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Global Warning

Titel: Global Warning Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills Bea Reiter
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Alle anderen tun’s doch auch.«
    Hirst verkörperte das Klischee des jüdischen New Yorker Anwalts, und genau das war er auch gewesen, bevor er zum FBI gegangen war. Er war keine eins siebzig groß und nicht dick, sah aber leicht aufgedunsen aus. Beim FBI hatte er eine steile Karriere vor sich gehabt, doch dann hatte er Probleme mit dem Herzen bekommen und kürzer treten müssen. Beamon hatte ihn weniger wegen seiner nicht unerheblichen Talente eingestellt, sondern eher deshalb, weil er ihm einen Job geben wollte, der so langweilig war, dass nicht einmal der Hauch einer Chance auf Herzrhythmusstörungen bestand. So war es jedenfalls geplant gewesen.
    Hirst nickte Reynolds nervös zu, während er die Tür hinter sich schloss. »Okay... flippen Sie jetzt bitte nicht gleich aus. Ich habe bereits ein paar Leute darauf angesetzt.«
    »Auf was?«, fragte Beamon.
    »Wir sind Ronald Denizens E-Mails durchgegangen...«
    »Wessen E-Mails?«
    »Er ist Biologe und steht auf unserer Liste. Allerdings ziemlich weit unten. Ich glaube, Nummer sechsundfünfzig.«
    »Soll das heißen, Sie haben eine Spur?«, fragte Beamon. Normalerweise zog er es vor, schlechte Nachrichten morgens zu bekommen, damit er nicht die ganze Nacht wachlag und darüber nachgrübelte. In diesem Fall war er jedoch bereit, eine Ausnahme zu machen.

    »Ja. Eine E-Mail, in der darüber spekuliert wird, wie man ein Bakterium konstruiert, das sich schneller durch Öl frisst. Unsere Leute haben mir erklärt, dass es im Grunde genommen eine exakte Beschreibung der Struktur des Bakteriums ist, das wir in Saudi-Arabien und Alaska gefunden haben.«
    »Großer Gott!«, rief Reynolds. »Haben wir den Kerl?«
    Hirst nickte. »Wir haben ihn zusammen mit den anderen Wissenschaftlern verhaftet. Die E-Mail war allerdings nicht von ihm. Sie war an ihn gerichtet.«
    »An ihn?«, fragte Beamon. »Wer hat sie geschrieben?« Hirst hob beschwichtigend die Hände. »Ich möchte nicht, dass Sie...«
    »Terry, Sie sagen mir jetzt sofort, wer diese E-Mail geschrieben hat.«
    Er verzog gequält das Gesicht, als er es sagte. »Erin Neal.«

20
     
     
    Erin Neal ging mit nackten Füßen die Wendeltreppe hinunter. Das sonst so angenehme Gefühl des kalten Steins auf seiner Haut spürte er kaum. Als er sein kleines Wohnzimmer erreicht hatte, sah er, dass Jenna auf dem Sofa lag und schlief, mit jenen leisen, gleichmäßigen Atemzügen, an die er sich noch so gut erinnern konnte. Stress hatte bei ihr immer dazu geführt, dass sie wie ein Stein schlief, während er sich ruhelos im Bett wälzte.
    Hinter den Bergen war der Mond aufgegangen. Sein kaltes, klares Licht fiel durch das Fenster und ließ sie wie den Geist aussehen, der sie für ihn so lange gewesen war. Erin blieb stehen und starrte auf sie hinunter, während er spürte, wie ihm die Brust eng wurde. Er hätte nie gedacht, dass von den vielen Gefühlen, die in einem Moment wie diesem möglich waren, tiefste Verwirrtheit das dominierende sein würde. Vielleicht war das die Art, wie sein Verstand damit umging, gleichzeitig mit Wut, Erleichterung, Traurigkeit und Angst bombardiert zu werden. Und natürlich mit Liebe.
    Jenna drehte sich im Schlaf um, als wüsste sie, dass er sie ansah, und das Laken fing an, langsam von ihrem Bein zu gleiten.

    Er drehte sich um und ging in die Küche, bevor es zu weit nach unten rutschte.
    Das grelle Licht aus dem Kühlschrank blendete ihn, als er sich ein Bier herausholte und den Verschluss aufdrehte. Nachdem er die Tür mit dem Fuß zugestoßen hatte, war es wieder dunkel, was auch viel besser zu der gigantischen Leere passte, die seine Zukunft darstellte. Es war natürlich nicht schwer, Jennas Bild in diese Leere zu projizieren und so zu tun, als würde sie dort hingehören, doch aus irgendeinem Grund wurde alles andere von dieser großen, weißen Leinwand geschluckt.
    Als Erin ein Geräusch im Wohnzimmer hörte, ging sein Blick zu der Schwingtür. Vielleicht hatte sie sich ja geändert und konnte auch nicht schlafen. Vielleicht wollte sie reden - oder sich in seine Arme werfen und für ein paar Stunden so tun, als wäre nichts von alldem passiert.
    Er stieß die Tür ein Stück auf und sah schemenhaft ihren Umriss. Bevor er etwas sagen konnte, drehte sie sich um, und ihre Silhouette wurde unnatürlich breit.
    Hinter ihr stand jemand.
    »Erin! Komm da raus! Ich habe Jenna.«
    Er wich zurück und ließ die Tür so weit zurückschwingen, dass nur noch ein dünner Spalt blieb, durch den er hindurchsehen

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