Global Warning
sich einen feuchten Dreck um ihn scheren würde, wenn sie noch am Leben wäre?
Nein. Ein paar Tage spielten doch keine Rolle. Wenn Jenna tatsächlich noch lebte, musste er sie finden und mit ihr reden. Damit er herausfinden konnte, was er tun sollte. Wenn Beamon sie zuerst aufspürte, würde er mit Sicherheit nicht glauben, dass sie es nur auf das Naturschutzgebiet in Alaska abgesehen hatte. Er würde sie wie eine Terroristin behandeln, und was sie heutzutage mit Terroristen machten, war ja allseits bekannt.
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet«, sagte Erin. »Bin ich verhaftet?«
Beamon schüttelte den Kopf. »Sie haben Glück. Was ich weiß und was ich beweisen kann, sind zwei verschiedene Paar Stiefel.«
17
Mark Beamon blieb stehen, als der Korridor sich teilte. Er gab eine Nummer in sein Mobiltelefon ein und ärgerte sich über sich selbst, weil er eine Begleitung abgelehnt hatte. Ging es nach links oder nach rechts?
Carries Mailbox meldete sich, und er beschloss, dieses Mal etwas mehr zu sagen als das erfolglose »Ruf mich an«, das er die letzten acht Mal hinterlassen hatte.
»Carrie, ich weiß, dass du sauer auf mich bist, weil ich nicht zu dem Termin mit dem Partyservice gekommen bin«, sagte er, während er auf gut Glück nach links ging. »Aber ich habe eine gute Entschuldigung. Ich war nicht im Land, und dann hatte ich noch eine Besprechung mit dem Präsidenten. Das ist etwas ganz anderes, als hätte ich dich versetzt, weil ich mir ein Footballspiel ansehen wollte.« Beamon verzog das Gesicht. Der Kommentar mit dem Footballspiel hörte sich idiotisch an, und er versuchte krampfhaft, sich etwas einfallen zu lassen, das etwas bemitleidenswerter klang. Bei etwas anderem hatte ihn sein Instinkt allerdings nicht im Stich gelassen, denn er stand jetzt vor der Tür, die er gesucht hatte.
»Die Situation hat sich schneller als erwartet zugespitzt. Ich habe hier alle Hände voll zu tun, und...«
Plötzlich riss jemand die Tür auf, und er sah sich einem Mann gegenüber, dessen gut geschnittener Anzug fast den gesamten Türpfosten verdeckte. »Kann ich Ihnen helfen?«
Beamon machte eine schneidende Handbewegung vor seiner Kehle und deutete auf das Telefon, während er weiterzureden versuchte. »Jedenfalls kann ich momentan nicht weg, und...«
»Sir, ich muss Sie bitten weiterzugehen, wenn Sie keinen Termin hier haben. Sie befinden sich in einem Sicherheitsbereich.«
Beamon rammte seine freie Hand in sein Jackett und zog seinen Ausweis heraus. Der Mann beugte sich vor, um ihn zu lesen, erkannte den Namen seines neuen Chefs und verschwand fluchtartig.
»Großer Gott. Wo war ich? Hör zu, ich kann nicht über Details sprechen, aber du wirst es bald selbst herausfinden und alles verstehen. Und könntest du mich bitte zurückrufen?«
Er steckte das Telefon wieder in die Tasche, griff aber nicht nach dem Türknauf.
Eigentlich sollte er jetzt auf der Stelle umdrehen und auf dem Weg nach Hause ein paar Solarkollektoren kaufen. Und vielleicht einen Gemüsegarten anlegen.
Als er schließlich durch die Tür ging, verstummten in dem Raum dahinter schlagartig die Gespräche von etwa zwanzig Leuten. Er kannte etwa ein Drittel von ihnen - Mitarbeiter aus seiner bis vor Kurzem noch sehr unbedeutenden Abteilung. Die übrigen waren aus anderen Bereichen des Heimatschutzes abgeordnet worden, wegen ihrer fachlichen Kompetenz und vermutlich auch wegen ihrer
Bereitschaft, für den jeweiligen Dienst und die politischen Sponsoren zu spionieren. Computer waren reichlich vorhanden, doch sie standen noch auf dem Boden und warteten darauf, dass die Möbel gebracht wurden.
»Hallo«, sagte Beamon, während er ein leichtes Echo in dem riesigen Raum hörte. »Für die, die mich noch nicht kennen - ich bin Mark Beamon. Und es sieht ganz danach aus, als würde ich diese Ermittlungen leiten. Zumindest vorläufig. Könnte mir bitte jemand sagen, wo wir stehen?«
Eine Frau, die er noch nie gesehen hatte, hob zögernd die Hand.
»Ja. Sie. Bitte.«
»Wir haben sämtliche Akten des FBI über radikale Umweltschützer hier und versuchen gerade, jede Person oder Organisation in Bedrohungsstufen zwischen eins und zehn einzuordnen.«
»Wie viele haben Sie bis jetzt geschafft?«
»Etwa fünfundsiebzig.«
»Fünfundsiebzig? Großer Gott. Wie viele sind es denn insgesamt?«
»Etwa zweihundert.«
»Okay. Ich möchte, dass Sie alle verhaften, die in Stufe sieben und darüber liegen. Für Stufe vier bis sechs wird personelle
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