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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
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dem zweiten Gesicht hier wieder aufgetaucht ist. Musste sein Hotel vor ihr schützen und ist deshalb besonders lang wach geblieben. Er glaubt, dass Großvater wegen ihr so aus dem Häuschen war.«
    »Meint er etwa Rebekka Ryan?« Sonia zog die Augenbrauen in. die Höhe. »Mein Dad hat oft von ihr geredet. Natürlich dachte er, sie sei irgendwie gefährlich. Sie ist die Stieftochter vom Chef meiner Mutter. Ist sie denn in der Stadt?«
    »Ich nehm es an. Sie hatte einen Unfall, aber keinen tödlichen. Skeeter sagt, er hätte sie — ich zitiere — einen blutroten Wagen fahren sehen. Er stimmt deinem Vater zu — nennt sie eine Handlangerin des Teufels und sagt, er habe Pläne, sie aus der Stadt zu verscheuchen. Ich sagte, er solle aufhören, solchen Unsinn zu reden.«
    »Warum denn? Es nimmt doch ohnehin keiner Notiz von dem, was er sagt.«
    »Da bin ich nicht so sicher. Bill Garrett hat sich die Zeit genommen, heute Nachmittag mit ihm über den alten Großvater Dobbs zu sprechen.«
    »Na und? Warum machst du so ein besorgtes Gesicht?«
    »Ich bin doch nicht besorgt. Er sollte nur aufhören, dieser Ryan zu drohen und überall herumzuposaunen, dass sein Großvater auf dem Dachboden herumgeistert.«
    »Was die Ryan betrifft, gebe ich dir Recht, aber wen kümmert's, was er über seinen Großvater sagt?«
    »Genau«, stimmte Randy ihr zu, obwohl er die Stirn kraus gezogen hatte vor Sorge. »Außer, es war wirklich jemand auf dem Dachboden.«

3

    Montag früh, 1.20 Uhr

    Skeeter hatte Leute sagen hören, dass Sinclair langweilig sei, aber nachts mochte er die nahezu menschenleeren Straßen. Nach Mitternacht wurde die Stille so tief, dass sie in seinen Kopf einsickerte und das Genörgle seines Vaters und den Schrei seines Großvaters übertönte, wenn er sich aus dem fünften Stock des Hotels stürzte, ein Schrei, der Skeeter zuweilen wie eine Erinnerung, zuweilen wie ein Traum vorkam.
    Skeeter war stolz auf seine organisatorischen Fähigkeiten. In seiner Hosentasche hatte er eine Schnur, ein Gummiband und Papierschnipsel. In der linken Sakkotasche bewahrte er die Uhr seines Großvaters auf, die seit seinem Tod kaputt war. In der rechten Sakkotasche hatte er sein Geld — ein paar Dollarnoten und ein wenig Kleingeld —, das er im Laufe der Woche gesammelt hatte. Und samstags vergaß er nie, zwei Flaschen Wein zu kaufen, weil sein bevorzugter Spirituosenladen sonntags geschlossen war. Er hatte nun die zweite Flasche in Händen, und der Gedanke an die Freuden, die sie ihm heute Nacht bereiten würde, tröstete ihn.
    Der Tag war heiß, aber nicht unangenehm gewesen. Im Grunde ein recht außergewöhnlicher Tag. Er hatte mit Chief Garrett geplaudert und sich dabei enorm wichtig gefühlt. Er hatte zwei. Tassen guten Kaffees getrunken und zwei überaus köstliche ausländische Kuchenstücke gegessen. Im Park hatte er sich mit ein paar Geschöpfen unterhalten, einige davon waren Menschen gewesen. Ja, es war ein guter Tag gewesen, aber jetzt war es dunkel, und Skeeter hatte an ein paar gewichtige Dinge zu denken und Pläne zu schmieden.
    Er blickte zu seinem Hotel hinauf. In der Präsidentensuite brannte Licht. Er fragte sich, wer sie wohl gemietet hatte. Zweifellos reiche Leute. Manchmal durchstreifte er nachts das Gebäude auf der Suche nach seinem Großvater. Die Zimmer betrat er dabei nie, weil er ja wusste, dass das Privatleben der Leute heilig war, aber einmal hatte jemand die Tür zum Dachboden offen gelassen, und er war jede Nacht hinaufgegangen. Er war hingerissen gewesen von den schönen Gartenmöbeln mit dem Fransenbaldachin. Eines Nachts hatten ein Krug Apfelsaft und ein Teller mit Keksen auf dem Tisch gestanden. Er hatte eine Stunde lang unter dem Baldachin gesessen, hatte aus einem Pappbecher Saft getrunken und mit seiner schmutzigen Hand vornehm Kekse gegessen, hatte sich geistreich mit imaginären Gästen unterhalten und gekonnt den viel versprechenden Sprössling aus reichem Hause gespielt. In der Nacht darauf war der Dachboden wieder abgesperrt gewesen, aber das war nicht so schlimm, weil man ihm zuvor eine der schönsten Nächte seines Lebens beschert hatte.
    Heute hatte es auf dem Dachboden ein ziemliches Durcheinander gegeben. Das hatte seinem Großvater bestimmt nicht gefallen. Das Hotel voller extravaganter Gäste zu haben, war das eine; Polizisten, die durchs Haus trampelten, etwas anderes. Aber Skeeter war für das Gebäude verantwortlich, und irgendetwas Unsauberes ging darin vor. Er hätte sich an keinen

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