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Glücksboten

Glücksboten

Titel: Glücksboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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eingepflanzt hatte.
    Kitty lag in einem Meer aus Krokussen auf dem Rücken. Perdita hatte kaum Zeit zu reagieren, bevor die Freundin zu sprechen begann.
    »Hallo, Liebes. Du bist spät dran.« Die Worte waren verständlich, aber langsam, und nur die eine Seite von Kittys Mund bewegte sich.
    Perdita schluckte heftig und versuchte, sich ihre Bestürzung nicht anmerken zu lassen. »Kitty, was machst du hier?«
    »Bin gefallen.« Sie versuchte zu lächeln.
    »Ich rufe besser einen Krankenwagen. Nur gut, dass ich mein Handy bei mir habe, nicht wahr? Warum hast du nicht auf deinen Alarmknopf gedrückt? Dann hättest du nicht hier draußen liegen und deine geliebten Krokusse zerquetschen müssen?«
    »Will keinen Krankenwagen. Ruf den Arzt an.«
    Perdita sah Kitty an, wie sie so reglos zwischen den Blumen lag. Sie wusste, dass sie sofort den Notruf hätte wählen müssen. Kitty hatte offensichtlich einen Schlaganfall gehabt und sollte sofort ins Krankenhaus gebracht werden.
    »Bitte«, drängte Kitty.
    Ihre plötzliche Verletzbarkeit setzte Perdita heftig zu. Sie konnte Kittys Wünsche nicht ignorieren; ihre Krankheit raubte Perdita in dieser Hinsicht automatisch jede Wahlfreiheit. »Ich muss ins Haus gehen und die Nummer raussuchen.« Sie wusste, dass sie die Nummer des Arztes in ihrem Telefon eingespeichert hatte, aber sie würde zu lange brauchen, um sie zu finden. »Kommst du hier draußen zurecht?«
    Kitty tat ihr Bestes, um zu nicken. »Hübsch hier. Höre die Vögel.«
    Perdita rannte ins Haus, suchte die Nummer des Arztes heraus und tippte sie in ihr Handy ein. Während sie darauf wartete, dass die Verbindung hergestellt wurde, lief sie nach oben zum Wäscheschrank, raffte ein paar Decken zusammen und kehrte zu Kitty zurück. Sie hatte sie gerade über ihre Freundin geworfen, als am anderen Ende der Leitung jemand den Hörer abnahm.
    »Hallo, hier ist Perdita Dylan. Kitty Anson hatte einen Schlaganfall. Sie möchte nicht, dass ich einen Krankenwagen rufe, aber das müsste ich doch eigentlich, oder?« Das war ein Kompromiss zwischen den beiden Möglichkeiten, die sie hatte, entweder Kittys Wünschen nachzukommen oder zu tun, was sie für richtig hielt.
    Die Arzthelferin war wunderbar. Nachdem sie die Adresse erfragt hatte, sagte sie: »Bleiben Sie einen Augenblick am Apparat. Ich weiß, dass Doktor Edwards in Ihrer Nähe gerade Hausbesuche macht. Ich piepe ihn an.«
    Perdita versuchte, sich möglichst optimistisch zu geben, während sie die Decken über Kitty ausbreitete und ihr eine unter den Kopf schob. »Doktor Edwards Sprechstundenhilfe wird ihn anrufen, wahrscheinlich auf seinem Handy. Ich hoffe, er kann besser damit umgehen als ich. Es hat heute zum ersten Mal geklingelt, und ich wusste nicht, wie man einen Anruf entgegennimmt.«
    Die eine Seite von Kittys Mund bewegte sich. »Neumodischer Kram.«
    »Ich weiß. Aber es wäre doch nützlich gewesen, wenn du auf deinen Alarmknopf gedrückt hättest. Ich hätte vor einer Ewigkeit hier sein können. Wie lange liegst du schon so da?«
    Kitty schüttelte den Kopf.
    Jetzt, da der erste Schock vorüber war, fiel es Perdita schwer, nicht wütend auf Kitty zu sein, weil sie nicht den Krankenwagen gerufen hatte. Vor dem Schlaganfall hätte sie vielleicht gesagt, sie wolle nicht, dass Kitty weiterleben würde, wenn sie nicht mehr Herrin ihrer selbst war. Jetzt hätte sie Kitty unter allen Umständen am Leben gehalten. »Frierst du?«, fragte sie ihre Freundin. Kitty trug ihre Gartenkleider für den Winter: mehrere Mäntel übereinander und darunter eine alte Armeeweste. Jetzt war sie außerdem auch noch zugedeckt. »Nein? Nun, wenigstens bist du gut eingepackt, sonst wärst du noch an Unterkühlung gestorben.«
    »Schade.«
    »Blödsinn. Wenn du schon stirbst, möchtest du doch eine anständige Totenbettszene, mit deiner ganzen Familie und einigen goldhaarigen Kindern um dich geschart, die Tränen vergießen.« Kitty quittierte den Scherz mit einem kleinen Nicken. »Obwohl ich vermute, dass du eigens welche mieten müsstest«, fuhr Perdita fort. »Meinst du, der Arzt wird so klug sein, hier draußen nach uns zu suchen?«
    Perdita plapperte weiter und schaffte es, unbefangen zu klingen, bis der Arzt endlich erschien. Dann musste sie sich abwenden, während er Kitty untersuchte. Er war so sanft und freundlich. Er fragte sie nicht, was sie an einem so kühlen Tag draußen zu suchen gehabt hatte oder warum sie ihren Alarmknopf nicht benutzt hatte, er bewegte lediglich ruhig

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