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Global Warning

Titel: Global Warning Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills Bea Reiter
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er gegen das Geländer, von dem die gesamte Plattform umgeben war. Erin ging seelenruhig zu ihm, packte ihn am Hals und drückte ihn nach hinten, bis er mit dem Rücken über dem Geländer hing. Der Araber hatte keine Kraft mehr, um sich zu wehren, und konnte nur noch die Arme heben, um den Schlag abzuwehren, der gleich seinen Mund treffen würde.
    Erin zögerte einen Moment und ließ dann seine Faust sinken. Er ging in die Knie, packte Abbuds Füße, hob ihn hoch und schob ihn über das Geländer. Der Mann fiel knapp fünf Meter tief und landete mit einem dumpfen Aufschlag im Sand. Er versuchte noch aufzustehen, brach dann aber zusammen.
    Erin stellte überrascht fest, dass er nicht den geringsten Wunsch verspürte, sich über das Geländer zu schwingen und auf den Araber zu springen. Vielleicht wurde er mit zunehmendem Alter ja nachsichtiger? Oder etwa reifer? Das war bestimmt nichts Schlechtes.
    Das Geräusch von Schritten auf dem Metall der Treppe hinter ihm kam nicht gänzlich unerwartet. Er drehte sich um und sah zu, wie die Soldaten die Plattform betraten.
    Der Erste, der mit hoch erhobenem Gewehrkolben auf ihn zugerannt kam, unterschätzte seinen eigenen Schwung. Erin wich zur Seite aus, streckte den Arm aus und brachte den Soldaten mit einem Schlag gegen den
Hals zu Fall. Dem Nächsten gelang es, Erin einen Streifstoß mit dem Gewehrkolben zu versetzen, der so heftig war, dass er auf die Knie sank. Das konnte ihn allerdings nicht davon abhalten, dem Mann mit einem kräftigen Tritt den Boden unter den Füßen wegzureißen und seinen Hinterkopf auf das Metallgitter der Plattform zu schmettern.
    Und dann hatten sie ihn erreicht. Fünf, vielleicht sechs, er wusste es nicht genau. Erin rollte sich zu einem Ball zusammen und versuchte, seinen Kopf mit den Armen zu schützen, während sie ihn mit Gewehren, Fäusten und Stiefeln malträtierten. Es gelang ihm, einen der Angreifer zu Fall zu bringen, doch dabei vernachlässigte er seine Deckung und bekam einen heftigen Schlag auf die Stirn. Der unbarmherzige blaue Himmel über ihm verwandelte sich in das Meer und wogte sanft hin und her, bis er schwarz wurde.
     
    Zuerst dachte Erin, das dröhnende Geräusch wäre nur das Pochen in seinem Kopf, doch nach einigen Sekunden stellte er fest, dass es schneller und lauter war als alles, was die Biologie sich ausdenken konnte. Langsam schlug er die Augen auf. Das Licht tat weh.
    »Was ist passiert?«, krächzte er, als es ihm endlich gelang, den Kopf zu heben und Mark Beamon anzusehen, der angeschnallt über ihm saß.
    »Sie haben unheimlich Glück gehabt«, brüllte Mark Beamon gegen das Rotorengeräusch an. »Wenn ich nicht zufällig den Wohnwagen verlassen hätte, um mal zu pinkeln, wären Sie jetzt tot oder an den Rollstuhl gefesselt.«
    Erin versuchte, sich aufzurichten, blieb dann aber liegen. »Was soll ich jetzt sagen? Soll ich mich etwa bei Ihnen
bedanken? Wenn Sie nicht gewesen wären, würde ich jetzt auf meinem Sofa sitzen.«
    »Und was würden Sie dort tun?«, erwiderte Beamon. »Das Foto einer Frau anstarren, die seit zwei Jahren tot ist?«
    Erin wollte sich auf ihn stürzen, doch er war immer noch so schwach, dass Beamon lediglich einen Fuß auf seine Brust zu setzen brauchte, um ihn aufzuhalten.
    »Haben Sie eigentlich noch nie daran gedacht, eine Antiaggressionstherapie zu machen?«

5
     
     
    »Was soll ich hier eigentlich?«, flüsterte Erin sehr laut, während er und Beamon durch einen der vielen Korridore des Energieministeriums geführt wurden. »Stevie ist doch der Mann vor Ort.«
    Mark Beamon wollte ihm einen aufmunternden Klaps auf den Rücken geben, aber ihm fiel gerade noch rechtzeitig ein, dass es vermutlich keine Stelle auf Erins Körper gab, die nicht mit blauen Flecken oder Schnittwunden übersät war. »Ich hatte leider das Pech, fast mein ganzes Leben lang für Regierungsbehörden zu arbeiten, und daher kann ich Ihnen einen Tipp geben: Ihnen muss rechtzeitig klar sein, dass Sie etwas nicht kontrollieren können. Und dann sagen Sie einfach Ja und Amen dazu.«
    »Aber ich arbeite nicht für eine Regierungsbehörde.«
    »Da haben Sie sich geirrt.«
    Die Frau, die ihnen vorausging, bog scharf nach links ab, und sie folgten ihr wortlos.
    »Machen Sie es wirklich so?«, fragte Erin schließlich. »Sie sagen zu allem Ja und Amen?«
    Beamon gab ein verächtliches Schnauben von sich, in dem echter Humor zu hören war. »Tun Sie das, was ich Ihnen sage. Nicht das, was ich tue.«

    Ihre Begleiterin

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