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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Spülstein verbarg sich unter einer dichten Staubschicht. Spinnen woben ihre Netze in den Ecken. Auf offenen Holzregalen standen Krüge und Becher, auf anderen Teller und Tassen. Die Zeit hatte sie eingeholt. Camilla erkannte kaum Muster oder Farben. Das Bild erinnerte an Mittelaltermärkte, Museumsdörfer und alte Burgen.
    Chris ließ sich mit ihr an einem grob zusammengezimmerten Tisch auf einer Holzbank nieder. Er legte das Buch ab. Unwillkürlich rückte sie näher an Chris heran, ihr kam es vor, als wäre es hier unten bedeutend kälter als oben unter dem Dach.
    »Frierst du?«
    Sie nickte und drängte sich enger an seine Seite. Chris schlang einen Arm um ihre Schultern. Sie sog seinen herben Duft ein, als böte er einen Rettungsanker. Seine Finger strichen über ihren Nacken. Nach einer Weile umfing er ihre Taille. Jede Stelle, die er berührte, elektrisierte. Ein erregendes Gefühl rann durch ihren Leib. Sie spürte, wie sie von innen heraus zu glühen begann. Langsam hob sie den Blick. Der Ausdruck seiner Augen war offenkundig sehnsüchtig. Camillas Herz schlug schneller, als Chris’ Hand zu ihrer Hüfte glitt und sich behutsam unter den Saum des Pullovers schob. Raue Fingerspitzen tasteten über den Hosenbund zu ihrem Bauch. Ihr Mund war trocken. Behutsam strich sie über seinen Arm und drückte ihn enger an sich. Langsam neigte er sich zu ihr. Seine Lippen öffneten sich. Sie schloss die Lider.
    Jemand räusperte sich.
    Camilla fuhr zusammen. Sie fühlte sich ertappt, obwohl sie nicht wusste, wer sie erschreckt hatte.
    Chris hatte sich von ihr gelöst und atmete tief durch.
    Unter der Türe stand Olympia.
    Camilla wünschte sich in dieser Sekunde, der Puppe die Augen herausreißen zu können und sie anschließend öffentlich hinrichten zu lassen.
    Oh, oh, reagierte sie nicht gerade ein wenig zu heftig? Camilla zwang sich, die Achterbahnfahrt ihrer Gefühle abrupt zu bremsen. Ähm … sie hatte sich nicht wirklich … verliebt, oder? Ihre Enttäuschung rauschte von dannen.
    Sie fing sich einen amüsierten Blick ein, als die Puppe eintrat. Olympia stellte einen Korb auf dem Tisch ab und packte ihn in aller Seelenruhe aus.
    »Amadeo schickt mich.« Sie stellte Schüsseln auf und legte duftende Brotstücke darauf ab.
    Camilla starrte sie an. Das war nicht Olympias Stimme. Das metallene Klirren fehlte. Sie klang anders, heller und jünger. Auch ihre Bewegungen wirkten flüssiger. Sie musterte die Frau genauer. Ihre Augen sahen aus, als wären sie von gleicher Farbe, nicht wie die Olympias. Das Haar trug sie zu langen Zöpfen geflochten. Sogar Art und Farben der Kleidung differierten. Die vermeintliche Olympia trug ein kurzes, grellbuntes Kleid und darunter eine schwarze Cordhose. Sie ähnelte in keiner Weise der stolzen Schönheit, die Camilla in der letzten Nacht kennengelernt hatte.
    »Das sind nicht Theresas Augen!«
    Chris grinste breit. »Das ist auch nicht Olympia, sondern Amelie.« Er gluckste.
    Camilla fiel ein, was Olympia in der letzten Nacht erzählt hatte. Es gab mehr Uhrwerkmenschen, nur hatte sie nicht damit gerechnet, dass alle Frauen gleich aussahen.
    Amelie lächelte verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. »Du dachtest, ich sei Olympia?«
    Camilla nickte. Ihre Verärgerung konzentrierte sich nun auf Chris, der immer noch leise feixte. Er hätte sie auf weitere Begegnungen vorbereiten müssen.
    »Danke«, sagte Amelie. Es klang ehrlich. »Das ist eine große Ehre für mich, mit ihr verwechselt zu werden.«
    Camilla betrachtete die Mimik der Frau genauer. Sie spürte sogar, dass es eine andere Puppe war. Ihr fehlte das Charisma. Andererseits besaß Amelie einen erfrischend jugendlichen Charme und kluge, fröhliche Augen. Sie musste um vieles jünger sein als ihre »Schwester«. Besonders gefiel Camilla der freche Ausdruck in ihrem Gesicht. Etwas daran erinnerte an Chris.
    Sie wandte sich ihm zu. Tatsächlich waren sich die beiden in ihrer Gestik und Mimik ähnlich. Amelies Augen glichen den seinen, auch wenn Camilla unmöglich die Farbe bestimmen konnte. Sie nahm sich vor, Chris später danach zu fragen.
    Amelie räumte eine weitere Schüssel aus ihrem Korb und nahm die Deckel ab. Der Duft nach heißer Suppe und gebratenem Rindfleisch erfüllte die Luft. Camillas Magen knurrte laut.
    Chris grinste wieder.
    »Du rettest uns gerade, Amelie.«
    Sie hob eine Braue. »Wohl eher Camilla als dich«, entgegnete sie mit einem Seitenblick.
    »Du kennst meinen Namen?« Ihr Magen knurrte anhaltend. Sie

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