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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dem Kieker.«
    Wandas Worte hallten durch die ganze Wohnung. Das lächerliche an ihnen war die Form – Wanda hatte Wilhelm plötzlich wieder gesiezt. Alles andere als lächerlich war aber der Inhalt. Wilhelm stand auf der Straße, das wußte er.

Eine schlimme Tagesbilanz für Wilhelm. Erst die Schlägereien in der ›Sonnenblume‹, dann die Polizei, dann Wanda Krupinsky. Und das alles, wie gesagt, an einem einzigen Tag.
    Auch Marianne konnte mit dem Verlauf dieses Samstags nicht zufrieden sein. Als die Funkstreife Wilhelm mit aufs Revier genommen hatte, fühlte sie sich dafür verantwortlich. Ich habe, dachte sie, diesen verdammten Stein ins Rollen gebracht. Ich bin an den Tisch der drei Rocker gegangen. Ich habe mit denen eine Debatte begonnen. Mir ist die Hand ausgerutscht. Ich habe Wilhelm zu Hilfe gerufen. Ich bin schuld an allem.
    Dieses ganze Sündenregister, mit dem sie sich selbst belastete, zählte sie auch vor ihrer Mutter in der Küche auf, nachdem Hauptwachtmeister Polansky zusammen mit seiner Truppe und Wilhelm Thürnagel der ›Sonnenblume‹ wieder den Rücken gekehrt hatte.
    Sabines Reaktion sollte bei Marianne Gelassenheit nähren.
    »Mach dich nicht verrückt, Kind«, sagte sie.
    Doch das fruchtete nichts. Marianne fuhr fort, sich Vorwürfe zu machen. Wenn sie nicht gewesen wäre, sagte sie, säße Wilhelm jetzt noch friedlich bei seinem Bier, und nichts hätte sich ereignet. Kein Streit, keine Rauferei, keine Polizei.
    »Aber die drei Kerle hatten es doch auf den schon vorher abgesehen«, sagte Mutter Sabine. »Das war ja der Grund, warum du dich eingeschaltet hast.«
    »Dann hätte ich das anders machen müssen.«
    »Wie denn?«
    »Mit ihm Spazierengehen«, erwiderte Marianne. »Auf jeden Fall mit ihm das Lokal verlassen.«
    Sabine nickte.
    »Das war doch die Idee Vaters, nicht?«
    Als hätte er gehört, daß von ihm gesprochen wurde, erschien Theo Berger in der Küche. Der Betrieb an der Theke war nicht mehr gar so wild. Die zusammengeschmolzene Schar der Gäste gestattete Theo an den Zapfhähnen kleine Pausen. Er schnappte noch auf, was Sabine zuletzt sagte.
    »Was war meine Idee?« fragte er sie daraufhin.
    Sabine sagte es ihm.
    »Stimmt«, bestätigte er und wandte sich Marianne zu. »Aber du wußtest es ja wieder einmal viel besser.«
    »Ich gebe ja zu, daß ich einen Fehler gemacht habe«, entgegnete Marianne. »Aber das Schlimmste an der ganzen Sache ist die Polizei, und die habe nicht ich gerufen.«
    »Aha«, meinte Theo sarkastisch, »so soll der Hase laufen, der Schwarze Peter wird mir zugeschoben. Aber warum, frage ich dich, soll die Polizei an der Sache das Schlimmste sein? Das ging doch mit der diesmal sogar noch überraschend glatt ab. Normalerweise stänkern die in solchen Fällen ganz anders herum.«
    »Das Stänkern war das wenigste«, sagte Marianne.
    Theo fragte ironisch: »Und das meiste, was war das in deinen Augen?«
    Marianne schwieg. Sie blickte ihren Vater nur höchst vorwurfsvoll an. Die Antwort übernahm Sabine, indem sie sagte: »Daß sie den Herrn Thürnagel mitgenommen haben.«
    »Damit habe ich nichts zu tun«, erklärte Theo mit wegwerfender Handbewegung.
    »Vater!« rief Marianne. Ihr war nun doch der Kragen geplatzt. »Damit hast du nichts zu tun?! Er hält dir drei Rocker vom Hals! Er rettet auch unseren Kellner davor, zusammengeschlagen zu werden! Er sorgt dafür, daß dein Lokal heil bleibt! Nicht einmal ein Glas wurde zerbrochen! Er versetzt dich in die Lage, den Schutz deiner Theke nicht aufgeben zu müssen! Und damit hast du nichts zu tun?! Er wird für all das kassiert und –«
    »Moment«, unterbrach Theo. »Nicht dafür.«
    »Was nicht dafür?«
    »Nicht dafür wurde er kassiert.«
    »Wofür sonst?« rief Marianne wütend.
    »Für seine Tat im Alhambra-Kino«, sagte Theo mit erhobenem Zeigefinger. »Vergiß das nicht.«
    »Das war doch dasselbe!«
    »Gefährliche Körperverletzung, ja. Anscheinend eine Spezialität von ihm.«
    »Nein! Er verteidigt sich, wenn er angegriffen wird! Oder er schützt mich, wie hier!«
    »Sprich nicht immer von hier, denk ans Alhambra-Kino. Deshalb haben die ihn mitgenommen. Wie oft soll ich dir das noch sagen?«
    »Und wie oft soll ich dir noch sagen, daß das dasselbe war?«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Weil ich dabei war!«
    Stille.
    Dann sagte Sabine: »Um Gottes willen, Kind, das wird ja immer schlimmer. Wo warst du dabei?«
    »Das möchte ich auch wissen!« fiel Theo ein.
    Marianne setzte die beiden ins Bild.

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