Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glauben Sie noch an die Liebe

Glauben Sie noch an die Liebe

Titel: Glauben Sie noch an die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Philipp Burgard , Justus Bender
Vom Netzwerk:
Er war einer der tapfersten Marschälle Napoleons, der für ihn einige Schlachten gewonnen hat. Aber es blieb immer eine besondere Beziehung zwischen Napoleon und Désirée, es hat geknistert, auch wenn er Joséphine geheiratet und zur Kaiserin gemacht hat.
    Dann ging Bernadotte nach Schweden, weil er durch Adoption zum Thronfolger des schwedischen Reiches wurde. War das »Geknister« da vorbei?
    Nein, als Bernadotte nach Schweden ging, blieb Désirée zunächst mit ihrem kleinen Sohn in Paris. Dort bekam sie natürlich den Abstieg Napoleons mit, nach 1812, nach der Niederlage in Moskau. Ab 1813 kämpfte Bernadotte sogar mit der Nordarmee gegen Napoleon, und Désirée war immer noch in Paris. Das war eine sehr merkwürdige Geschichte. Es hat noch immer geknistert, und sie schwankte gefühlsmäßig permanent zwischen den beiden Männern – zwischen dem abwesenden künftigen schwedischen König und ihrer alten, allerersten Liebe Napoleon. Das ist zumindest eine originelle Liebesgeschichte, würde ich sagen.
    Hat in diesem Fall die Liebe den Lauf der Geschichte beeinflusst? Vielleicht zog Bernadotte ja auch deshalb in den Krieg gegen Napoleon und riet Zar Alexander I. zu der Rückzugstaktik, die den französischen Russlandfeldzug zur Katastrophe werden ließ, weil er die Nase voll davon hatte, dass seine Frau ständig mit Napoleon flirtete …
    Nein, das glaube ich nicht. Désirée konnte nach Napoleons Niederlage ja sogar noch guten Wind machen bei ihrem Mann, damit ihr Exverlobter nicht so schlimm behandelt wurde. Statt des Verbannungsortes Elba hätte er es durchaus schlechter treffen können, da hatte sie wohl ein Wort eingelegt bei Jean-Baptiste Bernadotte. Aber später kam sie ja dann doch nach Schweden und wurde Königin.
    Kann man aus dieser Geschichte also ableiten, dass die Liebe keinen großen Einfluss auf den Gang der Dinge hat? Napoleon hätte offenbar keine Entscheidungen von einer Frau abhängig gemacht, und auch Bernadotte ging nach Stockholm, obwohl seine Désirée zunächst nicht mitkam. Hatte Hass einen größeren Einfluss auf die Geschichte als Liebe?
    Ja, Hass spielte natürlich eine große Rolle. Wobei zum Beispiel für Napoleon Hass nicht der ureigenste Antrieb war. Was sind die Triebe im Leben eines Mannes? Macht, Geld, Ruhm, Sex. Na ja, und Liebe. Liebe auch, ja.
    Da denkt man unweigerlich an bekannte Politiker wie Silvio Berlusconi oder Bill Clinton.
    Bei denen sind die sublimierten Triebe Macht, Ruhm und Sex sehr deutlich sichtbar. Solche Politiker bezeichnen ihre Triebfedern natürlich anders: als »Verantwortung« und »gestalten können«.
    Haben viele große Figuren ein besonderes Liebesbedürfnis?
    Ja, sie alle wollen geliebt werden! Das ist jedem Politiker eigen, wenn er eine bestimmte Stufe der Macht erklommen hat und umjubelt wird. Dann ist er vielleicht auch süchtig danach.
    Oder ist dieses überdurchschnittlich stark ausgeprägte Bedürfnis, geliebt zu werden, schon viel früher angelegt, etwa in der Kindheit, und führt sogar direkt dazu, dass Menschen eine Karriere in der Politik anstreben?
    Es gibt die These, dass Menschen mit einem harmonischen Elternhaus und harmonischer Kinderstube nie große Politiker werden können, weil man als Politiker immer etwas überwinden und sublimieren muss, weil man besonderen Ehrgeiz entwickeln muss, um besondere Leistungen zu erbringen. Wenn man diese These auf Diktatoren wie Hitler und Stalin überträgt, dann kann sie durchaus zutreffen, denn deren Kinderstuben waren wirklich nicht besonders harmonisch. Sie wollten der Welt etwas beweisen – das sehen wir bei Hitler. Bis dreißig war er ja eigentlich ein Nichts. Ein Landstreicher, ein Gelegenheitsmaler. Dann setzt er auf die eine Sache, von der er entdeckt hat, dass er sie kann – das ist reden. Aber diese Begabung kann er auch nur einsetzen in der Zeit nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg – einer Zeit, die von großen Wirren und von Hass geprägt ist. In einer normalen Zeit hätte Hitler nie einen Fuß auf den Boden bekommen. Er war übrigens ein Mann, der nicht lieben konnte. Psychohistoriker haben das mittlerweile sehr gut herausgearbeitet. Er ließ Frauen am ausgestreckten Arm verhungern, er ließ sie nie nah an sich herankommen, denn er hatte etwas zu verbergen – nämlich eine große innere Leere. Manche liebten ihn, aber er liebte sie nicht. Er machte Frauen unglücklich.
    Seine Cousine Geli Raubal , zu der er wohl mehr als nur eine familiäre Zuneigung hegte, hat sich sogar das

Weitere Kostenlose Bücher