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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Sie hob die Schultern.
    »Du weißt doch eh die Antwort«, entgegnete sie spitz.
    Er nickte still.
    Sie machte eine unwillige Handbewegung. »Egal! Gehen wir mal davon aus, dass Grimm sich in seiner Bauart nicht von den anderen Puppen unterscheidet.« Sie sah Chris an. »Weißt du, ob ein Uhrwerkmensch Schwachpunkte hat?«
    »Außer den Augen?«
    Camilla nickte. Sie wandte sich von ihm ab und leuchtete zu dem zertrümmerten Tisch. Aus den Holzresten grub sie einige Splitter heraus, die gefährlicher aussahen als das Messer. Einige steckte sie ein.
    Chris kniete sich neben sie. Er nahm ein Tischbein auf, das er wie einen Knüppel in der Luft schwang, und legte es zurück. Er wirkte sehr nachdenklich. »Ich habe gesehen, wie Nathanael Grimms Kehle zudrückte«, sagte Camilla. »Es gab ein leises Geräusch, bevor der Kerl stehen blieb. Er muss ihn irgendwie abgeschaltet haben. Vielleicht gibt es etwas, was das Uhrwerk unterbricht, die Stromzufuhr kappt oder eine Art Notausschalter.«
    Chris zuckte mit den Schultern. »Grimm ist auch darin besonders. Bei Olympias Schwestern gibt es nichts Vergleichbares.« Er wischte sich die Hände an der Hose ab. »An ihnen haben so viele Ingenieure ihre Künste ausprobiert, dass ziemlich jede anders funktionieren dürfte. Das Grundmodell des Sandmanns unterscheidet sich schon sehr von seinen zuletzt geschaffenen Puppen. Er modernisiert sie nach den jeweiligen Möglichkeiten.«
    »Aus was besteht eigentlich so eine Puppe?«
    »Damals waren sie aus Holz, Metall und einer Art natürlichem Gummi. Olympia erzählte mir davon.«
    »Gummi ist aber ein Kunststoff. Den gibt es doch noch gar nicht so lang«, entgegnete Camilla.
    Chris schüttelte den Kopf. »Das Material war den Azteken und Mayas bereits bekannt. Davon abgesehen stammt der Begriff aus dem Ägyptischen. Damals war Gummi gleichzusetzen mit Kautschuk.«
    »Oh.« Ihr fiel leider nichts Intelligenteres ein. Chris konnte zwar richtig behäbig in seinen Reaktionen sein, aber seine Bildung und sein schneller Verstand überraschten sie immer wieder. Camilla grinste. »Du bist besser als Wikipedia.«
    Christoph ging nicht darauf ein. Ein letztes Mal sah er sich nach einer brauchbaren Waffe um, schüttelte aber den Kopf. »Lass uns gehen.«
     
    Von dem Flur zweigten drei Zimmer ab. Camilla leuchtete in den rechts gelegenen Raum, der eine bizarre Form besaß. Der Treppenlauf schnitt durch eine Wand und verzog sie diagonal in die Decke. Auf den ersten Blick wirkte es, als hätte die Kammer fünf Seiten. So stellte Camilla sich die Gebäude in einem H. P. Lovecraft-Roman vor.
    Die Luft roch nach modriger Nässe, Schimmel und Alter. Chris hustete verhalten hinter ihr. Seinen angegriffenen Lungen bekam diese Umgebung nicht. Besorgt wandte sie sich zu ihm. Der Schuss und die vielen Zigaretten brachten ihn früher oder später um.
    Chris wich ihrem Blick aus.
    »Hör auf zu rauchen!«
    Er lächelte entschuldigend, hustete aber gleich wieder.
    »Willst du zurückgehen?«
    Chris schüttelte vehement den Kopf. »Bei Feuchtigkeit und Schimmel habe ich immer leichte Probleme.«
    »Ich mache mir Sorgen um dich.«
    Er strich ihr über den Rücken. »Danke, Liebes.«
    Camilla fühlte sich keineswegs beruhigt, aber zurückschicken konnte sie ihn nicht. Schließlich wandte sie sich ab und ließ den Strahl der Taschenlampe durch das gegenüberliegende Zimmer gleiten.
    Ein Haufen unordentlich zusammengeknüllter Wolldecken lag auf einer Luftmatratze. Dank der Masse wirkte es, als ob sich darunter etwas versteckte.
    Bitte nicht wieder eine Leiche, schoss es Camilla durch den Kopf. Sie schluckte hart. Ihre Hand fuhr in die Jackentasche. Der Griff des Messers beruhigte sie etwas. Vorsichtig trat sie näher. In einem weiten Halbkreis standen Kerzen auf dem aufgeworfenen Lehmboden. Camilla rechnete fast mit magischen Symbolen und einem Pentagramm oder okkulten Phrasen, mit Jungfrauenblut geschrieben.
    Mist! Ihre Fantasie ging mit ihr durch! Tatsächlich sah sie einen Herzschlag lang Schriftzeichen auf Wänden und Boden. Das Bild verschwand schnell und machte offensichtlichem Chaos Platz. Vermutlich hatte Grimm hier genächtigt.
    »Für so schlampig habe ich Grimm nicht gehalten.«
    »Er hat nichts mehr zu verlieren«, entgegnete Chris. Er sprach unwillkürlich sehr leise.
    »Wahrscheinlich.« Langsam trat sie näher und ging in die Knie. Mit spitzen Fingern hob sie eine der Decken an. Muffiger Geruch drang in ihre Nase. Sie fand weitere Fetzen. Unachtsam warf

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