Glaub nicht es sei vorbei
Umstand, dass sein Vater eine andere Frau geheiratet hat. Er hat sich bei euch überhaupt nicht wohl gefühlt, glaubte immer, dass Jonnie ihn nicht mögen würde.«
»Ich glaube nicht, dass Jonnie Doug nicht gemocht hat. Ihm ging es nur genauso wie Doug: Er wollte Daddy nicht loslassen und sträubte sich gegen die Tatsache, dass Mutter ein zweites Mal geheiratet hatte.«
»Schade, dass die zwei sich nicht besser verstanden haben«, sagte Clay. »Aber, was ich sagen wollte, war, dass wir vier, Larry, Lynn, Doug und ich, nicht aus schlechten Familien kamen — nicht perfekt vielleicht, aber wo gibt's das schon? Wir wollten uns partout missverstanden und von allen schlecht behandelt fühlen. Wir waren alle auf irgendetwas wütend und haben uns gegenseitig in unserer Wut bestärkt. Ziemlich lächerlich.«
»Im Unterschied zu den anderen bist du aber nie auf die schiefe Bahn geraten.«
Clay zuckte die Schultern. »Ich war zwei Jahre älter als Doug und Larry. Vielleicht hatte ich ein bisschen mehr Verstand. Ich habe keine Drogen genommen. Ich habe zwar mit den anderen getrunken, aber mit Drogen wollte ich nichts zu tun haben. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich mich sehr früh für Medizin interessierte — ich wusste, wie gefährlich das Zeug ist, und das hat meine Neugierde gedämpft. Es waren die Drogen, die Doug und Larry kaputt gemacht haben. Anfangs haben sie nur gelegentlich Koks geschnüffelt, später musste es dann Heroin sein. Doug ist wieder davon losgekommen, aber Larry ... « Er schüttelte den Kopf. »Du darfst dir keine Vorwürfe machen, dass du diejenige warst, die herausgefunden hat, dass er hinter all den Einbrüchen steckte, Rebekka. Wenn er nicht verhaftet worden wäre, dann wäre er mit Sicherheit an einer Überdosis gestorben.«
»Lynn ist da anderer Meinung«, sagte Rebekka leise.
»Lynn ist zwar nicht dumm, aber nicht immer die Vernünftigste, schon gar nicht, wenn es um ihren Bruder geht. Außerdem ist sie eifersüchtig auf dich.«
»Auf mich?«
Clay lächelte. »Hast du das nicht gewusst?«
»Darauf wäre ich nie gekommen. Sie sieht gut aus und war in der Schule um einiges beliebter als ich. Du lieber Gott, die meisten fanden mich doch eigenartig.«
»Nun, Lynn war da anderer Meinung. Sie hat oft von dir gesprochen, wenn sie zu viel getrunken hatte. Sie hat dich bewundert, beneidet. Sie hatte auch entsetzliche Angst, dass Doug sich in dich verlieben und sie verlassen könnte.«
Rebekka schnappte nach Luft. »Doug sich in mich verlieben? Das ist doch absurd!«
Clay zuckte die Schultern. »Ich weiß. Die Vorstellung, dass jemand sich in dich verlieben könnte, ist schlicht grotesk, aber du weißt ja, was den Leuten alles einfällt.«
»Vielleicht solltest du wissen, dass Schmeicheleien bei mir nicht ziehen«, sagte Rebekka schmollend.
»Du bist also immun gegen meinen Charme?«
»Vollkommen. Jetzt erzähl weiter von Lynn.«
»Was denn noch? Sie war immer schon verrückt nach Doug und seit jeher sehr besitzergreifend. Früher hat ihn das gestört. Er mochte sie auch, aber er wollte zuerst ein wenig herumspielen.«
»Und hat er's getan?«
»Über so etwas schweigt ein Gentleman.« Clay grinste. »Und wenn er es getan hat, dann hat er mir nichts davon erzählt. Aber warum interessiert dich das so? Ich weiß doch, dass du keine Klatschtante bist.«
»Danke. Offen gestanden hat mich diese totale Hingabe der beiden füreinander immer gewundert. Zumindest hielt ich es für die totale Hingabe. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass Doug sich noch für andere Mädchen interessieren könnte. Für mich hat er bestimmt nicht geschwärmt, auch wenn Lynn das angenommen hat. Ich glaube nicht einmal, dass er mich besonders mochte.«
»Er hat dich jedenfalls nicht gehasst. Das hat Lynn schon genügt, um eifersüchtig auf dich zu sein..«
Der Ober kam mit einer zweiten Flasche Wein, einem zehn Jahre alten Pouilly Fuissé, auf Empfehlung des Hauses. Sie bedankten sich und nippten. »Ausgezeichnet«, sagte Rebekka. »Jetzt hätte ich gern deine Meinung zu einer anderen Person. Ich bin ein wenig voreingenommen gegen Jean Wright, Mollys neuen Wachhund. Molly hat sie mir gegenüber erst ein paar Mal erwähnt, und jetzt benimmt sich diese Frau, als gehörte sie zur Familie. Vielleicht meint sie es ja gut und möchte sich nur nützlich machen, aber vielleicht versucht sie auch, uns alle im Auge zu behalten. Das klingt ziemlich albern, ich weiß.«
»Du meinst, sie ist neugierig?«
»Oder
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