Glaub nicht es sei vorbei
er sich, wenn er Angst bekam, vorstellen sollte, er sei an einem wunderschönen Ort, wo er nichts zu befürchten hatte. Er mochte Rebekka, mit ihr konnte man toll spielen. Und Mami hatte ihm erzählt, dass sie besondere Kräfte hatte. Also würde er tun, was Rebekka gesagt hatte, und versuchen, sich an einen anderen Ort zu träumen. Am besten in die Welt von Krieg der Sterne . Er war Obi-Wan Kenobi. Obi-Wan hatte vor gar nichts Angst. Er war ein erstklassiger Krieger. Er kannte alle möglichen Zaubertricks ...
»Und wie gefällt es dir hier, Kleiner?«, fragte der Dunkle Krieger mit seiner scheußlich kratzigen Stimme, die sich überhaupt nicht menschlich anhörte. »Kühler als der Dachboden, nicht? Ach so, du kannst ja nicht sprechen.«
Bitte, bitte, tu mir nicht weh, dachte Todd, halb wahnsinnig vor Angst, weil er sich noch vor wenigen Sekunden gewünscht hatte, tot zu sein. Er wollte noch nicht sterben. Er wollte nach Hause, zu seiner Mami.
Aber der Dunkle Krieger tat ihm nicht weh. Er breitete eine Decke über ihn. Sie war zwar rau und kratzig, aber wenigstens warm. Dann nahm er ihm den Knebel aus dem Mund. Das schreckliche Geheul draußen war in ein jammervolles Wimmern übergegangen. »Was ist das?«, flüsterte er.
»Kümmere dich nicht darum. Iss.« Der Krieger schob ihm kleine Bissen in den Mund — es fühlte sich nach Sandwich an —, aber sein Mund war so trocken, dass er nicht schlucken konnte. Er würgte das Essen wieder heraus.
»Spuck mich nicht an! Wag es bloß nicht ...«
»Das wollte ich nicht«, wimmerte Todd. »Kann nicht schlucken.« In Erwartung einer Ohrfeige zuckte Todd zusammen. Stattdessen hörte er, dass Flüssigkeit in einen Behälter gegossen wurde. Ein Plastikbecher berührte seine Lippen. »Trink!«, befahl ihm der böse Krieger, und etwas Nasses drang in seinen Mund ein, rieselte über sein Kinn. Wasser, aber es schmeckte komisch. Er wollte keines mehr, aber er musste trinken, um etwas essen zu können. Und außerdem konnte er es vor Durst kaum noch aushalten. Er zwang sich zu vier Schlucken modrig schmeckenden Wassers. Dann aß er drei Bissen eines Erdnussbuttersandwiches.
»Magst du Erdnussbutter?«, fragte der Dunkle Krieger. »Ich hab's gern gegessen, als ich in deinem Alter war. Da sind eine Menge Proteine drin, aber das kannst du noch nicht wissen. Jedenfalls hält es dich fit. Und das soll es auch, wenigstens noch ein paar Tage.«
Todd hörte zwar zu, wusste sich die Worte jedoch nicht zu deuten. Die Erdnussbutter blieb an seinen Zähnen kleben, die er schon seit Tagen nicht geputzt hatte und die sich daher rau und schmutzig anfühlten. Er hasste dieses Gefühl, und Mami würde es auch nicht gefallen. Sie war sehr streng, was das Zähneputzen anbelangte.
»Lass mich mal deine Lippen sehen.« Todd erschrak, weil er ja nicht wusste, was ihn jetzt wieder erwartete, aber dann strich ihm ein Finger etwas Creme auf die gerissenen Lippen. Das brannte zuerst. Aber dann tat es nicht mehr so weh, wenn er sie bewegte.
»Sag bloß nicht, ich würde mich nicht um dich kümmern.« Todd schwieg. »Oder etwa nicht?«
Todd wimmerte und nickte. »Doch.«
Das schaurige, schrille Geschrei setzte wieder ein. »Was ist das? Wird da ein Baby umgebracht?«
»Was geht's dich an?«, fragte der Krieger.
»Ich mag es nicht, wenn Tieren oder Babys wehgetan wird.«
Wieder ein langgezogenes Heulen. Der Dunkle Krieger lachte leise. »Mir ist das egal, solange man mir nicht wehtut. Bei dir ist es mir auch egal. Du lässt mich völlig kalt.«
»Aber Mami bin ich nicht egal. Und ... Rebekka auch nicht.« Das hatte gesessen. Todd konnte es spüren.
»Was weißt du über sie?«
»Sie hat besondere Kräfte. Mami hat mir das gesagt. Sie findet mich vielleicht.« Er war plötzlich ganz zuversichtlich, obwohl er nicht genau wusste, warum. Er wusste nur, dass er lieber still sein sollte, aber er konnte nicht anders. »Sie ist hier! Und sie sucht mich bestimmt schon!«
Mittlerweile ging Rebekkas Atem stoßweise. Der Schweiß rann ihr in die Augen, dennoch blinzelte sie nicht. Ein Mann gesellte sich zu Clay. »Was ist denn los?«, fragte er ihn. »Ein epileptischer Anfall? Soll ich den Notarzt rufen?«
»Das ist keine Epilepsie«, belehrte ihn Clay. »Sie ist gleich wieder in Ordnung.«
»Sie sieht aber nicht so aus.«
»Ha!?«, quengelte seine Frau. »So tu doch etwas!«
Der Mann baute sich vor Clay auf und gab sich kämpferisch. »Ich rufe jetzt den Notarzt. Diese Frau braucht Hilfe.«
»Sir,
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