Glücksboten
beiden. Es gibt keinen Freund. Geoff, der mich nach Shropshire mitgenommen hat, ist Jakes Bruder. Ich war ihm vorher noch nie begegnet.«
Lucas nickte, sah sie aber nicht an. »Und du hast mir einen Haufen Unwahrheiten aufgetischt. Warum bloß, das wüsste ich gern?«
»Was zum Teufel glaubst du? Du und ich, wir waren mal verheiratet. Du hast mich verlassen ...«
»Wegen einer älteren Frau.« Er klang gelangweilt.
»Und Jahre später bin ich allein. Du solltest nicht glauben, dass ich dir nachweine, das ist alles.«
»Du meinst, du tust es nicht? Ich bin am Boden zerstört.«
»So gern ich dich am Boden zerstört sähe, Lucas, die Tatsache, dass mein einst gebrochenes Herz bestens geheilt ist, dürfte dieses Kunststück wohl kaum bewirken.«
»Oh, ich weiß nicht. Das ist gar nicht so schwer, wie du glaubst.«
»In gewisser Weise hast du mir natürlich einen Gefallen getan, indem du zurückgekommen bist. Auf diese Weise ist mir bewusst geworden, dass ich keinen Mann habe, und ich musste mich fragen, ob ich in meinem Leben nicht irgendetwas vermisse.«
»Oh? Was denn?«
»Na ja, du weißt schon. Sex, Kameradschaft, solche Dinge eben. Nicht dass ich viel Zeit dafür hätte, natürlich nicht«, fügte sie hinzu. »Und vielleicht liege ich auch völlig falsch mit dieser Vermutung. Eine Menge Frauen leben heutzutage glücklich und zufrieden als Singles. Aber ich dachte, ich sollte mir vielleicht für eine Weile einen Freund zulegen und mal sehen, ob es mir gefällt.«
»Unglücklicherweise sind annehmbare ledige Männer Mangelware, und im Dorf scheint es überhaupt keine davon zu geben, daher könnte es vielleicht etwas schwierig für dich werden, einen Freund zu finden.« Er warf ihr einen provozierenden Blick zu. »Vielleicht sollte ich mein Glück bei dir versuchen.«
Perdita blickte weiter stur geradeaus. »Nicht wenn du die Absicht hast, jemals Kinder zu zeugen, nein. Und wie gesagt, es geht um >annehmbare< Männer, Lucas.«
Lucas lachte auf eine Art und Weise, die Perdita seit Jahren nicht mehr gehört hatte.
»Ich brauche eine Tasse Kaffee«, erklärte er. »Ich halte bei der nächsten Tankstelle an.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass du das, was man dort serviert, als Kaffee bezeichnen würdest.«
Er lachte abermals. »Bettler dürfen nicht wählerisch sein. Ich brauche irgendetwas, sonst schlafe ich ein.«
Perdita sog scharf den Atem ein, weil ihr plötzlich klar wurde, was für ein großes Opfer er gebracht hatte, um sie abzuholen. Hin und zurück betrug die Fahrt nicht weniger als fünfhundert Kilometer. Noch dazu am zweiten Weihnachtstag.
»Ich bin dir ja so dankbar, dass du mich abgeholt hast. Ich weiß nicht, wie ich das jemals wieder gutmachen kann.«
»Oh, das ist nicht weiter schwierig. Du könntest dich bereit finden, eine Kochsendung fürs Fernsehen zu machen. In deinem Haus. Mit einem brandneuen Herd. Gestiftet von mir. Das ist nicht zu viel verlangt, oder?«
»Das war doch nicht etwa der Grund, warum du mich holen gekommen bist? Damit du mich erpressen kannst und ich tue, was du willst?«
»Natürlich. Sobald ich den Telefonanruf bekam, habe ich mich nicht gefragt, warum zum Teufel du kein Handy hast, sodass man dich jederzeit erreichen kann, nein, ich habe gedacht, was für eine sagenhafte Möglichkeit, um Perdita zur Mitarbeit zu zwingen! Ich nutze ihre Angst um Kitty aus, um sie zu manipulieren und meinen Willen durchzusetzen.«
Perdita errötete abermals und spürte, dass ihr heiß wurde. »Entschuldige, es tut mir schrecklich Leid. Das war vollkommen daneben.« Sie schluckte. »Und natürlich mache ich die Fernsehsendung.«
»Übertreib es nicht mit der Dankbarkeit, oder ich könnte in Versuchung geraten, dich mit dieser Bemerkung festzunageln. Hier ist die Ausfahrt. Möchtest du zur Toilette gehen? Ich treffe dich dann im Café. Ich will noch einen Blick auf die Landkarte werfen, um zu sehen, wo genau die Lettum-Havvits eigentlich wohnen.«
»Es wird furchtbar spät, bis wir bei den Ledham-Golds ankommen. Es ist schon nach zehn«, seufzte Perdita, als sie wieder unterwegs waren.
»Mrs ...«
»Ledham-Gold.«
»... sagte, sie würde aufbleiben. Und wir müssten eigentlich kurz nach elf dort sein.«
»Es ist trotzdem furchtbar spät, um bei Leuten einzufallen, die man noch nie im Leben gesehen hat.«
»Sie klangen sehr nett und waren wegen Kitty sehr besorgt. Nicht weil sie so krank ist«, fuhr er mit einer Spur Ungeduld fort, da Perdita sofort ängstlich die Stirn
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