Global Warning
Hast du wirklich geglaubt, dass Michael Teague sich mit Alaska zufriedengibt? Oder hast du dir nur etwas vorgemacht, damit du deine blöden Karibus retten konntest?«
19
»Hast du denn gar nichts dazu zu sagen?«
Mark Beamon schwieg und starrte das abgestandene Essen auf den Tellern vor sich an. Es war alles da, wie Carrie angedroht hatte - Lutefisk, in Weizentortillas gewickeltes Gemüse, sogar ein Muffin mit Weizenkleie, auf dem ein winziges Figürchen mit einer Braut und einem Bräutigam thronte.
»Großer Gott, Mark. Alles in Ordnung mit dir? Das sollte ein Witz sein.« Carrie stellte den Topf weg, den sie gerade spülte, und setzte sich zu ihm. »Das ist nicht das Essen, das es bei dem Empfang gibt. Ich wollte dich nur ein bisschen aufziehen.«
Er nickte geistesabwesend.
»Dann droht uns wohl eine Katastrophe.«
»Was?«
»Diese Ölsache, in die du da reingeraten bist.«
»Nein, nein. Ich bin nur ein bisschen müde.«
»Mark, wie lange sind wir jetzt schon zusammen? Ich kenne doch die Anzeichen. Dieser Armesünderausdruck auf deinem Gesicht bedeutet, dass du Probleme im Büro hast. Dieser Ausdruck plus der Geruch nach Zigaretten an deiner Kleidung bedeuten, dass du große Probleme im
Büro hast. Dieser Ausdruck plus der Geruch nach Zigaretten an deiner Kleidung plus Muffinkrümel auf deinem Hemd bedeuten, dass wir kurz vor einer Katastrophe stehen.«
Beamon rammte sich den Muffin in den Mund, um ihr nicht antworten zu müssen. Einerseits hasste er es, dass man ihn so einfach durchschauen konnte, andererseits war er froh, dass sich jemand Sorgen um ihn machte.
»Gehe ich recht in der Annahme, dass die fraglichen Bakterien nicht nur in Alaska auftreten?«, fragte Carrie, während sie sich auf ihrem Stuhl zurücklehnte und das weite T-Shirt glattstrich, das sie anstelle einer Schürze trug. »Ich habe gelesen, dass wir mehr Öl aus Saudi-Arabien - dein neues Lieblingsreiseziel - importieren als jedes andere Land mit Ausnahme Kanadas.«
»Wirklich?«, fragte er mit dem Mund voll Muffin. »Das wusste ich nicht.«
Carrie grinste. »Du willst nicht darüber reden, stimmt’s? Dann sag mir doch mal, was du davon hältst, plötzlich mitten in was für einer Sache auch immer zu stecken.«
»Ich bin nicht sehr glücklich darüber.«
»Ist das wahr?«
»Du psychoanalysierst mal wieder.«
»Das tue ich nicht! Wir unterhalten uns. Du hast vom sechsten Gang in den ersten runtergeschaltet. Ich weiß, dass du es für uns getan hast, aber manchmal frage ich mich, ob es nicht etwas zu schnell gegangen ist. Vielleicht wäre der dritte Gang besser gewesen.«
»Alles, was irgendwo in der Mitte liegt, interessiert mich nicht. Und das weißt du.«
Sie wies auf das Bier, das vor ihm stand. »Du hast es geschafft,
deinen Alkoholkonsum herunterzuschrauben. Du hast nicht einfach aufgehört. Mark, ich habe es schon mal gesagt. Ich versuche nicht, dir einen gesunden Lebensstil aufzuzwingen - weder physisch noch spirituell. Ich bitte dich nur darum, dir etwas weniger Mühe damit zu geben, dich umzubringen.«
Er lächelte und schüttelte den Kopf.
»Was?«
»Ich heirate eine Frau, die das Wort ›spirituell‹ in den Mund nimmt.«
Als es klingelte, stand sie auf, wobei sie aber dafür sorgte, dass er das Stirnrunzeln auf ihrem Gesicht sah, bevor sie in die Diele ging.
Beamon hörte, wie die Tür geöffnet wurde und Jack Reynolds’ Stimme in die Diele drang, doch er stand nicht auf. Stattdessen leerte er sein Bier in dem vergeblichen Versuch, den Rest des Muffins herunterzuspülen, der an seiner Zahnbrücke klebte.
Als Carrie wieder in die Küche kam, beugte sie sich vor und flüsterte ihm ins Ohr: »Dieser Ausdruck, der Geruch nach Zigaretten, Muffinkrümel und der Energieminister auf meiner Türschwelle. Dafür habe ich nicht mal eine Kategorie.«
Das Arbeitszimmer im hinteren Teil des Hauses sah nicht viel anders aus als sein Büro in der Stadt. Die Möbel waren noch nicht geliefert worden, sodass es nur einige aufeinandergestapelte Umzugskartons enthielt. An der Wand lehnten ein paar gerahmte Bilder.
»Wir haben Probleme«, sagte Reynolds, als er die Tür hinter sich zumachte.
Beamon testete einen besonders stabil aussehenden Karton und setzte sich. »Was für Probleme?«
»Die Saudis sagen keinen Pieps mehr, aber über unsere Spionagesatelliten haben wir herausgefunden, dass die Felder versiegen, genau wie Erin Neal vorhergesagt hat. Deshalb werden auch die Warteschlangen an den Tankstellen immer
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