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Glauben Sie noch an die Liebe

Glauben Sie noch an die Liebe

Titel: Glauben Sie noch an die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Philipp Burgard , Justus Bender
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stigmatisiert. Sie kennen das, wenn alte Leute irgendwann sagen: »Ach, hätte ich in meinem Leben doch dieses oder jenes getan.« Ja, warum haben sie es denn nicht getan?
    Glauben Sie, dass wir keine Wahl haben in der Liebe? Sind Sie Determinist?
    Generell bin ich Determinist. Aber ich glaube nicht an so etwas wie Schicksal und Vorbestimmung. Ich glaube aber auch nicht, dass man sein Leben bewusst vorplanen kann. Du lebst, und was in deinem Leben passiert, das weißt du nicht.
    Kann man sich aussuchen, in wen man sich verliebt?
    Nein. Wenn Sie mir sagen würden: Ich liebe meine Verlobte aus den und den Gründen, und Sie nennen mir zehn Gründe, dann kann es sein, dass acht dieser zehn Gründe für mich Grund wären, diesen Menschen nicht einmal in mein Vorzimmer zu lassen.
    Was, wenn ein Vierzigjähriger sich in ein neunzehn Jahre altes Mädchen verliebt?
    Wen Sie lieben, der ist für Sie der Richtige. Es gibt eine wunderbare Szene in dem Film »Cabaret« mit Liza Minnelli, in der der Conférencier mit einem Affen tanzt und dabei singt: »If you could see her through my eyes.« Damit ist alles gesagt. Dass viele Leute sagen würden: »Das ist ein Affe, der ist hässlich, doof«, und was weiß ich alles, ist doch kein Kriterium! Wenn der Conférencier sagt: »If you could see her through my eyes«, und er ist dabei zutiefst glücklich, dann ist das in Ordnung. Und wenn diese Liebe irgendwann doch zerbricht, sollten die Freunde das nicht einfach mit einem: »Das haben wir dir immer schon gesagt!« kommentieren, sondern ihm erklären, dass das Glück, das er in dem Augenblick ja wirklich erlebt hat, nicht durch die Trümmer, zu denen die Beziehung am Ende zerfallen ist, entwertet werden darf. Denn irgendwann gab es ja Glück …
    … und das war echt?
    Was immer es war! Wenn Freunde sich getrennt haben und der eine anschließend anfing, über den anderen abzulästern, habe ich immer gesagt: »Ihr beleidigt euch doch gerade selbst, du warst doch mit diesem Menschen zusammen und hast mir noch vor drei Jahren vorgeschwärmt, wie toll das ist. Wenn du das jetzt so beschreibst, dann beleidigst du dich selbst, nicht die Person. Du hast es irgendwann mal anders empfunden.« Und dann sollte man sich um die Frage kümmern, was man selbst falsch gemacht hat, nicht die andere Person. Denn ich wandere weiter, die andere Person ist schon weg. Man neigt aber dazu, die Verantwortung beim anderen zu sehen, damit man sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen muss. Das ist nicht nur in der Liebe so.
    Muss man die Liebe eigentlich immer so ernst nehmen, wie wir das in diesem Gespräch tun, oder ist sie einfach nur ein Spiel?
    Nein, tut mir leid. Die Liebe ist kein Spiel.
    Sondern?
    Sie ist brutale Realität!
    Herr Friedman, eine Frage zum Schluss: Sie sagten vorhin, sie hätten gerne Liebesgedichte an Ihre Freundin verschickt. Lesen Sie heute noch gerne Liebesgedichte?
    Ja, und ich schmunzele auch relativ debil dabei.
    Verraten Sie uns zum Abschied Ihr Lieblingsgedicht?
    Es ist von Bertolt Brecht, aus »Der gute Mensch von Sezuan«:
    Ich habe ihn nachts die Backen aufblasen sehen,
    im Schlaf: sie waren böse.
    Und in der Frühe hielt ich seinen Rock gegen
    das Licht: da sah ich die Wand durch.
    Wenn ich sein schlaues Lachen sah,
    bekam ich Furcht, aber
    Wenn ich seine löchrigen Schuhe sah, liebte ich ihn sehr.

URSULA VON DER LEYEN
    »Die Liebe zu Kindern ist anders als jede andere Form der Beziehung«
    Das sanfte Lächeln, mit dem Ursula von der Leyen in der Öffentlichkeit auftritt, kann einem Angst machen. Wie groß muss die Selbstdisziplin einer Frau sein, der es gelingt, sieben Kinder zu erziehen und gleichzeitig als Bundesministerin in Berlin zu arbeiten? Ursula von der Leyen ist eine schlanke Frau, es sind ihr Lächeln und ihre Zierlichkeit, die gespannte Körperhaltung, die Selbstbeherrschung in jedem Satz, den sie von sich gibt, um derentwegen sie in der Wahrnehmung vieler Menschen eine gewisse Übermenschlichkeit ausstrahlt. Es wirkt, als wolle sich Ursula von der Leyen zu ihrer ohnehin großen Anspannung noch die Bürde von Leichtigkeit auferlegen.
    Sie empfängt uns in ihren Osterferien, im Gästehaus der niedersächsischen Landesregierung. Es ist eine herrschaftliche Villa in Hannover, mit stoffbespannten Wänden und einer Sammlung alter Ölgemälde. Mit kleinen Schritten kommt die Arbeitsministerin über die Holztreppe in den ersten Stock gelaufen, kerzengerade, lächelnd. Sie hat ihre Pressesprecherin aus Berlin

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