Global Warning
Streifenwagen, der uns anhalten will, und ich glaube, Mark möchte, dass Sie uns helfen.«
»Moment.«
In der Leitung war es für einen Moment still, dann war Fournier wieder dran. »Soll das heißen, Sie haben etwas gefunden, das uns helfen könnte?«
»Wir glauben, ja«, erwiderte Jenna. Sie sprach lauter, damit Fournier sie trotz der heulenden Sirene hören konnte. »Wir haben gerade eine Kopie der Originalpläne für das Gebäude im Ölsandgebiet bekommen. Es gibt dort eine Pipeline, die einige Hundert Kilometer nach Süden führt und sich dann mit einer der großen Pipelines verbindet, die in die Vereinigten Staaten führen. Sie wurde vermutlich aufgegeben, als die Firma bankrott ging.«
»Na und? Sie haben das Gebäude doch durchsucht - wir haben es alle durchsucht. Dort ist seit Jahren niemand mehr...«
»Der Einlass für die Rohrleitung ist verschwunden«, unterbrach ihn Jenna. »Warum sollte sich jemand die Mühe machen, den Einlass einer aufgegebenen Pipeline abzubauen?«
»Keine Ahnung.«
Die Sirene hinter ihnen ging abrupt aus und wurde von lautem Hupen abgelöst. Beamon machte eine Vollbremsung, um den Streifenwagen überholen zu lassen, und Erin griff um den Beifahrersitz herum, um Jenna zu packen, bevor sie auf das Armaturenbrett knallte. Sie lächelte ihn dankbar an, aber Erin sah irgendwie verstimmt aus - als würde er sich darüber ärgern, dass er sie schon wieder retten musste. Oder lag es daran, dass sie inzwischen alles, was er tat, zu interpretieren versuchte?
»Jenna?«, sagte Fournier. »Sind Sie noch dran?«
»Tut mir leid...« Der Streifenwagen überholte sie. Dann
wurde die Sirene wieder eingeschaltet und sorgte dafür, dass sich der Verkehr vor ihnen teilte. »Wir glauben, dass sie nach dem Kauf des Gebäudes die Rohrleitung abgedeckelt, mit Öl gefüllt und den Auslass versteckt haben. Das ist ihr Brutschrank. Sie müssen lediglich ein paar von den Bakterien reinkippen, warten, bis sie sich so weit vermehrt haben, dass sie die Rohrleitung ausfüllen, und die Pipeline dann irgendwie durchlöchern, an den Stellen, an denen sie durch das Ölsandgebiet führt.«
»Wie lange würde das dauern?«
»Das weiß ich nicht«, gab Jenna zu. »Vielleicht sind sie ja schon damit fertig. Vielleicht auch nicht. Ihre Patrouillenflugzeuge müssen den Verlauf der Pipeline abfliegen. Wir gehen davon aus, dass sie an dem Punkt, an dem sie sich einen Zugang zu der Rohrleitung geschaffen haben, etwas gebaut haben - eine Hütte oder etwas in der Art, wo sie die Bakterien einfüllen und darauf warten können, bis sie sich vermehrt haben.«
Am anderen Ende der Leitung war es still.
»Mr Fournier?«
»Warum sollte ich das tun, Jenna? Inzwischen frage ich mich wirklich, ob Sie nicht immer noch für Teague arbeiten - ob Sie nicht die Aufgabe haben, mit plausibel klingenden Theorien anzukommen, denen wir dann nachjagen.«
»Ich weiß nicht, warum Sie das tun sollten. Aber fällt Ihnen etwas Besseres ein?«
47
Der Waffenschrank stand weit offen und war nur drei Meter von ihm entfernt, doch er hätte genauso gut auf einem anderen Planeten stehen können. Als Teague an der Kette riss, die um seinen Hals geschlungen war, spürte er, wie noch mehr Blut auf seinen Hemdkragen tropfte.
Er starrte die Wasserflasche und die Müsliriegel an, die Udo für ihn dagelassen hatte, die Rohrleitung, an die er gekettet war, die Wände aus Metall, die ihn von der kalten, endlos weiten kanadischen Wildnis trennten. Nach einer Weile ging sein Blick zu der offen stehenden Tür des Raums, in dem er gefangen war.
Udo hatte fast den ganzen Tag lang vor seinem Mikroskop gesessen, wo Teague ihn hatte sehen können, doch vor etwas über einer Stunde war er aufgestanden. Teague konnte ihn noch hören und bemühte sich, die Geräusche zu entschlüsseln, um zu wissen, was vor sich ging. Wollte der Deutsche etwa die Sprengladungen an der Pipeline auslösen? Hatte er es vielleicht schon getan?
Teague zerrte wieder an der Kette, doch er hatte keine Kraft mehr. Selbst wenn er sich befreien und an die Waffen kommen konnte, Udo war gut bewaffnet und zweifellos nicht weit vom Sprengknopf entfernt.
Das Geräusch nahender Schritte veranlasste Teague aufzustehen, wobei er die Krämpfe in seinen Beinen ignorierte, die davon kamen, dass er so lange auf dem Betonboden gesessen hatte.
»Du brauchst mich doch nicht zu töten«, sagte er, als Udo zum Waffenschrank ging. »Ich bin keine Bedrohung für dich. Ich schwöre, dass
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