, dass er Stiller den Gefallen getan hat. Sonst sagt er nix.“
    Ein angesehener Karrierebeamter sammelte mit falschen Versprechungen unter den mächtigsten Gangstern der Stadt Wahlkampfgelder, nur um anschließend seine Versprechungen gleich wieder zu brechen. Und ein paar Monate darauf ging ein unauffälliger Einwanderer namens Younas Aris los, um die Vergewaltigung seiner Tochter zu rächen.
    Derselbe angesehene Karrierebeamter - inzwischen Polizeipräsident - zog eigenmächtig, kurz nachdem sein Sohn getötet worden war, ein LKA Team von einer wichtigen Observation bei einem der beiden Gangster ab, die er mit seinen falschen Versprechungen betrogen hatte. Woraufhin zwei unbekannte blonde Männer im Haus jenes Gangsters den womöglich letzten Partner in dem Casinodeal ausweideten, wie ein Mastrind. Kurz darauf starb Tommy Graf, dessen Personalakte überdies verschwunden war, und es stellte sich außerdem heraus, dass jener unauffällige Einwanderer Halif Kahn nicht nur kannte sondern, dass der sogar für ihn bei seiner Einreise gebürgt hatte.
    Boyle erinnerte sich an Beckers Abscheu und Angst, sobald irgendwer Bellinis Name in seiner Gegenwart auch nur erwähnte, und er erinnerte sich an das Gespräch zwischen Tommy und ihm am Abend des Überfalls. Was hatte Tommy noch gesagt? Polizisten waren so etwas wie Katalysatoren, die irgendwann an den Überresten dessen, was sie während ihres Dienstes durch ihre Hirne geschleust hatten, erstickten?
    Woran war Tommy Graf erstickt? Welche Rückstände konnten so toxisch gewesen sein, dass sie nicht anders als nur durch Tommys Tod zu beseitigen gewesen waren?
    „ Ich will endlich die Wahrheit, Becker. Ich hab ein Recht darauf. Da drüben haben sie vor ein paar Minuten einen guten Freund von mir in einen Blechsarg gepackt.“
    „ Ich hab sie nicht.“
    „ Was hast Du dann?“
    Beckers Hand verschwand in der Tasche seines ausgebeulten Sakkos.
    „ Also gut, irgendwann hättest Du es ja wahrscheinlich sowieso erfahren: Stiller war der Letzte, der Tommy Grafs Personalakte angefordert hat. Aber zuvor hatte sie Klein vom LKA.“
    Derselbe Klein, der genau zur rechten Zeit sein Observationsteam von Halif Kahns Haus abgezogen hatte, um den beiden Unbekannten zu erlauben, Anatoli Ryschkow eine tödliche Falle zu stellen.
    Derselbe Klein, der seit Jahren mit den Bossen von der Dienstaufsicht herumhing und ihnen, wie so ziemlich jeder Bulle nur zu gut wusste, schon mal ganz gern den ein oder anderen kleinen Gefallen tat.
    Sobald sich in Boyle eine verschwommene Vorstellung der Art jener Überreste aufgebaut hatte, an denen Tommy Graf schließlich erstickt war, würgte ihn feuchter Ekel.
    Trotz Färber und Saleki und sogar trotz seines eigenen Verrates an ihr , hatte Boyle bis zu diesem Augenblick immer noch an die grundsätzliche Aufrichtigkeit der Gemeinschaft, die er sich zu einer Art Ersatzfamilie erkoren hatte, geglaubt.
    Nun musste er einsehen, dass sie sein Vertrauen ebenso wenig wert gewesen war, wie er das ihre.
    Ein betrogener Betrüger.
    Ein verratener Verräter.
    Wie mies.
    Wie lächerlich.
    „ Ihr Schweine habt ihn fallen lassen, obwohl ihr ganz genau wusstet, dass er dabei höchstwahrscheinlich draufgehen würde.“
    „ Das ist noch lange nicht bewiesen“, flüsterte Becker. „Und selbst wenn – dann waren es Stiller und Klein. Ich hatte damit nichts zu

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