Global Warning
nachgedacht hatte. Wenn er jetzt die falsche Antwort gab, würde er dann vielleicht morgen früh aufwachen und in den Nachrichten hören, dass Teheran bombardiert worden war? »Mr President, ich bin Biologe. Das ist nicht mein Fachgebiet.«
»Dann machen Sie es verdammt noch mal zu Ihrem Fachgebiet«, erwiderte Dunn. »Warum steht der Iran nicht auf Ihrer Liste?«
»Weil man dort keine Injektionssonden für die Wasserversorgung verwendet. Der Reservoirdruck wird mit Erdgas aufrechterhalten.«
»Dann wäre der Iran nicht von den Problemen betroffen, über die wir hier reden.«
»Nein, aber...«
»Würden Sie sagen, dass die Ölknappheit, die Sie voraussagen, zu einem massiven Anstieg des Ölpreises führen wird, was den Iran möglicherweise zu einem der reichsten Länder der Welt machen könnte?«
»Ich weiß nicht, ob ich mich zu dieser Schlussfolgerung durchringen könnte«, erwiderte Erin, der sich wieder gefangen hatte. »Wissen Sie, wer die wirklichen Nutznießer von dieser Sache sein könnten? Die Kanadier. Nicht nur, dass sie kaum mit Injektionssonden arbeiten, sie haben auch noch die zweitgrößte Ölreserve der Welt. Der größte Teil davon ist Ölsand, der nicht gefährdet ist. An der Luft können diese Bakterien nicht überleben.«
Als er auf Schweigen und misstrauische Gesichter traf, begann er zu überlegen, ob er in seinem Eifer, Teheran zu retten, nicht Toronto zum Untergang verdammt hatte.
»Hören Sie, ich glaube nicht, dass wir uns darauf konzentrieren sollten, irgendjemandem die Schuld an dieser Sache zu geben. Ich glaube, wir sollten uns darauf konzentrieren, den Schaden zu begrenzen. Wer auch immer diese Sache begonnen hat, er hat es schon vor einer ganzen Weile getan, aber es war mit Sicherheit keine schnelle oder einfache Arbeit. Vielleicht sind noch nicht alle Felder auf meiner Liste infiziert. Wenn man erst einmal weiß, dass man die Injektionssonden schützen muss, ist das gar nicht einmal so schwer, und...«
»Dann sind diese dreißig Prozent der ungünstigste Fall?«, unterbrach ihn Jack Reynolds.
Erin kaute einen Moment auf seiner Unterlippe herum. Genau genommen waren dreizehn Monate mehr als genug Zeit, um sämtliche aufgeführten Reserven zu infizieren, aber er hielt es für eine gute Idee, die Männer vor sich dazu zu bringen, über etwas Produktiveres als Rache nachzudenken. »Richtig. Das wäre eindeutig der schlimmste Fall.« Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: »Aber wenn das passiert, können wir wohl davon ausgehen, dass die Produktion innerhalb der nächsten zwei Jahre zum Erliegen kommt. Vielleicht sollten Sie versuchen, sich darauf vorzubereiten.«
»Wir sollen uns darauf vorbereiten?«, sagte der Präsident, dessen Gesicht den rötlichen Schein des Bildschirms angenommen hatte. »Und wie zum Teufel sollen wir uns Ihrer Meinung nach darauf vorbereiten, Dr. Neal? Wir reden hier über die gesamte Weltwirtschaft, die vom Öl abhängt und sehr sensibel auf die geringste Angebotsverknappung oder Preissteigerung reagiert. Ihr Szenario ist einfach nicht akzeptabel. Was können wir tun, um es zu stoppen?«
»Wenn Sie damit meinen, ob wir etwas tun können, um die Auswirkungen des Bakterienbefalls rückgängig zu machen, lautet meine Antwort nein. Das, was die Bakterien gefressen haben, ist weg. Und wir haben keine Möglichkeit, die Ausbreitung der Bakterien aufzuhalten. Dazu ist das Problem zu groß.«
»Das akzeptiere ich nicht«, erwiderte der Präsident. »Es gibt immer eine Lösung.«
»Sie reden hier davon, etwas zu finden, das dieses Bakterium umbringt, Millionen Liter davon in die infizierten Bohrlöcher einzuschleusen und dann auch noch rauszukriegen, wie man es dazu bringt, sich so auszubreiten, dass der gesamte Befall vernichtet wird. Aber auch dadurch würde man die bis jetzt aufgetretenen Schäden nicht rückgängig machen können, es würde lediglich dafür sorgen, dass es nicht schlimmer wird. Allerdings habe ich keine Ahnung, wie man das anstellen soll, und in aller Bescheidenheit, wenn ich es nicht weiß, weiß es niemand. Wenn ich Sie wäre, würde ich mir überlegen, wie ich die Injektionssonden der übrigen Bohrlöcher schützen kann. Aber vor allem würde ich die Welt auf eine neue Energierealität vorbereiten.«
Wieder Stille. Dieses Mal wollte sie einfach nicht enden.
»Alles, was ich über diese Bakterien weiß, ist auf diesem Computer gespeichert«, sagte Erin schließlich. »Sie sollten sich mit dem Verband der Erdölingenieure in
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