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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
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schlimmer.«
    »Denkst du denn, sie weiß mehr, als sie sagt? Oder, dass sie gar in die Sache verwickelt ist?« Er blickte in Rebekkas ernste Augen. »Jean arbeitet im Krankenhaus. Ich bin sicher, dass ich jemanden finde, der sie kennt. Heute hast du dich als Privatdetektivin versucht. Morgen will ich versuchen, was ich über Jean Wright herausfinden kann.«
    »Du wärst mir eine große Hilfe, Clay. Macht es dir Umstände?«
    »Aber nein, das tue ich doch gern. Mike Hammer ist nichts gegen mich. Ich werde mir heute Nacht eine Strategie zurechtlegen. Auf gutes Gelingen!«
    Sie stießen mit ihren Weingläsern an. Rebekka fühlte sich so leicht wie nie, seit sie nach Sinclair gekommen war, als hätte man ihr einen Teil der schweren Last, Todd aufzuspüren, von den Schultern genommen. Jetzt hatte sie Unterstützung. Zwar nicht von offizieller Seite, dafür aber in Form eines Freundes, der sie ernst nahm und ihre Vermutungen und Befürchtungen, auch wenn sie noch so abwegig schienen, nicht einfach in den Wind schlug ...
    Clay lächelte ihr zu, und in den Winkeln seiner graublauen Augen bildeten sich Lachfältchen. Rebekka versuchte, sein Lächeln zu erwidern, doch sein Gesicht verschwamm plötzlich vor ihren Augen, als läge ein blasser Schleier darüber.
    Panisch merkte Rebekka, wie ihr Bewusstsein aus ihrem Körper strebte. Ihre Hände wurden kalt, und der Schweiß brach ihr aus allen Poren. Ihr Atem beschleunigte sich. Aus weiter Ferne hörte sie Clay sagen: »Rebekka, alles in Ordnung mit dir? Rebekka?«
    Ihre Lippen öffneten sich, aber kein Ton kam heraus. Clays Gesicht war verschwunden. Die Gespräche der anderen Gäste, die Klänge von I'm in the Mood for Love drangen nur noch von weitem an ihr Ohr. Sie hatte das Gefühl, ins Bodenlose zu fallen.
    Ein kleiner Teil von ihr klammerte sich noch an ihre Identität, während der Rest in die Gedanken eines anderen schlüpfte, eines kleinen Jungen, um den herum alles dunkel war. Nicht nur, weil ein Tuch ihm die Sicht nahm. Er befand sich an einem dunklen Ort, der kohlrabenschwarz, kalt und feucht war. Er fror; musste niesen und war nicht imstande, sich die Nase zu putzen, weil seine Hände hinter seinem Rücken gefesselt waren. Seine Kehle tat ihm weh, und seine Lippen waren aufgeplatzt und schmerzten. Er konnte riechen, dass er sich in die Hose gemacht hatte, was ihm entsetzlich peinlich war und sich unangenehm feucht anfühlte.
    Er konnte sich nicht erinnern, wie lange er diesmal geschlafen hatte. Der Dunkle Krieger, wie er seinen Entführer insgeheim nannte, verabreichte ihm Spritzen. Das erste Mal hatte er geweint, weil er sich vor den Nadeln fürchtete. Jetzt kam ihm der Piekser harmlos vor im Vergleich zu den verkrampften Muskeln und den Schmerzen im Kopf und im Hals. Er war sogar froh über die Spritzen, weil er danach einschlafen und alles eine Weile vergessen konnte. Er konnte sogar vergessen, warum Mami ihn noch nicht geholt hatte. Fast.
    Ein schrilles Weinen zerriss die Luft. Das Geheul war langgezogen, ging ihm durch Mark und Bein und war ziemlich gruselig. Es hörte sich an, als hätte ein Baby große Schmerzen. Wurde es etwa ermordet? Todd erschauerte ...
    Rebekka hielt das Tischtuch umklammert. Ihre grünen Augen waren weit geöffnet, starrten aber ins Leere. Sie zerrte am Tischtuch und zog Teller und Gläser auf ihre Seite. Clay sprang auf, hastete zu ihr und legte ihr besänftigend den Arm um die Schultern. »Rebekka, komm zurück«, raunte er ihr zu, als die Stimmen der anderen Gäste nach und nach verstummten, weil alle zu ihnen herüberstarrten. »Rebekka, lass das Tischtuch los. Beruhige dich. Na komm, Sterndeuterin. Komm, zurück zu mir.«
    Aber Rebekka hörte Clay nicht. Sie hörte dasselbe herzzerreißende Wimmern wie Todd, und kalte Schauer liefen ihr über die Arme. Clay sah die feinen; aufgestellten Härchen auf der goldenen Haut, Rebekkas angespannte Muskeln, das marmorglatte, schweißnasse Gesicht. »Rebekka, wo bist du?«, murmelte er angstvoll.
    Todds Atem geriet außer Kontrolle. Das grauenhafte Geheul hörte nicht auf. Jemand war verletzt. Es war nicht auszuhalten. Er hatte so schreckliche Angst. Er wünschte fast, er wäre tot, damit er keine Angst mehr zu haben bräuchte. Und dann hörte er noch ein Geräusch. Schritte. Ein Knarzen. Der Dunkle Krieger kam zurück.
    Er schluchzte auf, und der Ton war so rau, dass es in der Lunge wehtat. Voriges Jahr hatte er seine Cousine Rebekka in New Orleans besucht, und da hatte sie ihm gesagt, dass

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