Glücklich gestrandet
stehe und ständig Angst habe, es könnte kentern.«
»So bist du nicht, Jo! Du wärst ein Gewinn für das Unternehmen.«
Jo fragte sich, woher er seine Informationen bezog. »Inwiefern könnte ich ein Gewinn sein? Ich habe schon gesagt, ich weiß nichts über Boote, ich werde seekrank, und ich wäre halb wahnsinnig vor Angst.«
»Du kannst kochen. Du kannst Tee aufbrühen und dafür sorgen, dass alle glücklich sind. Das ist eine wichtige Funktion. Es ist abscheulich, wenn man stundenlang Wache geschoben hat und sich anschließend selbst irgendeine grässliche Fertigmahlzeit aufwärmen muss.«
»Die Fertigmahlzeiten sind in letzter Zeit deutlich besser geworden«, murmelte Jo.
»Wenn du nicht mitfahren willst, werde ich eine andere Köchin suchen müssen.«
»Es geht nicht darum, ob ich mitfahren will«, log Jo mit zusammengebissenen Zähnen, »es geht darum, dass ich es nicht kann. Dora, meine Untermieterin, hat gerade einen neuen Job bei der Werft auf der Insel angetreten.« Sie wartete auf Michaels Zustimmung, die jedoch ausblieb. »Sie kann nicht einfach nach Holland verschwinden, und sie wohnt bei mir.«
»Ich bin davon überzeugt, dass sie eine Alternativlösung finden würde. Aber sei es, wie es ist …«
»Das klingt sehr herablassend, Michael«, wandte Jo ein, die auf Zeit spielte.
Er kicherte und erwiderte: »Noch mal, sei es, wie es ist, das Boot muss ins Trockendock gebracht werden, und ich möchte wirklich, dass die Arbeiten in Holland erledigt werden. Die Leute dort kennen das Boot, sie sind vernünftig, und es ist sehr schwer, so etwas in England vornehmen zu lassen.«
Jo seufzte und fand sich mit der Tatsache ab, dass die Drei Schwestern nach Holland fahren musste – mit ihr oder ohne sie. »In Ordnung. Ich werde versuchen, eine Köchin und ein anderes Quartier für Dora und mich zu finden. Wann musst du fahren, und wie lange wird das Ganze dauern?«
»Ich habe das Boot für Mitte Juni angemeldet. Wenn alles gut geht, sollte es ungefähr drei Wochen dauern. Das ist in knapp einem Monat, und bis dahin solltest du eigentlich alles geregelt haben, oder? Aber du solltest wirklich mitfahren. Es wäre ein einmaliges Erlebnis. Ich würde am liebsten selbst mitfahren«, versicherte er hastig, da er ihre nächste Frage ahnte, »aber ich stecke bis zum Hals in Arbeit.«
Jo seufzte abermals. Ihre Träume, Restauratorin zu werden, würden vielleicht Träume bleiben und sie obendrein noch eine Menge Geld für teure Ausrüstung gekostet haben. »Ich wünschte, ich könnte von mir dasselbe behaupten, doch vielleicht tauge ich für nichts anderes als dafür, Leute zu bekochen, die Bootsfahrten unternehmen.«
»Dann fährst du also mit? Wunderbar! Ich wusste, dass du mich nicht im Stich lassen würdest.«
»Nein, das habe ich nie gesagt!«, rief Jo. »Und ich lasse dich auch nicht im Stich. Ich werde jemand anderen finden.«
»Ich werde mich mit dem Skipper in Verbindung setzen. Vielleicht kann er ja deine Meinung ändern.«
»Das bezweifle ich.«
»Nun – du erinnerst dich möglicherweise an ihn. Es ist Marcus.«
»Oh, der berühmte Marcus!« Wie interessant, dachte Jo. »Bei der Rallye haben alle ständig von ihm gesprochen.«
»Er ist der Beste. Erinnerst du dich an die Zeit, bevor die meisten von uns verheiratet waren? Wir haben uns damals jeden Samstagmittag getroffen.«
»Ich habe ihn nie besonders gut gekannt. Er ist erst spät zu der Gruppe gestoßen, nicht wahr? Hast du ihn nicht mitgebracht?«
»Das stimmt. Wir haben zusammen gerudert, als ich auf der Universität war und er ein Marine-College besucht hat. Er hat immer in den höchsten Tönen von dir gesprochen«, fügte er hinzu, und Jo war davon überzeugt, einen Unterton von Schalkhaftigkeit in seiner Stimme zu hören. Außerdem hatte sie den Verdacht, dass er sie weichklopfen wollte.
»Oh?«
»Wirklich. Ich glaube, er war ein wenig enttäuscht, dass du damals vergeben warst.«
»Klar.« Jo machte keinen Hehl aus ihrer Ungläubigkeit. Die jungen Frauen in ihrer Gruppe waren sich alle einig gewesen, dass Marcus ein gut aussehender Teufel war, dass sich aber nur eine Närrin für ihn entscheiden würde. Wenn sie nicht mit Philip zusammen gewesen wäre, wäre er weit außerhalb ihrer Liga gewesen.
»Aber du erinnerst dich an ihn?«
»Oh ja.«
»Gut, denn er will heute Abend vorbeikommen.«
»Heute Abend!«
»Sie bringen die Hildegarde morgen die Themse hinauf. Er will heute Abend mal die Lage peilen.«
»Du hast die ganze
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