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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Wenn der Gerichtsmediziner einen Unfall als Todesursache festgestellt hatte, dann bestand eigentlich kein Grund, die Sache weiterzuverfolgen. Denn Gerichtsmediziner wussten, was sie taten. Sie verfügten über Beweise und Zeugenaussagen, auf die sie ihre Befunde stützten. Dass der Gerichtsmediziner Ian Cresswells Tod auf einen Unfall zurückgeführt hatte – bedauerlich und zur Unzeit wie alle Unfälle –, hätte allen zumindest ein gewisser Trost sein müssen.
    Es war interessant, dachte Lynley, dass Bernard Fairclough sich nicht damit abfinden wollte. Dass Fairclough trotz allem immer noch seine Zweifel hatte, legte den Verdacht nahe, dass er mehr wusste, als er bei ihrem Gespräch im Twins Club zugegeben hatte. Was wiederum den Verdacht nahelegte, dass hinter Ian Cresswells Tod mehr steckte, als auf den ersten Blick erkennbar war.
    Lynley fragte sich, ob Fairclough Näheres über die Ermittlungsergebnisse im Todesfall seines Neffen wusste. Und er fragte sich, ob Fairclough von sich aus mit einem Polizisten vor Ort geredet hatte.
    Lynley wandte sich vom Fenster ab und betrachtete seinen Schreibtisch, auf dem neben seinem Laptop seine Notizen und alle möglichen Computerausdrucke lagen. Vermutlich musste er andere Mittel und Wege finden, um an weitere Informationen über den Tod von Ian Cresswell zu gelangen. Gerade wollte er nach dem Hörer greifen, als das Telefon klingelte. Er überlegte kurz, ob er den Anrufbeantworter anspringen lassen sollte – seit Monaten seine übliche Reaktion, wenn das Telefon läutete –, entschloss sich jedoch, das Gespräch anzunehmen. »Wo in aller Welt steckst du eigentlich, Tommie?«, fragte Isabelle. »Warum kommst du nicht zur Arbeit?«
    Er hatte angenommen, Hillier würde sich um dieses Detail kümmern. Da hatte er sich offenbar geirrt.
    Er sagte: »Ich muss etwas erledigen, um das Hillier mich gebeten hat. Keine große Sache. Ich dachte, er hätte dir Bescheid gesagt.«
    »Hillier? Was für eine Sache?« Isabelle klang überrascht. Er und Hillier verkehrten nicht gerade auf freundschaftlicher Ebene, und wenn es hart auf hart kam, war Lynley sicherlich der Letzte, an den Hillier sich um Hilfe wenden würde.
    »Es ist vertraulich«, sagte er zu ihr. »Ich darf nicht darüber …«
    »Was geht da vor?«
    Er antwortete nicht gleich. Er überlegte, wie er ihr erklären konnte, was er tat, ohne ihr genau zu sagen, was er tat, aber offenbar hielt sie sein Zögern für ein Ausweichmanöver, denn sie sagte schnippisch: »Ah, verstehe. Hat es mit dem zu tun, was neulich vorgefallen ist?«
    »Womit?«
    »Ich bitte dich. Stell dich nicht dumm. Du weißt genau, wovon ich rede. Das mit Bob. Vor meiner Wohnung. Dass wir uns seitdem nicht mehr gesehen haben …«
    »Gott, nein. Es hat überhaupt nichts damit zu tun«, fiel er ihr ins Wort, obwohl er sich insgeheim eingestehen musste, dass er sich da gar nicht so sicher war.
    »Wenn nicht, warum gehst du mir dann aus dem Weg?«
    »Ich gehe dir nicht aus dem Weg.«
    Schweigen. Er fragte sich, wo sie war. Um die Uhrzeit müsste sie eigentlich noch im Yard sein, vermutlich in ihrem Büro. Er stellte sich vor, wie sie an ihrem Schreibtisch saß, den Kopf beim Telefonieren leicht gesenkt, ihr blondes Haar hinter ein Ohr geschoben, so dass ein unscheinbarer, aber modischer Ohrring zu sehen war. Vielleicht hatte sie einen Schuh abgestreift und beugte sich vor, um sich die Wade zu kratzen, während sie überlegte, was sie als Nächstes sagen sollte.
    Was sie sagte, überraschte ihn. »Tommy, ich habe es Bob gestern gesagt. Nicht, mit wem genau ich ein Verhältnis habe, denn er würde es, wie gesagt, irgendwann gegen mich verwenden, wenn er den Eindruck hätte, dass ich mein Leben nicht in den Griff bekomme. Aber ich habe ihm gesagt, dass ich einen Geliebten habe.«
    »Ach?«
    »Und ich habe ihm erzählt, dass du gekommen bist, als er mit Sandra da war. Dass ich dich weggeschickt habe, weil ich dachte, die Jungs wären noch nicht so weit … schließlich waren sie zum ersten Mal bei mir in London zu Besuch, und sie müssen sich ja erst mal daran gewöhnen, dass ich in London wohne. Sie müssen sich an die Wohnung gewöhnen und alles, was dazu gehört. Wenn dann auch noch ein Mann da gewesen wäre … Ich habe ihm gesagt, dass ich das für verfrüht hielte und dich gebeten habe zu gehen. Aber er sollte wissen, dass es dich gibt.«
    »Ach Isabelle.« Lynley wusste, wie viel Überwindung sie das gekostet hatte: ihrem Exmann, der so viel Macht über ihr

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