Global Warning
Gebiet gesichert, aber niemanden gefunden hatten. Jetzt, zwei Stunden später, wimmelte es von Hubschraubern und Leuten, die verrostete Pipelines und Maschinen untersuchten, Bodenproben nahmen und in Satellitentelefone brüllten.
Die erste Durchsuchung des Geländes bestätigte, was sie befürchtet hatten. Michael und die Metzgers waren nicht hier. Und es sah ganz danach aus, als wäre seit Jahren niemand hier gewesen.
Hatte sie wirklich geglaubt, dass es so einfach war? Dass sie einfach herkommen und die Welt retten konnte? Nein. Aber sie hatte es gehofft. Und bis auf Erin war Hoffnung alles, was sie jetzt noch hatte.
Jenna sah sich suchend um, bis sie Erin entdeckte, der hinter einem halb zerfallenen Trailer stand, um dem Wind zu entgehen. Er trat mit gesenktem Kopf gegen die Erde, während Mark Beamon eine erregte Diskussion mit einem Mann führte, den sie nicht kannte.
Die beiden hatten beschlossen, sie in Ruhe zu lassen, was wohl vor allem daran lag, dass keiner von ihnen wusste, was er sonst tun sollte. Erin machte gelegentlich den unbeholfenen Versuch, sie aufmuntern zu wollen, doch er konnte sich immer noch nicht entscheiden, ob er sie trösten oder doch lieber erwürgen sollte. Langfristig gesehen wäre es für sie beide wahrscheinlich besser, wenn er sie erwürgte. Ihre Gefühle füreinander hatten das Potenzial, eine Situation, die an und für sich schon unerträglich war, noch weiter zu komplizieren. Die Wahrheit war, dass Jenna im Grunde genommen keine Zukunft mehr hatte. Vielleicht hatte niemand mehr eine Zukunft.
Mark Beamon winkte sie zu sich, und Jenna suchte sich widerwillig ihren Weg zwischen dem Industrieschrott hindurch, mit dem der Boden übersät war. Der Wind wurde schwächer, und beim Näherkommen versuchte sie, mitzubekommen, was gesagt wurde.
»Ich habe keine Ahnung, was Sie von mir wollen«, protestierte Beamon. »Ich...«
Der Mann, der vor ihm stand, fiel ihm ins Wort. »Wissen Sie, wie schwer es war, Sie hier reinzubekommen? Und unsere Leute dazu zu bringen, mit Ihnen zu kooperieren? Die amerikanische Presse behauptet, dass wir unser Öl horten und versuchen, die Amerikaner auszuhungern. Unsere Botschaft wird überfallen. Wissen Sie, was Ihre Regierung dagegen tut?«
»Nichts«, erwiderte Beamon. »Ich weiß. Aber die Presse wird das behaupten, was die Auflage steigert. Was sollen wir denn dagegen tun?«
»Ihr Präsident könnte eine Rede im Fernsehen halten und dem amerikanischen Volk sagen, was wir alles tun, um zu helfen. Er könnte...«
»So ein Schwachsinn. Carl, wie lange kennen wir uns jetzt schon? Über zehn Jahre? Ich habe Sie nie für dumm gehalten, und das tue ich jetzt auch nicht. Politiker lieben Ablenkungen, und die Kanadier sind zurzeit die perfekte Ablenkung. Solange die amerikanischen Wähler sauer auf euch sind, haben sie keine Zeit, auf die Leute sauer zu werden, die ihnen diese Scheiße eingebrockt haben.«
Beamon sah erleichtert aus, als Jenna sich schließlich zu ihnen gesellte. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, eine Geste, die ihr Mut machen sollte. »Jenna, darf ich
Ihnen Carl Fournier vorstellen? Er ist mein Amtskollege hier in Kanada.«
Fournier gab ihr nicht die Hand. Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust und starrte sie mit einem Gesichtsausdruck an, der schwer zu lesen war. Er war größer als Beamon - etwa eins fünfundneunzig -, mit einer schmalen Taille, markanten Gesichtszügen und einem akkuraten Haarschnitt, dem der Wind nichts anhaben konnte.
»Und was, wenn wir der Meinung sind, dass es nicht reicht, wenn Ihre Regierung einfach nur nichts tut?«, sagte er. Fournier sah Jenna an, aber seine Worte waren an Beamon gerichtet.
»Was soll das, Carl? Sie stellen mir ein Ultimatum? Jetzt? Wenn das Zeug freigesetzt wird, werden die paar Kanadier, die das überleben, in Höhlen leben und Elche mit Speeren jagen.«
»Sie machen es mir wirklich nicht leicht. Es reicht Ihnen noch nicht, dass Sie herkommen und anfangen, Forderungen zu stellen, während die Beziehungen zwischen unseren Ländern auf einem historischen Tiefpunkt sind. Sie müssen auch noch die Frau mitbringen, die schuld an dem Ganzen ist.«
Was Jenna anging, waren die Einwände des Kanadiers völlig gerechtfertigt. Selbst sie verstand nicht, warum man sie noch nicht verhaftet hatte. Auf ihre Frage hin hatte Beamon erwidert, sie solle einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen, doch das Schweigen, das dieses Thema umgab, wurde ihr immer unheimlicher - als
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