Glücksboten
es sich unter so schwierigen Umständen so glänzend gehalten hatte. Der Küchenhelfer war das einzige Mitglied der Belegschaft, das er überhaupt mit einer gewissen Rücksicht behandelte. Perdita humpelte zum Korridor, wo sie ihren Mantel aufgehängt hatte, und löste ihr Haar aus dem Band.
»Was glaubst du, wo du hingehst?« Lucas, die Hände in die Hüften gestemmt, gab ihr das Gefühl, ein Einbrecher zu sein, der sich in die Nacht hinausstahl.
»Nach Hause. Alle anderen sind schon weg.« Sie zog eilig ihre Schürze aus. »Ich habe meinen Teil für heute Abend getan.«
»Nein, hast du nicht. Was ist mit den Pfannen? Den Gläsern?«
»Du hast gesagt, die könnten warten.«
»Sie haben gewartet. Jetzt musst du sie spülen.«
»Aber die Spülmaschine wird morgen repariert! Ich bin fix und fertig! Ich werde nicht die ganze Nacht hier bleiben, um etwas zu tun, das eine Maschine morgen früh erledigen kann!«
»Die Maschine kann keine Pfannen spülen, und ich gehe nicht das Risiko ein, dass der Mann vom Wartungsdienst nicht kommt. Morgen ist Sonntag: Vierundzwanzig-Stunden-Service hin, Vierundzwanzig-Stunden-Service her, möglicherweise taucht der Kerl nicht auf. Also ab mit dir, zurück in die Küche.«
Ohne sich die Mühe zu machen, ihre Schürze wieder umzubinden, hängte Perdita ihren Mantel zurück auf den Haken und stürmte an Lucas vorbei in die Küche. Es hatte keinen Sinn, weiteren Protest zu erheben, er würde ihr nur wieder mit Janey drohen. William würde Janey mit Diamanten überschütten, sie in Eselsmilch baden und ihr mehrere multiple Orgasmen bescheren müssen, damit sich diese Qualen lohnten.
Lucas blieb in der Küche, räumte auf, machte sich Notizen und reinigte die Öfen - um dafür zu sorgen, dass Perdita nicht nachließ. Wirklich noch etwas zu tun hatte er nicht, davon war Perdita überzeugt. Aber als sie zu den Gläsern kam, war er fertig, lehnte an der Theke und beobachtete sie.
»Die da sind verschmiert«, sagte er und griff nach einem Glas an der Seite. »Und auf dem ist noch Lippenstift. Möchtest du ein Glas bekommen, auf dem der Lippenstift einer anderen Frau klebt? Lass das Wasser aus der Spüle und fang noch mal von vorne an. Und diesmal nimm wirklich heißes Wasser, um sie zu waschen und auszuspülen.«
Perdita glaubte nicht, dass ihre Hände diese Behandlung noch länger ertragen konnten: Kochendheißes Wasser und ein Spülmittel, das zwar giftgrün sein mochte, das aber gewiss nicht freundlich war, weder zu der Umwelt noch zu ihrer Haut. »Um Himmels willen, Lucas! Die Spülmaschine wird morgen repariert. Lass sie einfach alle durchlaufen und hör auf, an mir rumzunörgeln!«
»Ich bin sicher, Janey hätte ihren Job nicht so leichtfertig riskiert, wenn sie gewusst hätte, dass du nicht einmal richtig spülen kannst.«
Das war's. Perdita hatte den ganzen Abend ihre Wut im Zaum gehalten, aber jetzt, da keine Zeugen mehr da waren, konnte sie sich ohne Hemmungen gehen lassen. »Janey hat ihren Job nicht leichtfertig riskiert, das hast du getan! Du bist so gottverdammt halsstarrig, dass du lieber eine gute und loyale Angestellte verlieren möchtest als dein Gesicht! Also, mir reicht es jetzt. Du kannst den Rest der Gläser selbst spülen!«
Perdita stand da, immer noch ein Glas in der Hand, und wartete auf die Explosion. Sie war genau in der Stimmung, mit Gegenständen um sich zu werfen.
»Hör mir zu, du dumme Gans! Wenn du mit anderer Leute Leben Spielchen spielst, musst du dich an die Regeln halten! Du hast Janey und deinen Freund aufeinander gehetzt, damit sie sich ihre Schwärmerei für mich aus dem Kopf schlägt! Also, Janey und ich brauchen deine Einmischung nicht! Wenn wir beschließen, eine Affäre zu haben, dann ist das unsere Sache, und wenn ich beschließe, ihr zu kündigen, ist das meine Sache. Aber keiner von uns möchte, dass du deine dumme kleine Nase in Dinge steckst, von denen du keine Ahnung hast! Jetzt mach voran und spül endlich die restlichen Gläser. Einer von uns muss nämlich morgen früh wieder arbeiten.«
Das Glas flog aus ihrer Hand, segelte durch die Luft, prallte von Lucas' Schulter ab und landete mit einem befriedigenden Krachen auf dem Fußboden. »Du Bastard! Ich glaube, du würdest Janey verführen und ihr das Herz brechen, genauso wie du mir das Herz gebrochen hast, nur um mir eins auszuwischen! Nun, ich werde nicht danebenstehen und zusehen, wie du das tust!«
»Was willst du denn unternehmen, um mich daran zu hindern? Mich mit
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