Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
Gesichtsausdruck entspannte sich, ihre Miene wurde heiter, und nach einem „Scusami!“ begann sie hell und herzlich zu lachen. Und sie lachte so ansteckend, daß auch Jojo zu kichern begann und ich mir ein paar Heiterkeitsfalten ins Meisterdetektivgesicht quetschte.
    Sie reichte Philip das Augenzeugenbuch zurück und wiederholte: „Scusami, ich hatte wirklich geglaubt, du zeichnest mich. Aber du hast viele Irrtume aufgeschrieben.“
    „Irrtümer!“ verbesserte Jojo.
    „Okay, Irrtümer.“ Sie wandte sich mir zu. „Ihr Sohn ist ein großer Filou!“
    Ich lächelte zurück und korrigierte: „Noch ist er nicht mein Sohn. Ich bin noch am Überlegen, ob ich ihn adoptieren soll.“
    „Ooooooooh...“ machte sie, und Jojo: „Was sind das für Irrtümer?“
    Sie zählte auf: „Ich bin keine Italienerin, ich bin eine Griechin, die aus Athen stammt. Ich bin nicht neunundzwanzig bis vierunddreißig Jahre alt, ich bin erst vierundzwanzig, und mein Haar ist nicht dunkelblau, es ist schwarz. In meiner Tasche befinden sich keine Schmuggelwaren, sondern Sportzeug. Du sollst es genau wissen, ich bin nicht Platzanweiserin von Kino, ich bin Dolmetscherin...“ Und wieder lachte sie herzerfrischend.
    In der kurzen Zeit, die uns noch verblieb, auch sie stieg in Bozen aus, berichtete sie, daß sie in einem großen Werk in Innsbruck arbeite. Und jetzt fahre sie zu einem Lehrgang im Turmspringen. Als wir ihr erzählten, daß wir auf dem Weg nach Kreta seien, bekam sie ganz glänzende Augen, und aus ihrer Stimme konnte man Heimweh hören.
    Jojo drang so lange auf sie ein, bis sie ihm ihre Adresse verriet. Auf die Frage nach dem Warum gestand er, daß er vorhabe, sie mit etwas ganz Besonderem zu überraschen.
    Nachdem wir ihr lange nachgewinkt und das Fenster wieder zugeschoben hatten, klatschte Jojo zufrieden grinsend in die Hände. Mich beschlich ein Gefühl der Beklemmung. Wenn Jojo so dreinblickte, hatte er entweder bereits was ausgefressen, oder aber er stand kurz vor der Tat.
    Gedankenverloren begann er in der Nase zu bohren.
    „Solltest du auf Erdöl stoßen, beteilige ich mich!“ knurrte ich, unzufrieden mit mir. Was war es, worüber mein Reisegefährte so glücklich war?
    Da... Heiliges Kanonenröhrchen, daß ich daran nicht schon eher gedacht hatte. Mir fiel das Gesicht von Mister Goldzahn ein, als ich ihm zum zweiten Male seine Fahrkarte überreichte...„Jojo, warum wolltest du unbedingt die Adresse von diesem Fräulein Pontakides haben?“
    „Damit ich ihr schreiben kann, Onkel Baldi!“
    „Was hast du ihr entführt?“ fragte ich barsch.
    Philip griff hinter sich. Ich blickte auf einen goldenen Kugelschreiber. „Woher weißt du, daß ich ihr was weggenommen habe?“ staunte er mich an. „Ich bin immerhin ein Detektiv, wenn ich im Augenblick auch ein bißchen müde bin und mich noch nicht so richtig auf deine Maße eingestellt habe.“
    „Sie hat mich ganz schön erschreckt — oder?“ Es klang trotzig.
    „Das ist kein Grund, sie zu bestehlen!“ Ich ließ die Stimme sinken, und es sollte gewichtig klingen: „Noch einen solchen Streich, und ich behaupte, dich nicht zu kennen, falls dich die Polizei mal erwischt.“
    „Du hast gesagt, du wolltest mich adoptieren.“
    „Na und?“
    „Dann darfst du mich doch nicht im Stich lassen!“ Er klappte in rascher Folge seine Augenlider auf und nieder, und dann, nicht zu glauben, sah ich eine Träne blinken. Dick, feucht und glitzernd rollte sie ihm über die Wange. Mir verschlug es die Sprache, ich schluckte Schreck und Mitleid Richtung Magen. Die Rotznase weinte.... Wer hätte das gedacht. Mit Gewalt löste ich meinen Blick von der einsamen Träne, die sich langsam aufzulösen begann, und suchte Jojos Augen...

    Spinnenblut und Mäusedreck, und ei der Daus samt Däuschen, ich war kein Detektiv, schon gar kein Meisterdetektiv, ich war ein kleiner, dicker und naiver Buttermilchtrinker. Schon wieder hatte mich der Dreikäsehoch reingelegt. Seine Augen weinten nicht, seine Augen strahlten mich in purer Glückseligkeit an. „Gib zu, daß du gedacht hast, ich würde heulen.“
    „lch gebe es zu“, seufzte ich ergeben, während mir eine innere Stimme kichernd vorrechnete: „Vier Tage noch bis Iraklion...“
    „Bitte, erzähle mir jetzt die Geschichte von Eusebios Huhn!“
    „Also gut, ich erzähl’ dir die Geschichte von Eusebios Huhn. Anschließend machen wir einen Erkundungsgang zum Speisewagen...“
    Nach unserem Besuch im Speisewagen, wo ich drei Portionen

Weitere Kostenlose Bücher