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Gleichklang der Herzen

Gleichklang der Herzen

Titel: Gleichklang der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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öffneten sich auf einen breiten Bogengang. Ein italienischer Künstler hatte ihn mit Fresken ausgemalt. Ravella zögerte einen Augenblick und sah sich um. Die Türen zum Schlafzimmer und zum Ankleidezimmer waren geschlossen, aber die zum Wohnraum stand offen.
    Zu ihrer Überraschung sah sie den Kammerdiener des Herzogs, Scudamore, rechts vom Kamin knien. Vor ihm war ein Stück der Täfelung, mit der die Wände verkleidet waren, zur Seite geschoben. Ein Sicherheitsfach stand offen, und Scudamore legte etwas hinein.
    „Ein Geheimfach!“, rief Ravella aus.
    Bestürzt sprang der Diener hoch.
    „Ach, Sie sind es, Miss“, sagte er. „Wie Sie mich erschreckt haben. Ich dachte schon, irgendein Dieb hätte sich eingeschlichen, dabei hatte ich die Tür doch zugemacht.“
    „Nein, sie war offen“, erwiderte Ravella. „Aber was ist denn da verborgen, Scudamore?“
    „Es ist ein Sicherheitsfach, Miss.“
    „Was für ein schlaues Versteck!“, sagte Ravella voller Bewunderung, kam näher und bückte sich.
    „Aber sagen Sie, Scudamore, ist alles, was drinnen ist, Geld?“
    „Allerdings, Miss. Wie oft habe ich Seiner Gnaden erklärt, dass es besser in einer Bank aufgehoben wäre, aber Seine Gnaden wollten absolut nicht darauf hören. Der größte Teil des Geldes stammt aus Gewinnen beim Kartenspiel.“
    „Du lieber Himmel, muss er Glück haben!“, rief Ravella. „Das sind doch wohl Hunderte von Pfund.“
    „Viel mehr, Miss“, sagte der Diener, den ihr ehrfürchtiger Ton belustigte. „Schauen Sie mal her. Ich will Ihnen etwas zeigen. So was haben Sie bestimmt noch nicht gesehen.“
    Er streckte seine Hände aus und holte zwei Banknoten hinten aus dem Fach.
    „Jede ist eintausend Pfund wert, Miss. Ja, eintausend Pfund“, wiederholte er stolz, als er Ravellas staunend geweitete Augen sah.
    „Ich hatte keine Ahnung, dass es überhaupt Banknoten in dieser Höhe gibt“, gestand sie.
    „Die bekommt man auch nicht oft zu sehen, das kann ich Ihnen versichern, Miss.“
    Scudamore lächelte. „Seine Gnaden gewann vor drei Monaten eine Wette gegen Lord Watford. Sie lenkten einen Viererzug vom „White’s Club“ nach Richmond und zurück. Das war am Mittag bei dem dichten Verkehr keine Kleinigkeit!“
    „Seine Gnaden hat gewonnen?“, fragte Ravella aufgeregt.
    „Ja, Miss. Ich habe keinen Augenblick an diesem Ergebnis gezweifelt. Seine Gnaden versteht sich aufs Kutschieren. Wenn es darum geht, Pferde zu reiten oder zu lenken, kann ihn niemand schlagen.“
    „Zweitausend Pfund!“, sagte Ravella. „Und wann wird er sie ausgeben?“
    „Niemals, Miss, das glaube ich wenigstens. ,Tu das in das Sicherheitsfach, Scudamore’, sagte er zu mir. ,Wir wollen die Banknoten zur Erinnerung behalten. Wenn ich alt bin, werde ich sie einrahmen lassen. Dann sollen sie mich an das schwierigste Kunststück erinnern, das ich je auf dem Bock eines Vierergespanns ausgeführt habe.’„
    Scudamore seufzte unwillkürlich bei dem Gedanken an dieses Meisterstück, aber er tat es mit Genuss. Dann legte er die Banknoten wieder in das Fach, drückte die schwere Eisentür an und schob die Täfelung an ihren Platz.
    „Ich kann nicht länger hierbleiben und schwatzen, Miss“, sagte er vorwurfsvoll, stand auf und legte den Schlüssel zum Sicherheitsfach in eine kleine Schublade im Sekretär.
    „Nein, natürlich nicht“, meinte Ravella. Nun erinnerte sie sich auch wieder an den Grund ihres Kommens.
    „Mahnen Sie doch bitte Seine Gnaden zur Eile. Sonst kommen wir zu spät in die Oper, und ich möchte doch so gern den ersten Akt sehen.“
    Aber Ravella wurde enttäuscht. Als sie in der Loge des Herzogs in Covent Garden anlangten, war der erste Akt fast zu Ende. Für den Rest des Abends begriff Ravella nicht, warum sich die dicke Primadonna bitterlich über ihr gebrochenes Herz beklagte.
    Nach Schluss der Oper schlug Lady Harriette schüchtern vor, ob man nicht noch zum Ball zu Almack’s fahren könne.
    „O ja!“, rief Ravella entzückt. „Lass uns dahin fahren. Dort ist es immer so elegant, und ich trage ein neues Kleid, in dem ich mich gern der feinen Gesellschaft zeigen möchte.“
    Hugh Carlyon blickte zum Herzog. „Wird es dich langweilen, Sebastian?“
    „Das wird es allerdings, aber mein Leiden hält keinen Vergleich mit Harriettes und Ravellas Entzücken aus.“
    „Aber …“, wollte Ravella protestieren.
    Der Herzog hob abwehrend die Hand.
    „Bitte, Ravella, erspar mir eine lange, ermüdende Erklärung. Wenn du zu Almack’s

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