Glaub nicht es sei vorbei
würde er Rebekka beobachten. Er durfte sehen, dass sie hineinging und das Geld hinterlegte, aber nicht, dass sie hinterher die Toilette im Auge behielt. Diese Aufgabe musste jemand anders für sie erledigen.
Nach zehn Minuten rief Rebekka im Krankenhaus an und verlangte nach Clay. Er rief sie zurück, und seine Stimme klang, als ahnte er bereits, dass nicht alles nach Plan verlief. »Was ist passiert?«, fragte er besorgt.
»Doug hat angerufen. Hat sich angeblich den Knöchel verstaucht. Er kommt nicht mit heute Abend.«
»Nicht? Was soll das, zum Teufel? Heute war nicht besonders viel los hier. Ich wüsste, wenn Doug hier gewesen wäre, um sich den Knöchel röntgen oder verbinden zu lassen ...«
»Ich weiß. Er war ganz sicher, dass er sich das Röntgen sparen könnte. Er will mich eben nicht begleiten heute Abend.«
»Wieso dich? Du hast mir gar nicht erzählt, dass du gehen würdest.«
»Molly hat mich darum gebeten. Sie hat mich richtig angefleht, wirklich. Ich kann auch alleine gehen ...
»Nein, auf gar keinen Fall. Ich bin zwar eigentlich heute zur Nachtschicht eingeteilt, aber ich kann mich befreien lassen. Ich werde gehen, nicht du.«
»Doch.«
»Kommt nicht infrage.«
Rebekka schnaubte ungeduldig. »Clay, wir brauchen zwei Leute dort als Späher. Der Park ist über drei Hektar groß.«
»Zwei Leute können keine drei Hektar im Auge behalten.«
»Das brauchen sie auch nicht. Nur die paar Quadratmeter um die Herrentoilette herum. Keine Diskussion. Ich gehe. Und wie steht's mit dir?«
»Gott, bist du stur! Wann soll ich dich abholen?«
Rebekka musste unwillkürlich lächeln. »Das ist keine Verabredung, sondern eine geheime Mission, schon vergessen? Wir müssen uns irgendwo treffen ...«
Clay fragte: »Soll ich jetzt raten?«
»Ich muss nachdenken. Wir sollten den Park nicht gemeinsam betreten. Wir sehen verdächtig aus, wenn wir zusammen auftauchen. Wir treffen uns zwei Häuserblocks weiter, auf Dormaines Parkplatz, um zehn vor neun. Dort gebe ich dir das Geld. Du gehst zum Park und deponierst das Geld im Mülleimer der Herrentoilette. Ich werde ungefähr fünfzehn Minuten später nachkommen. Wir halten Blickkontakt, lassen uns aber nicht zusammen sehen. Na, wie klingt das?«
»Als wärst du bei der CIA. Nur eins gefällt mir nicht an diesem Plan, nämlich dass du im Dunkeln allein zum Park gehst. Das kann ich nicht zulassen.«
Rebekka schloss verzweifelt die Augen. »Soll ich denn Mutters flammend roten Thunderbird unmittelbar vor den Parkeingang stellen? Oder Franks silbergrauen Mercedes?«
»Und wie wäre es mit Bettys Wagen? Er fällt nicht auf.« Rebekka schwieg.
»Ich bestehe darauf.«
»Ärzte sind so rechthaberisch. Also schön. Ich denke mir eine Geschichte aus und borge mir ihr Auto.«
»Gut. Dann sehen wir uns heute Abend, zehn vor neun.«
»Gut. Und Clay?«
»Ja?«
»Danke.«
»Keine Ursache, Sterndeuterin, over and out.« Er legte auf, und trotz der ernsten Lage musste Rebekka lachen.
2
Freitag, 20.50 Uhr
»Bist du's?«, fragte Clay.
Rebekka nahm ihre Baseballkappe ab. »Sie versteckt sowohl meine Haare als auch die Pflaster auf der Stirn. Eine ziemlich gute Verkleidung, finde ich.«
»In Kombination mit der Brille schon. Die zerschlissenen Jeans gefallen mir. Ist es nicht ein wenig zu warm für ein langärmeliges Hemd?«
»Die Jeans sind erst seit einer Stunde zerschlissen. Da habe ich sie nämlich mit Bettys Schere bearbeitet. Und die Manschetten verdecken meine verbundenen Handgelenke.«
»Ich hoffe, du hast Mückenspray benutzt. Die Biester sind heute wieder unausstehlich.«
»Sean ist verrückt nach dem Geruch. Ich werde es in Zukunft statt Chanel No. 5 auftragen.«
Sie standen auf Dormaines Parkplatz, Clay neben seinem Kleinwagen, Rebekka neben Bettys Ungeheuer von Dodge. Ihr war keine Ausrede für Betty eingefallen, und so hatte sie einfach den Ersatzschlüssel vom Haken in der Küche genommen und war davongefahren.
Sie holte eine Papiertüte aus ihrer weißen Einkaufstasche. »Hier ist das Geld.«
Clay nahm es geziert in Empfang. »Du lieber Gott, ich darf gar nicht daran denken, wie viel es ist. Also, ich werde die Tüte in den Mülleimer stecken und sie mit ein paar feuchten Papiertüchern tarnen. Dabei werde ich mich ganz unauffällig benehmen. Kein hastiges Rein- und Rausgehen. Keine verstohlenen Blicke. Cool ist das Zauberwort. Wie findest du meine Verkleidung?«
»Es heißt Styling, Dummerchen. Man könnte uns glatt für Zwillinge halten mit
Weitere Kostenlose Bücher