Glauben Sie noch an die Liebe
einzunehmen, schon sehr früh hatte.
Den hat er immer gehabt, selbstverständlich. Mag sein, dass da ein Zusammenhang besteht. Oder sehen Sie sich John F. Kennedy an. Der ist mit Clinton durchaus vergleichbar.
Ist die Lust bei diesen beiden Präsidenten schon pathologisch?
Es grenzt zumindest ans Pathologische, denke ich. Aber das ist alles eine Frage der Betrachtungsweise. Ist es pathologisch, wenn ein Mann pro Jahr dreißig Frauen vernascht, oder ist das …
… bewundernswert?
(Lacht laut.) Bei Kennedy war es so: Er war ja sehr krank, er hatte das Gefühl, dass er möglicherweise nicht sehr lange leben würde, was ihm seine Ärzte damals auch gesagt haben. Und er hatte wohl das Gefühl, dass er in diese wenigen Jahre so viel wie möglich hineinpacken musste, eben auch die Beziehungen zu Frauen. Das wurde ihm schon ziemlich früh bewusst, zwischen zwanzig und fünfunddreißig, also in einem Alter, in dem sich junge Männer besonders aktiv auf diesem Terrain bewegen. Ich weiß ja nicht, wie das bei Ihnen beiden ist …
Einer von uns hat sich gerade verlobt, der andere ist auf bestem Wege dorthin. Wir sind schon in ruhigeren Fahrwassern …
Aber hoffentlich haben Sie eine Reihe von Erfahrungen sammeln können, denn das ist gut für eine Ehe.
Glauben Sie, dass Kennedy und Clinton auch eine innere Leere hatten, die sie mit Sex auszufüllen versuchten, oder war das ein veritables Liebesbedürfnis?
Ich glaube eher Letzteres. So sehr kann man ja nicht in die Seele eines Menschen hineinschauen, dass man jetzt kurzerhand Leere diagnostiziert. Das wäre auch unfair. Aber das große Liebesbedürfnis, das Bedürfnis, sich bestätigen zu wollen, der Wunsch nach Anerkennung – all das spielt eine große Rolle. Die Leute schauen einen mit großen Augen an, wenn man sagt: »Die kann ich problemlos haben.« Da ist auch einfach ein Eroberungsbedürfnis dabei, das ist ja keinem von uns völlig fremd – insofern kann man es nachvollziehen. Natürlich haben nur die wenigsten Menschen so einen Appeal wie Clinton. Wenn der einen Raum betritt, dann hat er durchaus so etwas wie eine magische Anziehungskraft, auch auf Frauen. Schön für ihn!
Barack Obama wird solch eine magische Anziehungskraft auf Menschen ebenfalls nachgesagt.
Nein, ich glaube nicht, dass Obama ein Womanizer ist. Das ist bei ihm wieder eine ganz andere Geschichte. Er ist in festen Händen, seine Frau hat ihn auch gut im Griff, und wie das bei ihm gewesen sein mag, als er jung war, weiß ich nicht. Er hat zwar auch diesen Magnetismus, aber auf eine andere Weise als Clinton. Selbst schweigend hatte Clinton eine unglaubliche Präsenz, bei Obama entfaltet sie sich erst, wenn er anfängt zu sprechen. Er ist ein exzellenter Redner.
Über Obama ist kürzlich ein Buch erschienen, das seine Ehe auch als politische Partnerschaft darstellt. Am Beispiel der Gesundheitsreform wird Michelle Obamas enormer Einfluss auf den Präsidenten gezeigt. Gegen die Empfehlung seiner engsten Mitarbeiter versuchte er, die Maximalforderungen durchzusetzen, weil Michelle ihm dies offenbar regelrecht befohlen hat. Halten Sie es für möglich, dass Staatsmänner auch bestimmte Entscheidungen treffen, um ihren Frauen zu gefallen?
Das kann man sicherlich nicht ausschließen. Natürlich müsste man diese These an einzelnen Fällen mal durchdeklinieren. Dass sich die First Lady für die Gesundheitsreform einsetzt, war ja bei Hillary Clinton identisch.
Gibt es noch andere US-Präsidenten, die sehr starke Frauen an ihrer Seite hatten?
Eleanor Roosevelt war nicht immer einer Meinung mit ihrem Mann, vor allem nicht in sozialen Fragen.Übrigens soll sie auch bisexuelle Neigungen gehabt haben. Mamie Eisenhower war brav, Präsident Eisenhower hat ohne große Rücksicht auf sie alles Mögliche gemacht. Über Kennedy haben wir ja schon gesprochen. Es ist erstaunlich, dass Jackie so stark zu ihm gehalten hat. Frauen wissen, wenn ihre Männer fremdgehen, und trotzdem hat sie auch nach seinem Tod die Fahne des Mythos hochgehalten. Das ist wirklich beachtlich. Bei Lyndon B. Johnson spielte die First Lady keine große Rolle, bei Richard Nixon ebenfalls nicht. Auch bei Jimmy Carter blieb die Frau im Hintergrund.
Carter hätte vielleicht eine starke Frau an seiner Seite gebraucht, er galt ja als schwacher Präsident.
Ja, das wäre wahrscheinlich gut gewesen. Wer wiederum eine starke Frau an seiner Seite hatte, war Ronald Reagan. Ich glaube, dass Nancy ihn sehr beeinflusst hat. Interessanterweise hatte
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