Global Warning
lag, zu klingeln an, doch Jenna warf nicht einmal einen Blick darauf. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Es war klar, wer der Anrufer war.
Als das Klingeln endlich aufhörte, war es ihr gelungen, die aufsteigende Panik zu unterdrücken.
»Und was jetzt?«, sagte sie zu dem Wagen.
Ihr einsames Leben auf dem windigen Hügel in Montana war nicht gerade abwechslungsreich gewesen, aber es war immerhin ein Leben gewesen. Jetzt hatte sie nur noch einen zerbeulten SUV, den jemand anders gemietet hatte, die Kleidung, die sie auf dem Leib trug, eine Kreditkarte, die Michael Teague vermutlich überwachen konnte, und ein paar Investmentkonten, auf die er vermutlich auch zugreifen konnte.
Das Telefon begann wieder zu klingeln, und dieses Mal nahm sie das Gespräch an.
»Jenna, wir müssen reden.«
»Michael, du hast versucht, mich umzubringen.«
»Das ist nicht wahr. Du bist hysterisch. Ich wollte dich doch nur aufhalten, Jenna. Ich wollte dir nichts tun.«
»Du wolltest mich aufhalten?«, sagte sie leise. »Jonas...«
»Du kannst nichts mehr daran ändern, Jenna. Wir wissen beide, dass es notwendig war, und es wird gar nichts ändern, wenn du dich stellst oder uns verpfeifst. Ich möchte dich im Auge behalten, bis sich die Aufregung etwas gelegt hat. In einem Monat wird sich niemand mehr an irgendein Naturschutzgebiet in Alaska erinnern, oder daran, dass es an den Tankstellen Warteschlangen gegeben hat. Und das weißt du auch.«
Sie wusste nur, dass sie strohdumm gewesen war. Für Teague war alles ein selbstsüchtiger Akt - selbst Freundschaft. Er umgab sich mit Leuten, die ihn bewunderten, ihm helfen konnten oder ihn amüsierten. Doch er schätzte einen nur, wenn man eine oder mehrere dieser Funktionen erfüllte. Wie hatte sie nur so verblendet sein können, sich auf jemanden wie ihn einzulassen?
»Wir müssen uns treffen«, sagte er. »Wir müssen reden. Du kannst dir aussuchen, wo. Irgendwo, wo du dich sicher fühlst.«
»Ich glaube nicht, dass es etwas gibt, über das wir reden müssen.«
»Wie wäre es, wenn wir über dein Leben reden, Jenna? Du hast von Terrorismus gesprochen, und in gewisser Weise hattest du sogar recht damit. Denn genau so wird es die Regierung sehen. Weißt du, was sie heute mit Terroristen machen? Wo sie dich wegsperren werden?«
»Michael, versuch nicht, mich zu manipulieren. Du weißt ganz genau, dass ich dir scheißegal bin. Du machst dir doch nur um dich selbst Sorgen.«
»Das ist Unsinn. Mir stehen unbegrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung, und ich habe die Möglichkeit, mich dem Zugriff amerikanischer Behörden zu entziehen und in einem anderen Land so gut zu leben, wie ich will. Möchte ich den Rest meines Lebens damit zubringen, ständig über die Schulter zu blicken? Natürlich nicht. Aber mir wird es entschieden besser gehen als dir, wenn du jetzt die Nerven verlierst.«
»Du kannst mich mal.«
Jenna unterbrach die Verbindung, ließ den Kopf auf das Lenkrad sinken und sah zum Beifahrersitz, auf dem eine Washington Post lag, mit einem Foto von Erin auf der Titelseite. Sie wusste nicht genau, wo es aufgenommen worden war, aber er sah irgendwie sauer aus - als würde er sie beurteilen. Schon wieder.
Erin war so wütend gewesen, als sie sich Teagues Organisation angeschlossen hatte. Er hatte Teague für einen arroganten Radikalen gehalten, der all das verkörperte, was mit der Umweltschutzbewegung nicht stimmte. Im Grunde genommen wusste sie immer noch nicht genau, warum sie es getan hatte. Vielleicht war es Angst gewesen. Sie hatte noch nie solche Gefühle erlebt, wie sie sie für Erin empfunden hatte, und vielleicht hatte es sie erschreckt, dass sie allmählich die Kontrolle über sich verlor. Vielleicht war die Sache mit Teague ein letzter erbärmlicher Versuch gewesen, sich die Unabhängigkeit zu bewahren, die sie so bereitwillig hatte aufgeben wollen.
Kurze Zeit danach war mit viel Trara Erins Buch veröffentlicht
worden. Es war heftig umstritten, aber brillant. Sein Buch raubte der Umweltschutzlobby ihren Idealismus und stellte die schlampigen Recherchen, die Heuchelei und einen Mangel an Glaubwürdigkeit an den Pranger, die er für die Geißel der Bewegung hielt.
Wie vorherzusehen war, stimmte alles in seinem Buch - es wurde ausführlich und methodisch bewiesen, sodass kein Zweifel mehr bestand. Doch letztendlich war es so, als würde jemand versuchen, einen davon zu überzeugen, dass es keinen Gott gab.
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