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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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Hand hinter eins seiner Muschelohren und bog es nach vorne – darüber hatte sie sich als Kind vor Lachen gekrümmt.
    Die Männer verteilten sich um die Feuer. Eiblin wirkte nun doch erschöpft und reichte Ceana den gegabelten Stock. Ceana brach einen Bannock, spießte ein Viertel davon auf und wärmte es über dem Feuer, hernach tauchte sie es in den Rahm, den die Nacht schimmern ließ. Sie hatte sich nicht überlegt, was sie sagen wollte, sondern sprach einfach drauflos: »Diesen Bannock zu Beltane verspeise ich für dich, Krieg, du wildeste Bestie. Was immer du dir nimmst, bring es uns heil zurück.«
    Ohne das Gebäckstück anzubeißen, reichte sie es an John weiter. Der pries den Marder und schlug mit Lust die Zähne in den Kuchen. Alles trank, alles starrte versunken ins Feuer. Nur Sandy Og warf Ceana einen Blick zu.
    Es dauerte lange, bis die Bannocks verzehrt waren. Inzwischen war es so kalt, dass die Frauen dichter an die Feuer rückten und sich an ihre Männer schmiegten. Der kleine Krüppel war an Sandy Og gelehnt eingeschlafen. Jetzt, als alle aufbrachen, um am Hang das Schicksal zu befragen, löste sich Sandy Og das Plaid von der Schulter, hob das Bübchen hoch und bettete es in das Tuch. Wenn einer mich fragt , dachte Ceana, warum ich diesen Kerl im schlampig aus dem Bund gezerrten Hemd will, dann sage ich ihm: »Weil er das, was er tut, ganz tut.« Ich habe keinen Mann je so ein Kind aufheben und in ein Tuch betten sehen. Wer ihm zuschaut, wünscht: Ich will, dass er mich bettet . Die Wolle, aufder das Krüppelkind ruhte, musste warm von Sandy Ogs Körper sein.
    Die Frauen übergaben ihren Männern die mit Kreuzen gezeichneten Bannocks, und die Männer stiegen den Hang hinauf. Ceana schmerzten die Beine vom Tanzen, sie hätte sich dies gern erspart, aber das war nicht möglich. Die Ehre des ersten Wurfs gebührte dem MacIain mit dem Gebäck seiner Lady, das in schnurgerader Bahn bis ins hohe Gras rollte. »So kommen wir weiter!«, rief Mairi, die den Lauf zu deuten hatte, unter dem Jubel der Frauen. »Gerade heraus! Ein MacIain schlägt keine Haken, sondern geht seinen Weg.«
    Erneuter Jubel. Ceana gähnte und hörte ihr Herz hämmern.
    Als Nächster kam John an die Reihe. Er war Vater dreier Knaben und einer Tochter und ein verblasstes Abbild seines Vaters, nicht ganz so raumgreifend, nicht ganz so überlebensgroß. Seine Bewegungen glichen denen des Alten wie ein Schatten, und auch sein Bannock rollte beinahe ebenso gerade und beinahe ebenso weit. Die Frauen spendeten Beifall.
    »Wie der Vater, so der Sohn«, verkündete Mairi. »Seid stolz, mein Herr MacIain. Von diesem kommt Euch keine Schande und womöglich noch ein treffliches Knäblein, gezeugt in der Nacht von Beltane.«
    Alles lachte. Unten am Fuß des Hangs knufften die Frauen Eiblin in die Seite, und oben am Kamm klatschten die Männer John auf die Schultern. Ceana beugte sich vornüber. Sandy Ogs Furcht brannte ihr in Brust und Bauch. Wie sonst ließ die Campbell ihren Mann auch in diesem Jahr allein, als sei er es nicht wert, dass seine Frau ihm mit einem Kuss das von ihr bereitete Gebäck übergab. Er ging, den Bannock in der Hand, in die Knie. Obwohl er das Haar und die Augen der Glencoe-MacDonalds hatte, sein Kreuz breit war und seine Beine stämmig waren, sah er nicht wie ein Abbild seines Vaters aus. Sandy Og war Sandy Og, so sehr, dass Ceana bei aller Beklommenheit lachen musste.
    Sandy Ogs Bannock flog.
    Nicht übel , dachte sie zuerst, und dann: Du hättest dich schlechter schlagen können mit dem zerdrückten Klumpen, den die Campbell einen Kuchen nennt . Der Bannock rollte zwar nicht stracks den Hang hinab wie die zwei anderen, aber er holperte auch nicht allzu arg und kam immerhin unten an. Schon hoffte Ceana, matter Applaus würde aufbranden und Sandy Og dürfte seines Weges ziehen, doch dann brach der Bannock entzwei – nicht in tausend Stücke wie damals, als Ceana kaum mehr als ein Kind gewesen war, sondern eher beiläufig. Ein winziger Brocken sprang ab, so klein, dass die Zuschauer bei jedem anderen darüber hinweggesehen hätten. Aber Sandy Og war kein anderer. Gelächter blitzte durch die erstarrte Nacht.
    »Das war nicht schlecht gezielt, mein Herr Alasdair Og.« Mairi ergriff ihren Rocksaum und knickste. »Beinahe ein Treffer, möchte man sagen, also hurtig, macht Euch ans Werk. Wenn das neue Jahr anbricht, gibt’s vielleicht einen Sohn – und diesmal fehlt nur ein winziges Teilchen!«
    Jetzt grölten die zwei

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