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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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natürlich nicht gelang, auch wenn sie über die Gründe dafür lieber nicht nachdachte. Und sie sah genau das, was zu erwarten war: Spuren von einem Mann und einer Frau, die ein Paar waren und ein gemeinsames Kind hatten. Nicht dass sie versuchten, ein weiteres zu zeugen, dagegen sprach der Streifen Antibabypillen, der auf Angelinas Nachttisch neben einem Radiowecker lag. Aber was die Anwesenheit der Pillen bedeutete, war klar.
    Na und?, fragte sich Barbara entnervt. Was zum Teufel hatte sie denn erwartet, und was ging sie das alles überhaupt an? Taymullah Azhar und Angelina Upman schliefen miteinander. Oder besser, sie schliefen wieder miteinander, nachdem Angelina plötzlich in Azhars Leben zurückgekehrt war. Dass sie ihn wegen eines anderen verlassen hatte, war offenbar vergeben und vergessen. Und jetzt waren sie alle glücklich und zufrieden. Was sie eigentlich auch sein sollte, dachte Barbara.
    Sie knöpfte die Bluse zu und versuchte, ein paar Knitterfalten glattzustreichen. Dann nahm sie das Halstuch aus der Tüte, das sie passend zu der Bluse gekauft hatte, und band es sich ungeschickt um den Hals. Sie trat vor den Spiegel an der Zimmertür und betrachtete sich darin. Es sah grässlich aus. Sie hätte sich doch für die Torte entscheiden sollen, dachte sie. Das wäre billiger und unendlich viel befriedigender gewesen.
    »Bist du schon umgezogen, Barbara?«, fragte Hadiyyah durch die geschlossene Tür. »Mummy will wissen, ob du Hilfe brauchst.«
    »Nein, nein, schon fertig«, rief Barbara. »Ich komme jetzt raus. Hast du deine Sonnenbrille auf? Mach dich darauf gefasst, dass du geblendet wirst.«
    Schweigen empfing sie. Dann sagten Hadiyyah und ihre Mutter wie aus einem Mund: »Gute Wahl, Barbara!« (Angelina) »O nein! Du hast vergessen, was wir über die Gesichtsform und den Halsausschnitt gelernt haben!« (Hadiyyah). Im Ton schierer Verzweiflung fügte Hadiyyah noch hinzu: »Die sollen sich entsprechen, Barbara, hast du das denn schon ganz vergessen?«
    Wieder ein Fehlkauf, dachte Barbara. Es hatte durchaus seinen Grund, warum sie die letzten fünfzehn Jahre nichts als bedruckte T-Shirts und Hosen mit Gummizug getragen hatte.
    »Hadiyyah!«, ermahnte Angelina ihre Tochter.
    »Aber sie sollte Sachen mit rundem Halsausschnitt tragen, und sie hat …«
    »Liebes, sie hat nur das Halstuch nicht richtig gebunden. Man kann denselben Effekt erzielen, indem man das Halstuch rund bindet … Kommen Sie, Barbara, lassen Sie mich mal machen.«
    »Aber die Farbe, Mummy …«
    »… ist perfekt, und es freut mich, dass du das erkannt hast«, sagte Angelina bestimmt. Dann nahm sie Barbara das Halstuch ab und band es ihr mit ein paar unerträglich geschickten Handbewegungen neu. Dabei kam sie Barbara so nah, dass sie ihren Duft wahrnahm: Er erinnerte sie an eine tropische Blume. Und sie hatte die makelloseste Haut, die Barbara je gesehen hatte. »So«, sagte Angelina. »Schauen Sie mal in den Spiegel, Barbara. Sagen Sie mir, was Sie davon halten. Es geht ganz einfach. Ich zeige es Ihnen.«
    Barbara ging zurück ins Schlafzimmer, wo immer noch die Pillen lagen, doch diesmal weigerte sie sich hinzusehen. Sie hätte Angelina gern verabscheut – eine Frau, die Mann und Tochter hatte sitzen lassen, um sich über ein Jahr lang mit einem anderen zu amüsieren, was ihr dann auch noch verziehen wurde –, aber es gelang ihr nicht. Wahrscheinlich erklärte das, wie und warum Azhar ihr verziehen hatte.
    Sie betrachtete ihr Spiegelbild und musste zugeben: Die Frau wusste, wie man ein Halstuch band. Und jetzt, wo das Halstuch ordentlich saß, erkannte sie, dass es gar nicht zu der Bluse passte. Verflixt und zugenäht, dachte sie, wann würde sie das endlich lernen?
    Sie wollte gerade das Schlafzimmer verlassen, als sie hörte, wie die Wohnungstür sich öffnete und Taymullah Azhar hereinkam. Auf keinen Fall wollte sie von ihm in seinem Eheschlafzimmer erwischt werden. Hastig riss sie sich das Halstuch herunter, zog die Bluse aus, stopfte beides in die Plastiktüte und streifte den Pullover über, den sie zur Arbeit angehabt hatte.
    Als sie ins Wohnzimmer trat, stand Azhar mit Hadiyyah an der Hand und Angelina im Arm da und bewunderte die frisch gestrichenen Wände. Er drehte sich um, und an seinem verblüfften Gesicht erkannte Barbara, dass weder Hadiyyah noch Angelina ihn über ihre Anwesenheit informiert hatten.
    »Hallo Barbara!«, sagte er. »Und? Wie gefällt Ihnen das Gemeinschaftswerk?«
    »Ich werde die beiden anheuern,

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