Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)
sie erhält, übersteigt bei Weitem alle vorstellbaren Auslagen – es sei denn«, fügte er lachend hinzu, und für dieses unschuldige Lachen hätte Manette ihn küssen können, »sie diniert jeden Abend mit potentiellen Spendern und schickt deren Kinder zusätzlich auf Privatschulen. Und da das nicht der Fall ist …«
»Ich habe schon verstanden«, sagte Valerie. »Du auch, Bernard? Oder ist es eher so, dass du ohnehin über alles im Bilde bist?«
Bernard schaute Manette an. Natürlich würde er gern wissen, was sie Freddie erzählt hatte und welches Spiel sie jetzt mit ihm trieben. Er würde sich verraten fühlen. Er hatte ihr am Vortag im Vertrauen einiges erzählt. Tja, dachte Manette, wenn er ihr wirklich alles anvertraut hätte, dann hätte sie die Wahrheit vielleicht für sich behalten. Aber das hatte er nicht getan. Er hatte ihr gerade so viel erzählt, wie nötig war, um sie zu beruhigen. Das hatte er zumindest angenommen.
Und ebenso wie am Vortag versuchte Bernard, sich dumm zu stellen: »Ich habe keine Ahnung, warum Ian Vivienne Geld überwiesen hat. Vielleicht fühlte er sich verpflichtet …« Er geriet ins Stocken. »Vielleicht war das seine Art, mich zu schützen.«
»Und wovor genau?«, wollte Valerie wissen. »Soweit ich mich erinnere, hat Vivienne eine besser bezahlte Stelle bei einer Londoner Firma angenommen. Sie wurde nicht entlassen. Oder doch? Gibt es etwas, wovon ich nichts weiß?« Dann fragte sie Freddie: »Über welche Summe reden wir hier eigentlich?«
Freddie nannte sie ihr. Und er nannte ihr den Namen der Bank. Valeries Lippen öffneten sich leicht. Sie durchbohrte Bernard mit ihrem Blick. Er wandte sich ab.
Valerie sagte: »Was soll ich deiner Meinung nach daraus schließen, Bernard?«
Bernard schwieg.
»Soll ich annehmen, dass sie Ian aus irgendeinem Grund erpresst hat?«, fragte sie. »Vielleicht hat er ja die Bilanzen gefälscht, und sie hat es herausgefunden, und daraufhin hat er sie an seinem Gewinn beteiligt? Oder vielleicht hat sie ihm angeboten, sich zu verziehen und Niamh nichts über seine sexuellen Neigungen zu verraten, solange er sie bezahlt … obwohl das natürlich nicht erklären würde, warum er ihr weiterhin Geld überwiesen hat, nachdem er sich von Niamh getrennt hat und mit Kaveh zusammengezogen ist, nicht wahr, Darling? Also bleiben wir doch bei der ersten Möglichkeit. Freddie, gibt es irgendwelche Hinweise darauf, dass Ian die Bilanzen manipuliert hat?«
»Tja, wenn, dann nur insofern, als auch die Zahlungen an Mignon gestiegen sind. Aber in seine eigene Tasche hat er kein …«
» Mignon ?«
»Genau. Die monatlichen Überweisungen an sie sind drastisch gestiegen«, sagte Freddie. »Das Problem ist, dass die Erhöhung gar nichts mit gestiegenen Ausgaben zu tun hat, soweit ich das beurteilen kann. Okay, da war diese Operation, doch um die zu bezahlen, hätte eine Überweisung gereicht. Und in Anbetracht der Tatsache, dass sie hier auf dem Familiensitz wohnt, hat sie ja kaum laufende Kosten, oder? Ich weiß, sie bestellt sich alles Mögliche im Internet, aber wie viel Geld kann sie da schon ausgeben? … Na ja, andererseits könnte jemand, der in der Hinsicht eine Sucht entwickelt, auf diese Weise ein Vermögen verschleudern. Trotzdem …«
Freddie plapperte nur so drauflos. Manette wusste, dass es eine Reaktion auf die Anspannung zwischen ihren Eltern war, die er genau spürte. Eigentlich hätte ihm klar sein müssen, dass sie sich auf gefährliches Terrain begeben hatten, als sie ihre Eltern über die Zahlungen an Mignon und Vivienne informiert hatten, aber in seiner Naivität hatte Freddie nicht geahnt, dass es sich um ein Minenfeld handelte.
Nachdem Freddie geendet hatte, herrschte einen Moment lang Schweigen. Valerie schaute Bernard an. Bernard fuhr sich mit der Hand über den Kopf. Schließlich sagte er: »Das hätte ich dir nicht zugetraut.«
»Was?«, fragte Manette.
»Das weißt du genau. Ich hatte immer gedacht, zwischen uns bestünde ein Vertrauensverhältnis. Aber da habe ich mich wohl getäuscht.«
»Moment«, sagte Freddie hastig, »das hat nichts mit Manette zu tun, Bernard.« Dann nahm er Manettes Hand und erklärte mit einer Bestimmtheit, die sie überraschte: »In Anbetracht der Umstände sind ihre Sorgen vollkommen berechtigt. Und sie weiß nur von den Zahlungen, weil ich ihr davon erzählt habe. Fairclough Industries ist ein Familienunternehmen …«
»Und du gehörst nicht zur Familie«, fauchte Bernard. »Du hast einmal
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