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Glücksboten

Glücksboten

Titel: Glücksboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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gefunden.«
    Perditas Mutter seufzte tief und öffnete den Mund, um weiteren Protest zu äußern. »Also, ich denke, diese Speisekarte ist in Ordnung«, erklärte Lucas hastig, bevor Perditas Mutter weitersprechen konnte. »Aber ein schöner, selbst gebackener Früchtekuchen wäre das i-Tüpfelchen für Leute, die etwas Konventionelleres wünschen. Hätten Sie Zeit, einen zu backen, Mrs Dylan?«
    Perditas Mutter drehte sich zu ihm um. »Nun, natürlich, wenn Sie glauben, dass irgendjemand Wert darauf legt«, antwortete sie. »Dann übernehme ich das mit Freuden.«
    »Das wäre wunderbar, Mum«, meinte Perdita. »In der Schule waren deine Früchtekuchen das, was mich am Leben gehalten hat. Das Essen dort war schrecklich.«
    »Was deinen heutigen Mangel an Interesse daran erklärt?«, warf Lucas ein.
    »Wahrscheinlich«, erwiderte Perdita, deren Gedanken bereits einen Schritt weitergegangen waren. »Mum, spielt es bei einem Früchtekuchen eine große Rolle, wenn die Früchte ein bisschen alt sind? Es ist nämlich so, dass Kitty jahrelang Schränke voll davon gehortet hat. Werden getrocknete Früchte schlecht?«
    Ein paar gequälte Sekunden später gab Lucas ihr die Antwort.
    »Ich bringen Ihnen ein paar Trockenfrüchte vorbei, Mrs Dylan. Perdita, gib Kittys alte Früchte den Vögeln. Sie werden sich darüber freuen und dich nicht vor Gericht zerren, wenn sie anschließend eine Lebensmittelvergiftung bekommen.«
    »Ich danke Ihnen, Lucas«, seufzte Perditas Mutter, die Kittys Ansichten zum Thema »Sparsamkeit« schon unerträglich gefunden hatte, als sie noch lebte, und nicht glaubte, dass sie sich jetzt, da sie tot war, damit würde anfreunden können.
    »Für jemanden, der Verschwendung so hasste, hat Kitty schrecklich viel gehortet«, überlegte Lucas.
    Perditas Eltern warteten darauf, dass ihre Tochter auf ihn losgehen würde, weil er es gewagt hatte, ihre geliebte Kitty zu kritisieren.
    Sie tat es nicht. »Das muss wohl irgendwie mit dem Krieg zusammenhängen. Sie wollte immer in der Lage sein, wenn nötig einer ganzen Armee zu essen zu geben.«
    »Ich wäre trotzdem dankbar, wenn ich für meinen Kuchen keine zehn Jahre alten Früchte benutzen müsste«, erklärte Perditas Mutter ein wenig angespannt.
    Am Morgen der Beerdigung hatte Perdita noch immer nicht geweint. Sie stand um fünf Uhr auf, um das Blumenarrangement für den Sarg fertig zu stellen. Als sie endlich aus dem alten Stall kam, in dem sie die Blumen aufbewahrte, fand sie ihre Eltern in der Küche. Sie wirkten elegant und geschäftsmäßig in ihrer Beerdigungskleidung.
    »Wir dachten, wir kommen etwas früher her, um dir ein wenig zur Hand zu gehen«, sagte ihre Mutter. »Was wirst du anziehen?«
    In diesen Worten klang eine Art trotziger Besorgnis mit, als wäre sie auf eine heftige Auseinandersetzung gefasst, falls Perdita verkünden sollte, dass sie für den Anlass lediglich eine saubere Jeans anzuziehen gedenke.
    »Ich habe ein wunderschönes, altes, schwarzes Kleid von Kitty«, antwortete Perdita. »Ich dachte, das könnte ich tragen.«
    »Ich weiß, dass Kitty ganz scharf auf Wiederverwertung war«, entgegnete ihre Mutter, und in ihrer Stimme schwang der Vorwurf mit, dass Kitty schlicht und ergreifend knauserig gewesen war, »aber meinst du nicht, das hieße die Sparsamkeit ein wenig zu weit treiben? Wir haben immer noch Zeit, zusammen in die Stadt zu fahren und etwas Passendes zu kaufen. Ein schönes Kostüm vielleicht. Oder ein Kleid und eine Jacke, wenn du etwas weniger Formelles möchtest.«
    Perdita hatte gewusst, dass ihre Mutter mit ihrer Kleiderwahl nicht einverstanden sein würde, und sich ihre Argumente genau zurechtgelegt. »Wann sollte ich ein Kostüm oder ein Kleid und eine Jacke jemals wieder anziehen? Vor allem, wenn die Sachen schwarz sind?«
    »Es muss nicht unbedingt schwarz sein, Liebes, heutzutage sieht man das nicht mehr so streng. Und falls das Geld dir Kopfzerbrechen bereitet, werde ich bezahlen.«
    Perdita schüttelte trotzdem den Kopf. »Das ist unmöglich, abgesehen von allem anderen habe ich keine Zeit. Und ich möchte Kittys Kleid wirklich gern anziehen.« Es war nicht nur der Gedanke, eine Menge Geld für etwas sparen zu können, denn das Kleid würde sie nie wieder tragen, sondern die Vorstellung, dass sie auf diese Weise während der Beerdigung etwas von Kitty bei sich haben würde. »Komm mit nach oben und sieh es dir an.«
    Ihre Mutter rauschte hinter Perdita her die Treppe hinauf, und Perdita dachte, dass sie

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