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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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damit sie meine Bude streichen«, sagte sie. »Was die Farben angeht, hatte ich an Lila und Orange gedacht. Glaubst du, das passt zu mir, Hadiyyah?«
    »Nein, nein, nein!«, rief Hadiyyah entsetzt.
    Ihre Eltern lachten. Barbara lächelte. Sind wir nicht eine glückliche Familie?, dachte sie. Zeit, von der Bühne abzutreten. Sie sagte: »Ich lasse Sie dann mal in Ruhe zu Abend essen.« Und zu Angelina: »Danke für die Hilfe mit dem Halstuch. Ein Riesenunterschied. Wenn Sie mir jeden Morgen beim Anziehen helfen würden, wäre ich alle Probleme los.«
    »Jederzeit«, sagte Angelina. »Wirklich.«
    Und das meinte sie tatsächlich ernst, verflucht noch mal, dachte Barbara. Diese Frau brachte sie um den Verstand. Wenn sie sich wie ein Miststück verhalten würde, wäre alles viel einfacher.
    Sie verabschiedete sich und ging. Sie wunderte sich, als Azhar ihr folgte, begriff jedoch, dass er sich draußen nur eine Zigarette anstecken wollte.
    Er sagte: »Glückwunsch, Barbara.«
    Sie blieb stehen, drehte sich um und fragte: »Wozu?«
    »Zu Ihren Zähnen. Wie ich sehe, haben Sie sie richten lassen, und das sieht hervorragend aus. Aber ich nehme an, das hören Sie schon den ganzen Tag.«
    »Ach so. Ja. Danke. Befehl von meiner Chefin. Na ja, nicht direkt, aber sie hat’s mir dringend nahegelegt. Jetzt will sie, dass ich zum Frisör gehe. Keine Ahnung, was danach kommt, wahrscheinlich irgendwas mit Fettabsaugen und Schönheitschirurgie. Wenn die mit mir fertig ist, werd ich mich vor Männern nicht mehr retten können.«
    »Sie machen sich darüber lustig, das sollten Sie nicht tun«, sagte Azhar. »Bestimmt haben Angelina und Hadiyyah Ihnen schon gesagt …«
    »Nein, haben sie nicht«, fiel Barbara ihm ins Wort. »Aber danke für das Kompliment, Azhar.«
    Ironie des Schicksals, dachte sie: ein Kompliment ausgerechnet von dem Mann, von dem sie am allerwenigsten erwartet hätte, dass er ihre Zähne bemerkte, und von dem Mann, von dem sie sich eigentlich keine Aufmerksamkeit erhoffen sollte. Na ja, so oder so, es war nicht so wichtig.
    Sie wünschte Taymullah Azhar eine gute Nacht und machte sich mit diesem Selbstbetrug auf den Weg zu ihrem Bungalow.

30. Oktober
    BELGRAVIA – LONDON
    Nach dem Motto Gefahr erkannt, Gefahr gebannt hatte Lynley die beiden Tage nach dem Gespräch mit Hillier und Fairclough mit Recherchen über den Mann, seine Familie und seine Lebensumstände zugebracht. Er hatte nicht die Absicht, blind in diese verdeckte Ermittlung zu stolpern, und es stellte sich heraus, dass es eine ganze Menge an Informationen über Fairclough gab. Er war nicht als Bernard Fairclough geboren, sondern als Bernie Dexter aus Barrow-in-Furness. Das Licht der Welt hatte er in einem zweistöckigen Reihenhaus in der Blake Street erblickt. Das Domizil der Familie Dexter lag in der Nähe der Eisenbahnlinie, in einer Armeleutegegend.
    Wie Bernie Dexter sich in Bernard Fairclough, Baron von Ireleth, verwandelt hatte, war die Art Geschichte, die Sonntagszeitungen als Existenzberechtigung dienten. Im Alter von fünfzehn Jahren hatte Bernie Dexter die Schule abgeschlossen und bei Fairclough Industries als Hilfsarbeiter angefangen, und zwar in der Packerei, wo er acht Stunden täglich verchromte Armaturen in Kisten verpackt hatte. Es war ein Job, der jedem normalen Arbeiter alles an Hoffnung und Ehrgeiz ausgetrieben hätte, aber Bernie Dexter aus der Blake Street war kein normaler Arbeiter. Er war schon immer dreist , so hatte seine Frau Valerie ihn in einem Interview charakterisiert, kurz nachdem er zum Ritter geschlagen worden war, und sie musste es wissen, denn sie war eine geborene Fairclough, die Urenkelin des Firmengründers. Sie hatte den Fünfzehnjährigen kennengelernt, als sie selbst achtzehn war und er eine Rolle im Krippenspiel der Firma übernommen hatte. Für sie war die Anwesenheit auf der Weihnachtsfeier eine Pflichtübung, für ihn pures Vergnügen. Forsch nahm er seinen Weihnachtsbonus entgegen und erklärte Valerie mit einem kecken Augenzwinkern, er werde sie heiraten. »Eine echte Schönheit«, sagte er. »Ich werde dafür sorgen, dass du bis an dein Lebensende versorgt bist.« Letzteres verkündete er im Brustton der Überzeugung, als wäre Valerie Fairclough nicht schon durch ihre adelige Geburt lebenslang versorgt.
    Und er hatte Wort gehalten, denn er hatte absolut keine Hemmungen, Valeries Vater direkt anzusprechen und ihm zu erklären: »Wenn Sie mir eine Chance geben, kann ich Ihrer Firma zu viel größerem Erfolg

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