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Glücksboten

Glücksboten

Titel: Glücksboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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anderen nach unten zurückzukehren. Sie wollte Kitty nicht so sehen, wie sie ungelenk auf dem Sofa lag, während der Arzt sich freundlich und tatkräftig um sie kümmerte und Lucas sich ausnahmsweise einmal genauso benahm. Solange Perdita allein hier oben war, konnte sie so tun, als hätte es den Schlaganfall nie gegeben, als wäre Kitty unten damit beschäftigt, Tee zu kochen, ihre Pfeife zwischen den Zähnen, einen Stapel Gärtnerkataloge auf dem Küchentisch.
    Perdita fand eine betagte Reisetasche und packte die verschiedenen Dinge hinein. Ob Kittys dicke Flanellnachthemden, die sie in ihrem kühlen Haus benötigte, fürs Krankenhaus nicht viel zu warm waren? Außerdem bestanden Kittys Schlüpfer aus Wolle und waren mit langem Bein; sie würde vor Hitze sterben. Wo bewahrte Kitty ihre Sommersachen auf? Wahrscheinlich in einem schwarzen Plastiksack auf dem Dachboden. In welchem Fall Perdita sie niemals finden würde, nicht inmitten all der anderen schwarzen Plastiksäcke. Sie notierte sich auf dem Notizblick neben Kittys Bett einige Dinge, die sie kaufen musste - Nachthemden, Unterhosen, vernünftige Papiertaschentücher.
    Nach einer Weile kehrte sie dann zu den anderen zurück, und wieder wurde sie mit der Realität von Kittys Krankheit konfrontiert.
    »Ich gieße Tee auf«, entschied sie. »Während wir auf den Krankenwagen warten.«
    Die Küche war noch immer so wie zuvor - die Gartenkataloge bedeckten das eine Ende des Tischs, und auf dem Abtropfbrett standen die Überreste von Kittys Frühstücksei. In einem angeschlagenen Glas-Aschenbecher, vor vielen Jahren aus einem französischen Bahnhofscafé stibitzt, lag eine Pfeife. Als Perdita die Reste der möglicherweise letzten Mahlzeit wegräumte, die Kitty sich je selbst zubereitet hatte, kamen ihr wieder die Tränen.
    Während sie nach einem Tablett für die verschiedenen Becher suchte, biss sie sich fest auf die Lippen. »Du weißt doch nicht, ob das die letzte Mahlzeit ist«, murmelte sie und versuchte, sich zusammenzureißen. »Vielleicht kommt sie ja wieder ganz auf die Beine. Vielleicht kocht sie nächstes Jahr wieder das Weihnachtsessen für dich.« Aber sie wusste, es war wahrscheinlicher, dass sie und Kitty im vergangenen Jahr ihr letztes gemütliches, geruhsames Weihnachtsfest zusammen verbracht hatten.
    Nach einer Weile kam der Arzt in die Küche, um zu sehen, wie sie vorankam. Er erwischte sie mit Tränen in den Augen. Perdita hoffte, dass er sich dazu nicht äußern würde, aber er legte ihr eine Hand auf den Arm.
    »Mrs Anson ist sehr alt. Möglich, dass sie sich wieder ganz erholt, es ist aber auch möglich, dass sie das nicht tut. Sie müssen darüber nachdenken, wie es jetzt weitergehen soll. Wenn wir nicht großes Glück haben, wird sie nicht mehr in der Lage sein, allein zu leben.«
    »Aber sie wird doch überleben?«
    »Natürlich kann ich keine Versprechungen machen. Aber die Anzeichen lassen hoffen. Es scheint, als wäre nur die linke Körperhälfte betroffen, was bedeutet, dass die rechte Seite ihres Gehirns in Ordnung ist. Ihre Sprache ist verlangsamt, aber sie leidet nicht an Dysphasie, bei der Sprache und Verständnis gestört sind. Ob sie je wieder nach Hause kommen kann, ist eine andere Angelegenheit.«
    »Ich möchte sie hier haben. Selbst wenn sie Pflege rund um die Uhr braucht. Ich möchte sie nicht in einem Pflegeheim unterbringen.«
    »Perdita, meine Liebe, das ist eine ungeheuere Verpflichtung. Selbst wenn Kitty es sich leisten kann, wäre die Organisation ein Albtraum.«
    »Ich kann wieder hier einziehen. Mein Geschäft liegt nur auf der anderen Seite des Gartens. Ich kann mein Haus abschließen und hierher kommen.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Kitty das zulassen wird. Und übrigens, sie hat mich gebeten, sie so zu nennen.«
    Perdita lächelte schwach. »Hm, offensichtlich. Sie würden es sonst nicht wagen, ihren Vornamen zu benutzen. Aber was meinen Einzug hier betrifft, glaube ich nicht, dass sie etwas dagegen hätte.«
    »Es wird vielleicht nicht notwendig sein, aber was mich betrifft, ist es sehr beruhigend zu wissen, dass Sie für Kitty da sein werden. Doch nun erst einmal genug damit. Ist der Tee fertig? Ich bin halb verdurstet.«
    Kitty bekam ein Kissen in den Rücken, um an ihrem lauwarmen Tee zu nippen. Sie beklagte sich nicht, aber Perdita fragte sich, ob Kitty in Zukunft alles würde lauwarm zu sich nehmen müssen, ausgerechnet Kitty, die Speisen und Getränke am liebsten brühheiß zu sich nahm. Während

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