Glaub an die Liebe, Kit
Geld über die Theke. Unauffällig drehte sie sich zur Tür in der Hoffnung um, gleich würde eine ganze Horde Schulkinder den Laden auf der Suche nach Schaufeln und Süßigkeiten stürmen.
Leider kam niemand.
„Oh, was für ein wunderschöner Ring“, fuhr Mrs Watts enthusiastisch fort, während sie die Geldscheine entgegennahm. Ihre Augen funkelten wie die eines Habichts, der gerade ein köstliches Hasenbaby erspäht hatte. Sophie blieb keine andere Wahl, als ihre linke Hand zu präsentieren, damit Mrs Watts sich zwischen den Windmühlen hindurch über die Theke lehnen und das Schmuckstück genauestens in Augenschein nehmen konnte.
„Man sagt ja, Opale bringen Unglück. Aber ich halte das für Unsinn. Ich erinnere mich, den Ring an der Hand der ersten Lady Fitzroy gesehen zu haben. Lady Juliet.“ Strahlend blickte sie Sophie an. „Dann darf man also gratulieren, Miss Greenham?“
„Sophie. Ja.“
Freudig lächelnd legte Mrs Watts eine Hand auf ihren üppigen Busen. „Oh, ich bin ja so aufgeregt. Master Kit ist ein wahrer Gentleman. Und es ist viele Jahre her, dass es eine anständige Hochzeit im Schloss gegeben hat.“ Sie begann, Sophies Einkäufe in einer Papiertüte zu verstauen. „Sir Ralph hat seine zweite Frau in London geheiratet, ihr hat es hier ohnehin nie gefallen. Aber ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem er und Lady Juliet Hochzeit gefeiert haben. Das ganze Dorf hatte sich versammelt, um dabei zu sein.“ Sie hielt inne und presste einen Strauß dunkelroter Chrysanthemen an ihre Brust. Ein träumerischer Ausdruck trat in ihre Augen. „Oh, sie war so wunderschön … eine richtige Lady. Sie hätte das Schloss nie so vernachlässigt. Es ist wirklich traurig, dass die Ehe nicht gehalten hat.“
Sophie widerstand dem Bedürfnis, der guten Mrs Watts zu sagen, dass sie in nächster Zeit besser nicht mit einer anständigen Hochzeit rechnen sollte. Deshalb nutzte sie die Versunkenheit der Ladenbesitzerin in ihre Erinnerungen aus, schnappte sich die Einkaufstüte und marschierte zur Tür.
„Halt, Sie vergessen Ihre Blumen. Sie sind der ganze Stolz von Mr Watts.“ Mrs Watts kam hinter der Theke hervor und reichte ihr den Strauß. Dann öffnete sie die Tür für ihre Kundin.
Vor Verlegenheit schoss Sophie das Blut in die Wangen. „Danke, aber ich kann selber …“
„Unsinn“, beharrte Mrs Watts. „Sie haben nun eine gewisse Stellung im Dorf. Wir sind hier sehr stolz auf unser Erbe.“
In dem dumpfen Bewusstsein, ein billiges Kleid aus einem Kaufhaus und schlichte Sneaker zu tragen, trat Sophie aus dem Laden in den herrlichen Sonnenschein des Spätsommertages. Die Schule hatte gerade wieder angefangen, die Feriengäste waren abgereist. Nur ein kleines Grüppchen Mütter mit Kinderwagen stand plaudernd neben einer Grünfläche. Bei ihrem Anblick spürte Sophie Neid und Sehnsucht so stark in sich aufwallen, dass ihr einen Moment der Atem stockte. Ihre Periode, normalerweise absolut pünktlich, war drei Tage überfällig. Kurz entschlossen wandte sie sich noch einmal zu Mrs Watts um.
„In welcher Hinsicht, sagt man, bringen Opale Unglück?“
Die Ladenbesitzerin machte eine wegwerfende Handbewegung. „Oh, das ist nur eine dumme Legende. Ich habe keine Ahnung von diesen Dingen … Horoskope und Sternzeichen und all dieser Hokuspokus. Liebe lässt eine Ehe funktionieren. Liebe und Vertrauen und miteinander reden. Deshalb sind Mr Watts und ich seit fünfzig Jahren verheiratet.“
Oje, dachte Sophie niedergeschlagen, während sie den Weg zurück nach Alnburgh Castle ging. In diesem Fall sah es für sie und Kit finster aus. Im miteinander Reden lag nicht gerade die Stärke ihrer Beziehung. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das sie in jener Nacht empfunden hatte, als er ihr den Ring gegeben hatte, begann bereits zu verblassen. In den Tagen danach war Kit damit beschäftigt gewesen, Anwälte aufzusuchen, Steuerberater, Gutachter. Er versuchte, das juristische Chaos zu lichten, das mit Leos Testament verbunden war und diejenigen Arbeiten auszuwählen, die am dringendsten für den Erhalt des von Ralph vernachlässigten Schlosses anstanden.
Sie aßen spät zu Abend und unternahmen manchmal Spaziergänge am Strand entlang. Natürlich unterhielten sie sich dabei – allerdings mehr über Alnburghs Zukunft als ihre eigene. Das tiefgehendste Gespräch in dieser Hinsicht führte sie über eine schwache Telefonleitung mit Jasper in L. A. Wie sie vorausgeahnt hatte, bedeuteten die
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