Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
Vom Netzwerk:
ausfallen, hatte er ihr erzählt. Nur ein hübscher Sarg, eine schlichte Ansprache, die Father Brennan im Shady Mount Cemetery halten würde, und einem einfachen Granitstein. Matilda hatte versprochen, dabei zu sein. Der arme Skeeter. Der Eispickel, das Blut, das Grauen ...
    »Miss Vinson?«
    Matilda zuckte zusammen und verschüttete dabei sämtliche Pillen auf dem Spatel über die Ladentheke. Sie sah Lynn zornig an. »Was ist?«
    »Ich wollte Sie nicht erschrecken. Tess sagt, dass der Schokoladensirup an der Getränketheke knapp wird.«
    »Tess hat mittlerweile wohl die Sprache verloren«, fauchte Matilda.
    Lynn senkte die Stimme. »Sie hat ein wenig Angst vor Ihnen.«
    Matilda warf einen verstohlenen Blick hinüber zu Tess, die gerade eine pinkfarbene Kaugummiblase hervorgebracht hatte, dreist zurückstarrte und nicht die Spur von Scheu erkennen ließ. Sie war einfach nur faul. Überdies war sie die Enkeltochter eines alten Kunden, und Matildas Vater hatte darauf bestanden, den kleinen Trampel einzustellen. Die reinste Geldverschwendung. Die Getränketheke brachte fast nichts ein. »Sagen Sie Tess, sie möge einen Eimer Schokoladensirup bestellen«, wies Matilda sie an, die sich plötzlich ärgerte, dass sie dem Mädchen Lohn zahlen musste. »Und Lynn, würden Sie bitte die Treppe noch einmal wischen?«
    Lynns kalte Augen blitzten böse. Sie hatte die Stelle, an der Skeeters Leiche gelegen hatte, nun schon viermal gewischt. Man konnte da inzwischen vom Fußboden essen, dachte sie säuerlich. »Vielleicht sollte ich damit bis zum Abend warten?« Sie klang freundlich und. hilfsbereit. »Auf diese Weise wird es am Morgen noch frisch sein.« Und weniger Leute würden sie dabei beobachten können, wie sie die Arbeit einer Putzfrau erledigte. Um Himmels willen.
    »Na schön.« Matilda sammelte die Pillen auf, um sie erneut zu zählen. »Vergessen Sie den Ammoniak nicht. Die Stufen fühlen sich immer noch klebrig an, finde ich.«
    Einbildung natürlich. Sie wusste, dass Skeeters Blut längst fort war. Vielleicht wurde sie wie er. Er hatte immer seinen Großvater aus der Präsidentensuite auf das Pflaster klatschen sehen, dass das Blut nur so spritzte. Und Matilda würde auf ewig den Metallgriff sehen, der grotesk aus Skeeters Auge ragte, sein klebriges Blut auf ihren weißen Pumps und die Fliegen, die in der heißen Morgensonne seinen erschlafften Körper umschwärmten.
    Matilda schüttelte sich und hatte sich schon wieder verzählt.

2

    »Wenn ich es dir doch sage, das hier ist Jonnies Armband«, sagte Rebekka schrill. »Er hat es bei den Pfadfindern geflochten.«
    Bill sah sie zweifelnd an. »Ich weiß, dass Jonnie auch so eins trug ...«
    »Nicht auch so eins. Es ist seines. Er hat es getragen, als man ihn entführt hat.«
    Bill drehte und, wendete den geflochtenen Lederstreifen in seinen Händen. Er sah tatsächlich nicht aus, als hätte ein Profi ihn angefertigt. Und er trug Jonnies Initialen. Aber er roch nach neuem Leder. Jonnies Armband wäre mindestens acht Jahre alt. »Ich weiß ja, dass du aufgeregt bist, Liebes ... «
    »Sei nicht so herablassend!« Rebekka und Bill zankten sich selten, und er hatte sie noch nie so ärgerlich gesehen. Sie nahm es ihm übel, dass er diesem Armband nicht mehr Interesse entgegenbrachte. »Glaubst du denn, ich hätte es mir selbst ins Auto gelegt, um mich in den Mittelpunkt zu spielen?«
    »Du meine Güte, Becky, so was würde mir nie einfallen. Aber die Vorstellung, dass Jonnies Armband nach all den Jahren zufällig in deinem Auto auftaucht, das noch dazu abgesperrt war ...«
    »Die Fenster waren beide einen Spalt offen. Das genügt doch, um ein Armband hineinfallen zu lassen.«
    Bill sah sie eindringlich an. »Was soll ich denn deiner Meinung nach tun, Becky?«
    »Ich will nur, dass du Interesse zeigst. Aber du tust gerade so, als würde ich dich wegen eines ungerechtfertigten Strafzettels behelligen.«
    »Das ist doch nicht wahr. Natürlich interessiert mich die Sache. Ich bin einfach nur durcheinander. Teufel nochmal, die ganze Geschichte geht mir verdammt an die Nieren! Und alle erwarten irgendein Wunder von mir, und ich habe keines parat.«
    »Dann verstehst du vielleicht, wie mir zumute ist«, sagte Rebekka. »Ich weiß, dass Molly enttäuscht von mir ist. Mehr als das, sie ist wütend auf mich, weil ich Todd noch nicht gefunden habe. Und was Mutter anbelangt ...«
    »Macht sie dir wieder Vorwürfe, wie damals bei Jonnie?«
    »Nein, nicht wie damals. Sie ist nicht

Weitere Kostenlose Bücher