Global Warning
ging wieder nach links, doch Beamon zog ihn durch eine offene Flügeltür. Er nickte einer Frau, die an einem aufwendigen Computerarbeitsplatz saß, flüchtig zu, blieb aber nicht stehen. »Hallo, Ruth. Ist er da?«
»Gehen Sie ruhig rein.«
Eric betrat das angrenzende Zimmer nur widerstrebend. Den Mann, der mitten im Raum stand, erkannte er auf den ersten Blick - es war Jack Reynolds, der Energieminister. Vor ein paar Jahren hatte Erin ein Foto von ihm vergrößert und als Dartsscheibe verwendet.
»Jack, das ist der Mann, von dem ich Ihnen erzählt...«
»Was zum Teufel ist dort unten eigentlich los?«, sagte Reynolds. Er starrte Erin an, schien dessen geschwollenes Gesicht aber nicht zu bemerken. »Ich habe gerade einen Anruf von den Saudis bekommen. Sie haben einen Ölarbeiter angegriffen, der jetzt mit einer ausgekugelten Schulter im Krankenhaus liegt, und sind beide abgeschoben worden.«
»Worüber jammern die eigentlich?«, gab Erin zurück. »Der Kerl ist doch bloß im Sand gelandet. Aber mich haben sie mit ihren Gewehrkolben fast umgebracht.«
»Komm schon, Jack«, sagte Beamon, bevor die beiden noch lauter wurden. »Die Saudis wollten uns doch vom ersten Tag an aus dem Land haben. Sie haben nur nach einem Vorwand gesucht, um uns ausweisen zu können.«
»Und Sie haben keine Gelegenheit versäumt, ihnen einen Vorwand zu liefern, stimmt’s? Haben Sie allen Ernstes mit den Wachen getrunken und Backgammon gespielt? Mark, das ist ein gottverdammtes muslimisches Land!«
»Die Saudis können mich mal«, sagte Beamon, während er sich unaufgefordert auf einen Stuhl fallen ließ.
»Nein, Sie können mich mal. Wir brauchen die Saudis, und solange sich das nicht ändert, werden Sie sie mit Respekt behandeln.«
Beamons Nicken kam sehr zögerlich.
Einen Moment lang sah es so aus, als hätte Reynolds noch mehr zu sagen, dann schien er allerdings zu dem Schluss zu kommen, dass es sowieso zwecklos war. Er stieß einen lauten, frustrierten Seufzer aus und deutete auf den leeren Stuhl neben Beamon. Erin setzte sich vorsichtig. Eigentlich hatte er gedacht, sein Kopf würde am meisten wehtun, doch inzwischen glaubte er, dass ihm diese Wichser das Steißbein gebrochen hatten. Aber das war es wert gewesen. Auf einen dieser Stürme folgte immer eine lange, wohltuende Windstille, und vielleicht hatte das Ganze auch noch den unbeabsichtigten Vorteil, dass sich dadurch eine weitere Zusammenarbeit mit der Regierung erübrigte.
»Was ist da unten los?«, fragte Reynolds.
»Das sollten Sie Steve Andropolous fragen«, erwiderte Erin.
»Das habe ich. Und er hat mir gesagt, dass Sie der Experte sind. Ich glaube, seine genauen Worte waren, dass Sie mehr über dieses Thema vergessen haben, als jeder andere darüber weiß.«
Erin nahm sich vor, Stevie für diese Bemerkung in die Eier zu treten.
»Na schön. Was wissen Sie über diese Art von Problem?«
»Gehen Sie mal davon aus, dass ich nichts weiß.«
Erin wandte sich an Beamon. »Mark, Sie sind doch der Leiter der Energieabteilung beim Heimatschutz, nicht
wahr? Sie müssen doch zumindest im Ansatz wissen, wie so etwas funktioniert.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe diese Stelle ausschließlich durch Beziehungen bekommen.«
»Großer Gott. Okay. Öl ist ein Kohlenwasserstoff, und Kohlenwasserstoffe sind Teil der Natur. Und wenn es etwas in der Natur gibt, kann man fast darauf wetten, dass sich auch etwas entwickelt hat, dass das Öl für irgendetwas benutzt.«
»Zum Beispiel diese Bakterien«, warf Reynolds ein.
»Genau. Wenn wir es mit einer Ölkatastrophe in Mexiko zu tun hätten, würde ich jetzt dort hinfliegen, nach natürlich vorkommenden, ölfressenden Bakterien im Boden suchen und mir dann überlegen, wie ich große Mengen davon züchten kann. Anschließend würde ich das Zeug auf die Verunreinigungen werfen und es seine Arbeit machen lassen. Das ist jetzt etwas vereinfacht ausgedrückt, aber so ungefähr funktioniert es.«
»Dann kommt diese Art von Lebensform also recht häufig vor?«
»Diese Bakterien sind überall. Und sie werden auch sehr häufig kommerziell eingesetzt. Wenn Sie möchten, können Sie sich ein Pfund davon kaufen, um den Boden Ihrer Garage zu reinigen.«
»Und warum haben wir so ein Problem nicht schon früher gehabt?«
»Die Ölgesellschaften haben ständig damit zu tun, allerdings in erheblich kleinerem Ausmaß. In der Regel brauchen diese Bakterien eine gewisse Menge an Sauerstoff, damit sie überleben und sich vermehren
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