Glücklich die Glücklichen
würde so nach Schlafzimmer klingen. Ich lache dümmlich. Sie glaubt, mit diesem albernen Ausdruck würde sie mir eine Freude machen. Mein Handy auf dem Tisch gibt kein Lebenszeichen von sich. Keins. Gar keins. Das kleine Mädchen geht ruhig, mit weit vorgestrecktem Kinn zwischen den Sofas hindurch. – Wo kommt das her, Loula Moreno ? So heißen Sie doch nicht wirklich – Das stammt aus einem Lied von Charlie Odine ... »Leere Versprechen an billigen Orten / schläfst mit Regisseuren der kläglichsten Sorten / Loula, du wartest, dass dein Tag anbricht / erfüllst die Paläste, wo du harrst, mit Licht ...« – Dass dein Tag anbricht ? – Im Lied ? Nein. – Für Sie ? – Auch nicht. Ich trinke meinen Wodka aus und lache. Wie wunderbar, dass man das Lachen hat. Es ist wie ein Joker. Es funktioniert in allen Richtungen. Das Mädchen geht. Es ist wieder zu einem Kind geworden, mit Regenmantel und Schultasche. Genau als sie hinter der verglasten Holztür verschwindet, sehe ich Darius Ardashir hereinkommen. Ich weiß, dass er diese Bar besucht. Kurzum, ich habe diese Bar sogar in der verschwindend geringen Hoffnung ausgewählt, ihn zu sehen. Aber Darius Ardashir taucht nicht mit seinen üblichen Komplizen in dunklen Anzügen mit dunklen Krawatten auf (ich hab nie recht begriffen, was er wirklich macht, einer von der Sorte, deren Name an einem Tag mit der Politik in Verbindung gebracht wird und am nächsten mit einem Industriekonzern oder dem Waffenhandel), er hat eine Frau dabei. Mit einem Zug leere ich mein Glas, und mein Zäpfchen steht in Flammen. Ich bin es nicht gewohnt zu trinken. Schon gar nicht morgens. Die Frau ist groß, der klassische Typ, die blonden Haare elegant hochgesteckt. Darius Ardashir führt sie zu zwei Sesseln in der Ecke neben dem Piano. Er hat feuchte Haare. Eine Hand hat er auf ihren unteren Rücken gelegt. Ich habe die Frage der Journalistin nicht gehört. Ich sage, Entschuldigung, wie bitte ? Ich hebe den Arm, Kellner, noch einen Wodka. Ich sage zur Journalistin, das macht mich wach, ich habe letzte Nacht nicht viel geschlafen. Immer muss ich mich rechtfertigen. Absurd. Ich bin dreißig, ich bin berühmt, ich kann an jedem beliebigen Abgrund tanzen. Darius Ardashir versucht, einen kleinen bedruckten Schirm zu schließen. Er kämpft ohne jeden Verstand mit den Speichen. Am Ende drückt er sie mit Gewalt zusammen und wurschtelt den Stoff irgendwie darum. Die Frau lacht. Diese Szene bringt mich um. Die Journalistin sagt, haben Sie Sehnsucht nach Ihrer Kindheit ? So, wie sie sich zu mir vorbeugt, ähnlich wie man es bei Schwerhörigen macht, vermute ich, dass sie die Frage schon mindestens einmal gestellt hat. – O nein, überhaupt nicht, sage ich, die Kindheit gefiel mir nicht, ich wollte groß sein. Sie beugt sich noch weiter vor und sagt irgendwas, das ich nicht verstehe, ich nehme mein Handy, stehe auf und sage, entschuldigen Sie mich einen Augenblick. Ich bewege mich so diskret wie möglich auf die Toiletten zu. Der Wodka lässt mich leicht torkeln. Ich betrachte mich im Spiegel. Ich bin blass, meine Augenringe finde ich gut. Ich bin eine attraktive Frau. Auf meinem Handy schreibe ich, »Ich sehe dich«. Ich schicke die SMS an Darius Ardashir. Vor ein paar Tagen hab ich zu ihm gesagt, ich sei seine Sklavin, ich wolle, dass er mich an der Leine führe. Darius Ardashir hat geantwortet, er möge keine Art von Ballast, selbst ein kleiner Aktenkoffer sei ihm zuviel. Ich kehre, ohne aufzupassen, in die Bar zurück. Ich werfe keinen Blick in Richtung Piano. Als die Journalistin mich zurückkommen sieht, leuchtet ihr Gesicht beinahe mütterlich auf. Sie sagt, können wir weitermachen ? Ich sage ja. Ich setze mich. Er muss meine SMS erhalten haben, Darius Ardashir ist mit seinem Telefon verwachsen. Ich drücke den Rücken durch, ich recke meinen Schwanenhals. Vor allem darf ich nicht in seine Richtung schauen. Die Journalistin stöbert in ihren Notizen und sagt, Sie sagten gerade ... – Mein Gott. – Sie sagten gerade, die Männer sind die Gäste der Liebe. – Das habe ich gesagt ? – Ja. – Nicht schlecht, der Satz. – Könnten Sie das etwas vertiefen ? Ich sage, ob ich wohl ausgeschimpft werde, wenn ich rauche ? Sie sagt, ich fürchte ja. Mein Handy leuchtet auf. Darius A. antwortet mir. »Na, du Freches.« Ich drehe mich um. Darius Ardashir bestellt Getränke. Er trägt eine braune Jacke über einem beigen Hemd, die blonde Frau ist in ihn verliebt, das sieht man auf
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