Glücksboten
Glasscherben bestreuen, die du anschließend vom Fußboden wirst aufheben müssen? Irgendwie glaube ich nicht, dass du damit etwas ausrichten wirst. Janey ist ein sehr hübsches Mädchen, ganz ähnlich, wie du es einmal warst. Ich glaube, ich vernasche sie vielleicht doch.«
Die Messer, die säuberlich in Reih und Glied neben dem Hackbrett lagen, erregten Perditas Aufmerksamkeit. Eines davon gelangte in ihre Hand, ohne dass sie hätte sagen können, wie es dort hingekommen war. Sie stürzte sich auf Lucas, nicht recht sicher, was sie im Sinn hatte; sie wusste nur, dass sie auf Blut und Gewalt aus war, aber Lucas fing ihr Handgelenk auf, sodass sich das Messer mit einem lauten Klirren zu den Glasscherben auf dem Boden gesellte.
»O nein, das wirst du nicht. Du wirst mich nicht in einem Anfall von gekränkter Eitelkeit ermorden.«
Sie trat ihm, so fest sie konnte, gegen das Schienbein und wünschte sich nur, dass sie wie er Schuhe mit Stahlkappen getragen hätte, nicht nur Turnschuhe.
»Miststück!« Er packte sie um die Taille und zog sie an sich. »Wag es nicht, mich zu treten!«
Sie trat ein zweites Mal nach ihm, aber diesmal war er darauf gefasst; er schlang ein Bein hinter ihr Standbein, sodass sie das Gleichgewicht verlor. Perdita zog ihn im Fallen mit sich, versuchte jedoch, sich herumzurollen, sodass er bei der Landung unter ihr zu liegen käme. Stattdessen fiel sie schmerzhaft auf die Schulter, und einen Augenblick konnte sie nicht atmen. Lucas lag über ihr. Sie waren nur einige Zentimeter von den Glasscherben entfernt, und beide atmeten sie heftig. Perdita verspürte eine tiefe, primitive Befriedigung darüber, sich körperlich mit Lucas auseinander zu setzen und ihrem Ärger Luft zu machen, indem sie ihm so viel Schmerz wie möglich zufügte. Der Gedanke, dass er ihr noch mehr Schmerzen zufügen könnte, war irrelevant. Ihre Wut würde ihr die Kraft geben, ihn zu überwältigen.
Sie versuchte, sich zu bewegen, konnte es aber nicht. Lucas blickte in ihre Augen hinab. Er rührte sich nicht, machte es ihr jedoch gleichfalls unmöglich, sich zu bewegen. Perdita konnte aus dem Augenwinkel das Messer sehen, es lag ganz in der Nähe. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung bäumte sie sich gegen Lucas auf, sodass sie sich weit genug recken konnte, um das Messer in Reichweite zu bekommen.
Er sah ihren Blick in diese Richtung wandern und verlagerte sein Gewicht so, dass sie jetzt völlig bewegungsunfähig war. »O nein. Ich lasse mir von dir nicht meine neue Jacke ruinieren, weil du dich nicht beherrschen kannst.«
»Du«, entgegnete sie, atemlos unter seinem schweren Körper, »du bist der größte, abscheulichste, hassenswerteste Bastard auf der ganzen Welt.«
»Und du bist zwar die nutzloseste, unvernünftigste und launischste Frau, die ich je in meiner Küche ertragen musste, aber du treibst mich immer noch in den Wahnsinn.«
Sie schloss die Augen, denn sie wollte nicht sehen, ob in seinen Verlangen stand oder nur Ärger, aber als sie seinen Atem näher kommen spürte, sagte sie: »Wenn du versuchst, mich zu küssen, beiße ich dich.« Bei diesen Worten öffnete sie die Augen wieder und forderte ihn förmlich dazu heraus, die Situation auszunutzen.
Seine Augen weiteten sich, als er die Herausforderung erkannte. »Warte, bis du gefragt wirst! Ich habe nicht die Absicht, dich zu küssen, Wildkatze, und wenn ich es täte, könntest du nichts dagegen tun, was ich nicht will.«
Perdita konnte nicht dagegen an. Sie spürte, wie ihr Körper sich nach oben bog und wie sie wie ein Hund nach dem Mann über ihr schnappte. Ihre Zähne hatten sich in das weiche Gewebe seiner Lippe gegraben, bevor er seinen Kopf außer Reichweite bringen konnte.
»Du Miststück!« Er flüsterte die Worte, aber sie sah das Feuer in seinen Augen und fragte sich, ob er sie nun seinerseits beißen oder sie mit dem Handrücken schlagen würde. Sie hatte keine Angst, obwohl sie wusste, dass sie Angst hätte haben sollen. Sie wollte mit dem Mann, den sie seit über zehn Jahren hasste, nur noch kämpfen, und zwar bis aufs Messer. Einen solchen Drang nach Gewalt hatte sie noch nie verspürt, aber jetzt kam all ihre unterdrückte Aggression an die Oberfläche. Der Anblick seines Blutes auf seiner Lippe und der Geschmack davon in ihrem eigenen Mund verwandelten sie in eine Wilde.
Sie schloss die Augen, kämpfte gegen ihre Gefühle an und versuchte, sich an einen winzigen Rest Zivilisiertheit zu klammern. Ihr war schwindelig, und sie verlor
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