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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Amadeo leise.
    Die Worte verwirrten sie. Sie machte eine umfassende Handbewegung. »Wie hängt das alles zusammen?«
    »Olympia hat sie mir heute früh gebracht.« Er ging nicht auf ihre Frage ein. »Sie sagte, dass ihr in der Nacht bei ihr wart.« Schärfe hatte sich in seine Stimme geschlichen. Schließlich riss er sich von den Illustrationen los und suchte ihren Blick. Seine fahlen Augen verengten sich.
    Camilla zuckte zusammen. Im ersten Moment überfiel das Gefühl sie, bei etwas Verbotenem ertappt worden zu sein. Offenbar nahm er ihr übel, Chris und Olympia gefragt zu haben, anstatt ihn um Hilfe zu bitten. Gleichzeitig vermittelte ihr seine Haltung nur restriktive Informationen. Von Amadeo konnte sie keine Offenheit erwarten. In seinen Augen las sie verhaltenen Zorn, auch wenn er seinen breiten Mund zu einem Lächeln verzerrte. Las er wieder ihre Gedanken?
    Chris’ legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie zu sich.
    Amadeo ging langsam zu seinem Sessel zurück, ohne sich zu setzen. Stattdessen schlug er mit dem Knauf seines Stockes auf das Buch.
    »Dieses Wissen brauchst du, um mehr zu verstehen!«
    Camilla zuckte unter seinem heftigen Tonfall zusammen. »Aber …«
    Amadeo wandte ihr den Rücken zu und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort.
    Chris ließ sie los. Er machte Anstalten, hinter dem alten Mann herzulaufen.
    »Lass«, sagte sie. »Er ist sicher wütend, weil du mich zu Olympia geführt hast.«
    »Warum?« Chris fuhr verärgert herum. »Weshalb zitiert er uns überhaupt hierher? Wollte er dich erschrecken und mir ein schlechtes Gewissen einreden?« Er versetzte Amadeos Sessel einen Tritt. »Ist der alte Zausel noch ganz bei Trost?«
    Sie ergriff seinen Arm und zog ihn zu sich. »Er kann dich hören.« Obwohl Amadeo unheimlich war, wusste sie, dass sie ihm Respekt zollen musste. Seiner Aura konnte sie sich einfach nicht entziehen, umso mehr missfiel es ihr, dass Chris ihn offen angriff.
    »Soll er! Ich habe keine Angst vor ihm!« Chris starrte hinter dem Alten her, der langsam den Flur zur Treppe hinunterging. Amadeo drehte sich nicht um.
    Sie biss unsicher auf ihrem Piercing herum. Schließlich wandte sie sich erneut den Zeichnungen zu. »Er hat sicher seine Gründe, weshalb er mir den Sandmann so klar zeigt.«
    Chris’ Stiefel kratzten auf den dreckigen Dielen, als er sich zu ihr umdrehte. »Wahrscheinlich. Amadeo weiß viel. Er ist uralt.«
    »Das habe ich gemerkt.« Sie nahm eine besonders detaillierte Zeichnung von der Wand. Vorsichtig hielt sie das Bild näher an eine der Kerzen.
    »Wie alt denn eigentlich?« Sie strich mit den Fingerspitzen über das brüchige Papier, bis sie bei einem unleserlichen Signum ankam, das versteckt zum Teil der Illustration geworden war. Einzig die Jahreszahl ließ sich noch erkennen: 1817.
    Chris’ Schatten fiel über das Blatt. Er nickte, als sie auf das Datum deutete. »Damals war er einundvierzig.«
    In ihrem Kopf breitete sich eine bleierne Leere aus. Konnte man sich auf eine solche Antwort vorbereiten? Selbst nach all den bizarren Erlebnissen fühlte sie sich, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Sie ließ das Blatt auf den Tisch sinken und atmete tief durch, versuchte, einen klareren Kopf zu bekommen.
    Chris nahm sie vorsichtig an den Schultern. »Geht es?«
    Camilla nickte. »Was ist Amadeo?«
    »Das weiß keiner von uns.« Chris wirkte bedrückt. »Aber vielleicht kann dir auch da Olympia ein paar Antworten geben.«
    »Das bekommt er doch mit. Wird er dann nicht wieder zornig?«
    Chris zuckte mit den Schultern. »Soll er. Er schweigt sich über seine Person aus.«
    Camilla deutete zu dem Buch. »Meinst du, darin finden wir Antworten?«
    »Das hat er uns ja nahe gelegt.« Sarkasmus schwang in seiner Stimme mit.
    Sie drehte sich zur Wand und nahm die restlichen Zeichnungen ab. Ein Schauder lief ihr über den Rücken, als sie alle Bilder neben die Kerzen gelegt hatte. Lange Zeit betrachtete sie das Gesicht des Sandmanns. Sie spürte, wie Chris neben ihr nervös wurde.
    »Gibt es hier eigentlich auch Räume, die angenehmer sind als dieses Audienzzimmer?«
    Chris nickte. Er nahm das Buch und machte eine Kopfbewegung nach unten. »Komm mit.«
     
    Als nennenswert angenehmer wollte Camilla die darunter liegende Etage auch nicht bezeichnen. Ein langer, schmaler Flur führte an einem winzigen Schlafraum vorbei in eine Küche. Die ummauerte Feuerstelle sah aus, als wäre sie seit vielen Jahren nicht mehr genutzt worden. Auch der

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