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Glücksboten

Glücksboten

Titel: Glücksboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Tellern angerichtet und garniert zu bekommen.
    Lucas, der in der Mitte des Arbeitsbereiches stand, war Dirigent und Regisseur, aber auch Lead-Sänger. Das Licht, das auf ihn herabschien, betonte seine vorspringende Nase und das kräftige Kinn, sodass er wie der Teufel in Person aussah mit seinem zu einem Seil verdrehten Halstuch, das er sich um den Kopf gebunden hatte, um den Schweiß aufzufangen. Perdita war froh, dass Janey ihn so nicht sehen konnte. Selbst in ihren ermatteten Augen sah er in seiner zweireihigen weißen Jacke gefährlich attraktiv aus. Dann ging ihr auf, dass Janey ihn dutzende Male so gesehen haben musste, und sie hoffte inbrünstig, dass William in seinem Smoking eine wenigstens halb so gute Figur machte, sonst war dieser Abend in der Küche der Hölle umsonst.
    Kurz darauf kam die Kellnerin mit den Bestellungen herein.
    Perdita gestattete sich nicht häufig, über die Schulter zu blicken, aber wenn sie es tat, schien Lucas überall zu sein: Er schüttelte Pfannen, zog Lampen auf Teller herunter, kreierte delikate Türmchen aus Rösti, Auberginen und pürierten Rübchen, um die er dünne Scheiben von dunkelrotem Lamm oder Entenfleisch drapierte und dann mit Soße beträufelte. Jeder Gang musste für das Auge genauso erfreulich sein wie für den Gaumen, jedes Detail eines jeden Tellers musste von Lucas überprüft werden.
    Er schien zu wissen, was in jeder Pfanne vorging und in welchem Vorbereitungsstadium sich eine jede Bestellung befand. Er rief Anweisungen mit einer Stimme, die Perditas Beine in Pudding verwandelt hätten, wären sie nicht bereits Pudding gewesen. Sein Temperament schien, so wie die Temperatur der Öfen, von Sekunde zu Sekunde heißer und heißer zu werden, ohne jemals wirklich zu explodieren. Seine Befehle kamen laut und fast ohne Pause.
    »Holen Sie dieses Filet aus der Pfanne, und zwar sofort! Sie sind hier nicht bei McDonald's, und der Gast möchte sein Fleisch englisch. »Tisch acht wartet seit zehn Minuten auf die Vorspeise. Das ist nicht gut genug. Seht zu, dass es vorangeht.«
    »Ist dieser Fingerabdruck auf dem Teller essbar? Wenn nicht, wischen Sie ihn ab!«
    Perdita blieb in ihrer Ecke und hielt den Kopf vorsichtshalber gesenkt. Sie konnte nicht richtig sehen, und ihr Messer hätte nicht einmal Butter ohne Gegenwehr durchschneiden können, aber wenigstens war sie nicht im Weg. Ihr Überlebensinstinkt sagte ihr, dass sie, wenn sie sich irgendwie bemerkbar machte, auf einem Teller landen würde, englisch gebraten, mit einer Jus von Fleischsaft mit Madeira, geröstetem Knoblauch und einer Girlande aus Rosmarin und Pekingkohl, und das, bevor sie das Wort Michelin-Stern aussprechen konnte.
    Dann kam die Kellnerin, die für den Speisesaal und die schmutzigen Teller zuständig war, in die Küche. Sie war Mitte zwanzig und sehr erfahren, aber jetzt räusperte sie sich nervös.
    »Die Spülmaschine hat den Geist aufgegeben!«, rief sie, trat ein gutes Stück zurück und sah so aus, als wäre sie jederzeit bereit, den Kopf einzuziehen. Bis zu diesem Augenblick hatte Lucas keine körperliche Gewalt angewandt, aber man hatte das Gefühl, dass es nur noch eine Frage der Zeit war.
    Er nahm diese Neuigkeit jedoch überraschend gelassen auf. »Gut, John, hören Sie auf, Pfannen zu schrubben. Fangen Sie stattdessen mit den Tellern an. Die Gläser können warten. Perdita! Wo zum Teufel bist du, wenn man dich braucht? An der Korktafel findest du eine Nummer. Ruf die Firma an und sieh zu, dass sie sofort jemanden herschicken.«
    »So spät am Abend ist bestimmt niemand mehr da!«
    »Keine Widerrede. Es ist angeblich ein Vierundzwanzig-Stunden-Service. John, wechseln Sie das Wasser, bitte.«
    Ein paar Sekunden später musste Perdita den anderen die Neuigkeit überbringen, dass die Spülmaschine erst morgen repariert werden konnte, und sie glaubte, dass Lucas diesmal mit Sicherheit mit irgendetwas oder irgendjemandem werfen würde, wahrscheinlich mit ihr. Aber er tat es nicht.
    »Gut, du hältst den Abtropfbereich für John frei, Perdita. Becky wird dir Trockentücher geben. Hast du die Petersilie schon gehackt?«
    »Ja, ganze Berge.«
    Er flog in ihre Ecke hinüber, nahm etwas Petersilie zwischen Finger und Daumen und warf sie sich in den Mund. Er spuckte sie wieder aus. »Sandig.« Dann fegte er das Ganze mit der Hand auf den Boden. »Du hast sie nicht gewaschen, oder? Waschen, trocknen, hacken. Nur gut, dass wir die Petersilie erst morgen brauchen. Mach das hier sauber und hilf dann

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