Global Warning
beabsichtigt.«
Beamon leerte sein Bier und griff nach dem nächsten. Der Alkohol machte aus seinem Kopf eine Art Wattekugel, was aber auch schon alles an positiven Resultaten war. Das Pochen war noch da. Die Angst und das schlechte Gewissen auch.
»So wie ich das sehe, hat das Ganze nur ein Gutes«, fuhr Erin fort. »Ich werde vielleicht verhungern. Ich werde vielleicht von einer Horde Mad-Max-Rockern auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Aber egal, was mit mir passiert, wenigstens weiß ich, dass Teague genau das Gleiche passieren wird.«
Jenna runzelte die Stirn, als Beamon den Kronkorken der Flasche aufdrehte.
»Was ist?«, fragte er.
»Das stimmt nicht«, sagte sie.
»Was stimmt nicht?«
»Michael Teague ist nicht Jonas. Bei dieser Sache hier geht es ihm vor allem um Macht und um das Gefühl, allen überlegen zu sein.« Sie beugte sich vor, bis der Schmerz in ihrem Rücken sie erstarren ließ. »Ich kenne ihn schon ziemlich lange, und ich kann Ihnen sagen, dass es nichts gibt, wofür er zu sterben bereit wäre. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es etwas gibt, wofür er auch nur ein kleines bisschen leiden würde.«
»Aber er hat doch gar keine andere Wahl«, wandte Erin ein. »Er setzt etwas in Gang, das nicht mehr kontrolliert werden kann.«
»Nein.« In Jennas Stimme lag eine Bestimmtheit, die Beamon bis jetzt noch nicht bei ihr gehört hatte. »Du kennst ihn doch auch, Erin. Für andere hat er nur Verachtung übrig. Er hält sich für etwas Besseres. Das Schlimmste, was ihm passieren könnte, wäre, völlig unbeachtet zu sterben - nur einer von einer Million Menschen, die jeden Tag sterben. Nein. Michael hat sich mit Sicherheit vorbereitet. Er wird sich irgendwohin zurückziehen und aus sicherer Entfernung zusehen, wie alles zusammenbricht.«
»Ja«, entgegnete Erin, der das Kissen von seinem Gesicht nahm und sich aufrecht hinsetzte. »Er wird dasitzen und sich sagen, dass wir uns das alles selbst zuzuschreiben haben und dass das der Preis ist, den wir zahlen müssen, weil wir ihm nicht zugehört haben.«
Beamon stellte sein Bier auf den Tisch und blinzelte,
während er versuchte, den Nebel zu durchdringen, den er mithilfe der gut bestückten Minibar geschaffen hatte, und sich zu konzentrieren. »Aber das geht nicht, stimmt’s? Nach dem, was Sie mir erzählt haben, gibt es keine Möglichkeit, diesem Desaster zu entgehen.«
»Doch. Wenn man Jahre vorher wüsste, dass so etwas passieren wird«, erwiderte Erin. »Solarenergie, Windenergie, vielleicht auch Wasserkraft würden immer noch funktionieren. Allerdings nur mit Metallteilen und synthetischer Schmierung.«
»Aber ein Haus würde nicht reichen«, warf Jenna ein. »Es müsste schon ein größeres Gelände sein, mit einer guten Wasserversorgung und Land, auf dem man Feldfrüchte anpflanzen und Nutztiere halten könnte. Irgendwo weit weg von der Zivilisation. Und es müsste schwer zugänglich und leicht zu verteidigen sein, denn die Leute, die das alles aufgebaut haben, würden wissen, dass es so etwas gibt.«
»Das Klima muss ebenfalls stimmen«, fügte Erin hinzu. »Schließlich will man ja weder heizen noch kühlen. Und eine lange Wachstumsperiode bräuchte man auch.«
Beamon suchte in seiner Tasche nach seinem Mobiltelefon. »Es gibt mit Sicherheit nicht viele Leute, die so etwas planen und bauen können.«
»Stimmt«, pflichtete ihm Jenna bei, der man anmerkte, wie aufgeregt sie war. »Und Erin und ich kennen die meisten von ihnen.«
41
Sie waren seit der Morgendämmerung unterwegs, und Michael Teagues Beine waren inzwischen so schwach, dass er fast zusammengebrochen wäre, als er von einem kleinen Felsblock in das dichte Unterholz sprang. Um ihn herum ragten riesige Bäume empor und versperrten den Blick auf die dunklen Wolken, die sie in den letzten sechs Stunden immer wieder mit Regen überschüttet hatten.
Udo ging zwanzig Meter vor ihm. Er bewegte sich erstaunlich schnell durch die dichte Vegetation am Boden des zehn Meter breiten Korridors, den sie vor Jahren geschlagen hatten, als die Pipeline, der sie jetzt folgten, zusammengebaut worden war.
Am Abend zuvor hatten sie im Fernsehen gesehen, dass Jonas tot war. Udo hatte sich auf den Fernseher konzentriert, während Teague sich auf seine Reaktion konzentriert hatte. Zu seiner Überraschung hatte Udo nur ein paar Sekunden zugesehen und nicht einmal das Ende des Berichts abgewartet, bevor er im Hinterzimmer verschwunden war. Als er Stunden später wieder herauskam, hatte
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