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Global Warning

Titel: Global Warning Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills Bea Reiter
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hatte mit der Angst anderer gespielt und keine Gelegenheit versäumt, um steif und fest zu behaupten, dass die Welt sich zu einer unbewohnten Wüste entwickeln würde, wenn die Ölvorräte der Erde zu Ende gingen. Ein verdrehter Logiksprung,
den Erin in einer Reihe von Abhandlungen und Artikeln genüsslich zerlegt hatte.
    Die deutschen Brüder kannte er nicht so gut. Udo war ein mäßig begabter Biologe, und Jonas... was war Jonas? Ein Schläger, dessen geistige Fähigkeiten beschränkt waren; diesen Eindruck hatte Erin jedenfalls von ihm gewonnen.
    Er lehnte sich wieder zurück und ließ die relative Kühle der lehmverputzten Wand durch sein verschwitztes Hemd dringen. Es hatte ihn schon immer gewundert, dass Teague die große Umweltschutzorganisation, die von ihm gegründet worden war und ihm jede Menge Schlagzeilen beschert hatte, von einem Tag auf den anderen verkleinert und danach nur noch mit einem harten Kern gearbeitet hatte, der aus Jenna und den beiden Metzgers bestanden hatte. Jetzt war Erin alles klar.
    Jenna hatte sich von ihm getrennt und war fast unmittelbar darauf mit Teague zusammen verschwunden, was Erin zu der Vermutung veranlasst hatte, dass sie eine Beziehung mit dem Mann hatte. Doch selbst in seinen dunkelsten Momenten hatte er nie wirklich daran geglaubt. Jetzt schien so gut wie sicher zu sein, dass sie etwas ganz anderes vorgehabt hatte. Ihr Ziel war gewesen, die Bakterien, die er nur auf dem Papier konstruiert hatte, zu entwickeln und so zu verändern, dass man damit Ölreserven im Boden zerstören konnte.
     
    Nachdem er sich noch eine Stunde durch die Kartons gewühlt hatte, begannen aus den Antworten, die er gefunden hatte, Fragen zu werden. Warum hatte sie ihn verlassen? Weil sie ihn nicht mehr liebte oder weil sie ihn nicht
in das hineinziehen wollte, was sie vorhatte? Als sie in dem eiskalten Wasser versank, hatte sie da an ihn...?
    Erin schüttelte energisch den Kopf. Nein, diese Sache widersprach allem, was er über Jenna zu wissen glaubte. Gut, es ging um das Naturschutzgebiet in Alaska. Manchmal hatte sie schon etwas überreagiert, und als dort Bohrungen genehmigt worden waren, hatte sie so getan, als hätte jemand bizarre medizinische Experimente mit ihrem Hund autorisiert. Zudem waren die Bohrungen im Naturschutzgebiet ein PR-Gag der Regierung, da dort völlig bedeutungslose Mengen an Öl produziert wurden, die man zum größten Teil auch noch an die Chinesen verkaufte.
    Aber Ghawar? Das war keine Überreaktion, das war kompletter Wahnsinn. Schließlich ging es hier darum, Saudi-Arabiens bereits angeschlagene Wirtschaft zu zerstören und wirtschaftliche Schockwellen - genau genommen Flutwellen - um die Welt zu schicken. Wenn Ghawar versiegte, bedeutete das den Tod von Menschen - vielleicht wegen eines Bürgerkriegs im Nahen Osten, vielleicht, weil die Vereinigten Staaten auf militärische Mittel zurückgreifen würde, um das entgangene Öl zu ersetzen, vielleicht, weil ärmere Länder die gestiegenen Ölpreise nicht mehr bezahlen konnten. Unterm Strich ging es darum, dass diese Sache hier mehr war als etwas zu leidenschaftlich betriebener Umweltschutz.
    Daher musste er sich noch einmal die Frage stellen, ob sich diese Bakterien nicht auch von allein hätten entwickeln können.
    Und wieder musste er sich die Antwort geben, dass die Chancen dafür bei eins zu einer Milliarde standen. Hätte jemand anders die Bakterien entwickeln können, ohne
seine Notizen gesehen zu haben? Die Chancen dafür waren schon besser, lagen aber immer noch bei eins zu einer Million.
    Egal, wie man es auch drehte und wendete, an Jenna kam man nicht vorbei.
    Erin fing an, durch ein Album mit Fotos aus ihrer Kindheit zu blättern, und hielt an, als er ein Bild erreicht hatte, das sie als Dreijährige auf einem offenen Feld zeigte. Die Farben waren verblasst, doch ihre Augen strahlten immer noch und sahen voller Staunen in die Welt. Selbst als Erwachsene hatte sie diesen Blick noch gehabt. Was hätte sie wohl gesagt, wenn sie es noch erlebt hätte, dass ihre Bakterien funktionierten?
    Das Geräusch eines herannahenden Autos kam nicht gerade überraschend, und er fing hastig an, die Unterlagen in die Kartons zurückzulegen und die Deckel mit Klebeband zu verschließen.
    »Dr. Neal!«
    Nachdem er den letzten Karton zugeklebt hatte, stieg er die Leiter hinunter und blieb im Eingang der Scheune im Schatten stehen. Es waren vier Männer. Einer stand neben dem unvermeidlichen schwarzen Chevrolet Suburban, zwei

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