Glücksboten
John.«
Perdita hatte gute fünfzehn Minuten auf die Petersilie verwandt, während um sie herum der Danse Macabre auf Rollerskates vollführt worden war.
»Das kannst du nicht machen! Du kannst weder mich noch sonst irgendjemanden so behandeln! Das ist unmenschlich und barbarisch!«, tobte sie. Ihre Wut brodelte noch unter der Oberfläche, konnte aber jederzeit mit voller Wucht hervorbrechen. »Ich habe Stunden darauf verwandt, diese Petersilie zu hacken. Du hast mir vorher nicht gesagt, dass ich sie waschen soll! Woher sollte ich wissen, dass man das tun muss?«
Lucas nahm sich einen Augenblick Zeit, um darüber nachzudenken. »Ja, es war wohl unvernünftig von mir anzunehmen, dass du dich wie jedes andere menschliche Wesen benehmen würdest. Aber ich habe für eine Sekunde vergessen, dass du in puncto Sauberkeit, Essen und Hygiene deine eigenen Regeln hast. Dumm von mir. Wie auch immer, es wird nicht wieder vorkommen. Könntest du die Teller abtrocknen und in der Speisekammer übereinander stapeln, das heißt, einen auf den anderen legen? Ich wäre dir sehr verbunden.«
Dieser stille Sarkasmus war um Längen schlimmer als vorher sein Gebrüll. Wenn Janey nur nicht so versessen auf diesen Job gewesen wäre, wäre Perdita einfach aus der Küche spaziert. Aber sie konnte sich nicht darauf verlassen, dass Lucas fair sein würde. Eher würde er eine gute Beiköchin verlieren, als eine Drohung unausgeführt lassen.
Becky, die Kellnerin, kam aufgeregt in die Küche gelaufen. »Ich glaube, ich habe den Inspektor entdeckt«, sagte sie. »Er hat eine Halbglatze, einen französischen Akzent und ist allein. Abgesehen von der Gesellschaft sind nur drei weitere Tische besetzt. Wollen Sie, dass seine Bestellung zuerst ausgeführt wird?«
Lucas fiel über die arme Frau her. »Was zum Teufel geht eigentlich in Ihrem Kopf vor? Es kommt nicht infrage, dass wir die Reihenfolge der Bestellungen ändern! Der Service muss an jedem Abend so sein, als säße da draußen ein Inspektor, und jeder Gast muss behandelt werden, als wäre er einer! Alle Gäste bezahlen gutes Geld, um hier zu essen. Ich kann nicht von ihnen verlangen, sich mit beschissenem Service zufrieden zu geben, falls der Mann, der sich sein Haar über den kahlen Kopf kämmt und hier eine Inspector Clouseau-Nummer abzieht, wirklich ein Inspektor ist! Jetzt machen Sie den Job, für den man Sie bezahlt!«
Becky huschte davon; sie war an solche Ausbrüche gewöhnt, wenn auch nicht immun dagegen.
Der Abend entwickelte sich weiter, zu schnell, als dass Perdita den Geschehnissen hätte folgen können.
Becky brachte einen Stapel Teller nach dem anderen herein, sodass man den Eindruck bekommen konnte, John hätte genug Teller abgewaschen und Perdita sie abgetrocknet, um jeden Gast mit zehn von den Dingern zu versorgen. Als Becky endlich erklärte: »Das sind die letzten Teller. Jetzt sind nur noch Tassen und Gläser übrig«, war Perditas Erleichterung immens. Sie hatte dutzende von Geschirrtüchern verschlissen, und ihre Füße, ihre Knöchel und ihre Beine schmerzten mörderisch.
Das Tempo in der Küche verlangsamte sich. Jetzt wurden nur noch Kaffee und verschiedene Sorten Tee zubereitet, und Teller mit handgemachten Pralinen wurden hinausgebracht, wenn auch immer noch eine Menge Aufräumarbeiten im Gang waren.
»Die Gesellschaft war sehr zufrieden mit dem Essen«, berichtete Becky. »Ich habe ein gewaltiges Trinkgeld bekommen!«
»Nun, Sie brauchen sich nicht verpflichtet zu fühlen, Perdita zu berücksichtigen, wenn Sie das Geld aufteilen«, erklärte Lucas, wohlwissend, dass Becky gar nicht die Absicht gehabt hatte, das Geld mit den anderen zu teilen. »Sie und die andere Bedienung sind zwar die einzigen Mitglieder des Personals, die die Gäste sehen, aber nicht die einzigen, die für das Essen verantwortlich sind.«
Eine kleine Ewigkeit verstrich, dann schien Lucas endlich mit dem Zustand der Küche zufrieden zu sein.
»Okay, Leute, ihr könnt jetzt nach Hause gehen. Bringen Sie mir Ihre Stundenzettel. Guter Service. Tom?« Er klopfte dem jungen Mann auf die Schulter. »Gar nicht schlecht. Ich arbeite gern wieder mit Ihnen. John, Sie gehen jetzt nach Hause. Sie haben Ihre Sache sehr gut gemacht.«
Tom nahm dieses schwache Lob als die große Auszeichnung, die es war, errötete und stammelte seinen Dank. John lächelte nur. Mittlerweile überraschte es Perdita nicht mehr, dass Lucas seinem Personal weder einen richtigen Dank noch einen Glückwunsch aussprach, dass
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